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Geld & Vorsorge > Wasserinfrastruktur Deutschland

Wasser-Alarm in Deutschland: 800-Milliarden-Sanierung nötig

Marode Leitungen, Klimawandel, Milliardenlücke: Deutschlands Wasserinfrastruktur steht vor dem Kollaps. Droht die Verdopplung der Wasserpreise?

Es war ein Silvesterabend, den die Berliner so schnell nicht vergessen werden - und das nicht wegen des Feuerwerks. In weiten Teilen der Hauptstadt fiel plötzlich die Wasserversorgung aus. Der Grund: ein Rohrbruch an einer fast 100 Jahre alten Leitung. Dieser Vorfall ist mehr als nur ein Warnschuss - er ist symptomatisch für den Zustand der deutschen Wasserinfrastruktur. Während wir über marode Straßen und Brücken debattieren, bröckelt unter unseren Füßen ein noch viel elementareres Netz: unser Wassersystem.

Die nassen Fakten: Ein Milliardengeschäft unter der Erde

Laut einem aktuellen Gutachten des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) steht die deutsche Wasserwirtschaft vor gewaltigen Herausforderungen. In den kommenden 20 Jahren müssen sage und schreibe 800 Milliarden Euro in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur investiert werden. Das entspricht einem jährlichen Investitionsbedarf von 40 Milliarden Euro - eine Vervierfachung der aktuellen Ausgaben.

Doch warum dieser gewaltige Investitionsstau? Zum einen haben viele Leitungen und Anlagen schlichtweg das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Zum anderen stellt der Klimawandel die Wasserwirtschaft vor neue Herausforderungen. Starkregen, Hochwasser und längere Trockenphasen erfordern eine Anpassung der Infrastruktur. Allein 10 bis 15 Prozent der Gesamtinvestitionen sollen in diese Klimaanpassung fließen.

Der Preis des Wassers: Wenn der Hahn teurer wird

Die bittere Pille für die Verbraucher: Ohne massive Preiserhöhungen wird es nicht gehen. Der VKU rechnet damit, dass sich die Entgelte für Wasser und Abwasser im Durchschnitt verdoppeln könnten. Aktuell zahlen die Bürger im Bundesdurchschnitt rund 23 Euro pro Kopf und Monat für Wasser und Abwasser. Diese Summe könnte also auf knapp 50 Euro ansteigen - ein spürbarer Einschnitt für viele Haushalte.

Besonders hart könnte es dünn besiedelte Gebiete treffen. Hier verteilen sich die hohen Fixkosten auf weniger Schultern, was zu überproportionalen Preissteigerungen führen könnte. Es droht eine Wasserscheide zwischen Stadt und Land.

Tropfen auf den heißen Stein? Lösungsansätze in der Pipeline

Doch die Wasserwirtschaft will die Kosten nicht einfach auf die Verbraucher abwälzen. VKU-Vizepräsident Karsten Specht fordert ein ganzes Bündel an Maßnahmen:

  • Staatliche Unterstützung: Ein Teil der geplanten 500 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen soll in die Wasserwirtschaft fließen.
  • Steuerliche Entlastung: Die Mehrwertsteuer für Trinkwasser soll auf null gesenkt werden.
  • Umverteilung von Abgaben: Einnahmen aus der Abwasserabgabe und Grundwasserentnahme sollen direkt in die Wasserinfrastruktur fließen.
  • Verursacherprinzip: Produzenten, deren Produkte das Wasser belasten, sollen stärker an den Kosten beteiligt werden.

Diese Vorschläge sind mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie könnten helfen, die finanzielle Last auf mehrere Schultern zu verteilen und die Preissteigerungen für die Verbraucher abzumildern.

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