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Ratgeber für den Alltag > Winterschlussverkauf

Schnäppchen beim WSV 2025: Wie der Handel clever profitiert

Saisonhöhepunkt Winterschlussverkauf: Wie Sie clevere Strategien nutzen, um Lager zu räumen, Kunden zu begeistern und Gewinne zu steigern.

Winterschlussverkauf: Händler und Kunden auf der Jagd nach den besten Angeboten (Foto:picture alliance/dpa)

Die Jagdsaison ist eröffnet - aber diesmal geht es nicht um Wild, sondern um Winterware zu Schnäppchenpreisen. Am 27. Januar 2025 fällt der Startschuss für den diesjährigen Winterschlussverkauf (WSV). Dieses traditionelle "Großreinemachen im Kleiderschrank des Einzelhandels" verspricht nicht nur verspricht nicht nur Verbrauchern Sparfreuden, sondern bringt auch Händler ordentlich ins Schwitzen.

Für viele Einzelhändler ist der WSV mehr als nur Tradition - er ist wirtschaftliche Notwendigkeit. "Kundinnen und Kunden können sich in den nächsten Wochen auf besondere Schnäppchen im Handel freuen", erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth gegenüber "nachrichten-münchen.com". Der Grund: Ein für viele Händler enttäuschendes Weihnachtsgeschäft hat die Lager gefüllt gelassen. Der WSV bietet die Chance, Platz für die Frühjahrskollektion zu schaffen und gleichzeitig Liquidität zu generieren.

Psychologie des Schnäppchenkaufs: Wenn weniger mehr ist

Warum springen Kunden auf WSV-Angebote an, obwohl die Ware zuvor kaum Beachtung fand? Professorin Michaela Wänke von der Universität Mannheim erklärt gegenüber der FAZ: "Wir reagieren negativ darauf, wenn wir das Gefühl haben, etwas nicht bekommen zu können".

Das sogenannte Knappheitsprinzip macht rare Güter attraktiver - unabhängig von ihrer Qualität. Verbraucher werden so zu "Detektiven auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis".

Weitere Wissenschaftler wie Kristofferson, McFerran, Morales und Dahl, haben auch einige dunkle Seiten dieser Knappheitsaktionen aufgedeckt. In ihrer Studie, veröffentlicht im renommierten Journal of Consumer Research, fanden sie heraus, dass solche Promotionen unter den Verbrauchern auch mal zu einer Stimmung führen könnten, die eher an einen Bandenkampf erinnert als an gemütliches Shopping. Ein bisschen Schubsen hier, ein kleiner Ellbogen dort – und schon fühlt man sich eher wie in einem Actionfilm als im Möbelhaus. Doch trotzdem bestätigt die Forschung, dass Produkte, die rar erscheinen, wesentlich attraktiver sind. Vielleicht liegt es daran, dass wir Menschen insgeheim den Nervenkitzel und die Dramatik der vermeintlich begrenzten Verfügbarkeit lieben.

Strategien für Handel und Verbraucher: Clever kaufen und verkaufen

Für Mittelständler bietet der WSV Chancen und Risiken zugleich. Einerseits können sie Lagerbestände abbauen, andererseits drohen Margenverluste. Kluge Strategien sind daher gefragt:

  • Rabatte: Statt wahllos die Preise zu senken, sollten Rabatte gezielt eingesetzt werden. Analysieren Sie, welche Produkte Ladenhüter sind, und schnüren Sie attraktive Pakete. Der clevere Mix aus Reduzierungen kann Wunder wirken, ohne dass die Gewinnspanne schmilzt.
  • Cross-Selling: Lassen Sie den WSV zur Bühne für kreative Cross-Selling-Aktionen werden. Der Verkauf eines kuscheligen Winterpullovers könnte der Startschuss für das passende Accessoire sein: Der Schal, der das Outfit erst perfekt macht. So wird aus einem Sale-Artikel gleich eine ganze Shopping-Story.
  • Exklusive VIP-Vorverkäufe: Kunden lieben es, sich besonders zu fühlen. Warum nicht einen exklusiven Vorverkauf für VIP-Kunden veranstalten? Ein kleiner Sektempfang, ein erster Blick auf die Angebote und ein persönlicher Austausch mit dem Team – das sorgt nicht nur für eine gute Bindung, sondern auch für Verkäufe, bevor der große Ansturm beginnt.
  • Online und Offline vereinen: Gerade als Mittelständler können Sie gut durch eine harmonische Symbiose von Online- und Offline-Angeboten glänzen. Präsentieren Sie neben dem stationären Geschäft auch ausgewählte WSV-Highlights in Ihrem Webshop und nutzen Sie die Gelegenheit, um durch Facebook-Live-Events oder Instagram-Stories direkt das Kundenengagement zu steigern. So bleibt die Aufmerksamkeit hoch, und der WSV verwandelt sich in ein digitales Ereignis.
  • Mach’s persönlich: Ein Lächeln hier, ein persönlicher Rat da – auch oder gerade im WSV können Sie ihre Trümpfe der Kundennähe und Authentizität voll ausspielen. Denn persönlich ist charmant und bleibt im Gedächtnis, während große Ketten oft gesichtslos bleiben.

 

Winterschlussverkauf

Der Winterschlussverkauf (WSV) ist ein traditionelles Verkaufsereignis im Einzelhandel, bei dem Winterware wie Kleidung, Schuhe und Accessoires zu stark reduzierten Preisen angeboten wird, um Platz für die neue Frühjahrskollektion zu schaffen. Typischerweise markiert der letzte Montag im Januar den Beginn des freiwilligen Winterschlussverkaufs (WSV) im Einzelhandel.

Ein kleiner Rückblick in die Geschichte:

  • 1909: Bereits 1909 wurden Saisonschlussverkäufe im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb erstmals geregelt. Damals ging es darum, den Zugriff auf Werksverkäufe, die zuvor nur Beamten und Werksangehörigen vorbehalten waren, etwas gerechter zu gestalten.
  • 1950 kam die „Verordnung über Sommer- und Winterschlussverkäufe“ vom Bundeswirtschaftsministerium ins Spiel. Händler durften nun zweimal im Jahr Schlussverkäufe veranstalten: Der WSV fand in der letzten Januar- und ersten Februarwoche statt, der Sommerschlussverkauf hingegen in der letzten Juli- und ersten Augustwoche. Zwölf Werktage lang konnten saisonabhängige Waren wie Kleidung, Schuhe, Lederwaren und Sportartikel vergünstigt angeboten werden. Zu den Textilien zählten damals auch Möbelstoffe und Teppiche, allerdings nur, wenn sie hauptsächlich aus textilen Materialien bestanden. Mit Koffern und Handtaschen war es ähnlich restriktiv: Sie durften in den Schlussverkauf aufgenommen werden, sofern sie aus Leder oder Textilien bestanden. Produkte wie Hartschalenkoffer oder Elektrogeräte blieben außen vor.
  • 2004: Dann kam das Jahr 2004, und mit der Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb fiel die strikte Regelung. Seitdem können Saisonschlussverkäufe nach Belieben organisiert werden, und es gibt keine Beschränkung mehr, welche Waren verkauft werden dürfen.
  • Heute: In der heutigen Praxis halten sich viele Geschäfte weiterhin an die traditionellen Zeiten für Schlussverkäufe. Das liegt zum einen an der fortbestehenden Notwendigkeit, saisonale Lagerbestände abzubauen, und zum anderen daran, dass sich Verbraucher an diese „Schnäppchen-Jahreszeiten“ gewöhnt haben. So bleibt alles ein bisschen wie früher, auch wenn die Regeln lockerer geworden sind.

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