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Recht und Steuern > Kommentar

Mehr Verantwortung, weniger Abgrenzung

Unternehmer fordern eine neue Rechtsform für personengebundene Unternehmen. Die Idee ist gut – aber nicht in der vorgelegten Variante.

Allein die Idee, sich mal wieder mit den Rechtsformen personengebundener Unternehmen zu beschäftigen, gehört gelobt. Schließlich stammt die letzte große Innovation in diesem Bereich von 1892, es war die "Erfindung" der GmbH. Wenn nun Unternehmer eine neue Rechtsform, die Gesellschaft in Verantwortungseigentum, fordern, ist das erst mal begrüßenswert. Nur: Befürworter wie Gegner dieser Initiative, zu denen neben der FDP auch die Familienunternehmerverbände gehören, sollten in Sachen moralische Überhöhung der Debatte ein Stück abrüsten.

Worum geht es? Eine Gruppe von Unternehmern – von der Eigentümerfamilie des Versandhändlers Otto, über die von jeher für alternative Wirtschaftsformen offene Antje von Dewitz vom Outdoor-Ausrüster Vaude bis zu den Marketing-Unterhaltungskünstlern des Berliner Bio-Kondomherstellers Einhorn – hat sich vor einiger Zeit zusammengetan, um eine neue Unternehmensrechtsform durchzusetzen: die Gesellschaft in Verantwortungseigentum. Sie soll eine Zwischenform zwischen dem klassischen, oft als GmbH organisierten, Familienunternehmen und dem Stiftungsunternehmen, wie etwa Bosch, sein. Das eine ist den Vorantreibern der Idee zu blutsbandengebunden, das andere zu aufwendig. Die Gesellschaft in Verantwortungseigentum nun soll nicht mehr personengebunden sein, aber eben auch nicht in einer Stiftung aufgehen, sondern quasi zweckgebunden sein. Und, wie ihre Befürworter sagen, in der Regel an den "höheren Zweck" gebunden.

Mit der Idee sind sie ganz schön weit gekommen: SPD und Grüne unterstützen das Vorhaben offen, selbst CDU-Wirtschaftswahlkämpfer Friedrich Merz lehnt sie nicht offen ab, nur Christian Lindner von der FDP ist so richtig dagegen. In einer Umfrage aus Allensbach befürworten sogar 57 Prozent der befragten Familienunternehmen den Plan. Aus der Stiftung Familienunternehmen kommt dagegen Ablehnung. Ihr Hauptargument: Verantwortung würden schon jetzige Familienunternehmer übernehmen, diese würden quasi abgewertet. Außerdem gehörten Firmeneigentum und Verantwortung in die Hände von dafür geeigneten Personen.

Nun ist die Frage: Wird den auf bisherige Weise organisierten Unternehmen durch eine neue Rechtsform etwas genommen? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Es geht nur darum, eine neue, von vielen Unternehmen gewünschte, Organisationsform zu ermöglichen. Nicht darum, eine andere zu verhindern. Die Verbände sollten also entspannt bleiben. Das bessere Modell wird sich am Ende von selbst durchsetzen. Eingeschränkt gehören aber auch die Verantwortungseigentümer in ihrer Verve für die eigene Idee: Ihre Gesellschaftsform ist weder moralisch noch wirtschaftlich überlegen. Sie ist einfach anders. Nicht mehr – aber eben auch nicht weniger.

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