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Recht und Steuern > Versicherungen

Sicherungshaken für Neu-Unternehmer

Wer mit einer Firma startet, hat meist wenig Geld. Welche Versicherungen sind privat und fürs Unternehmen wirklich sinnvoll?

Es braucht keine Pandemie, damit der Betrieb unerwartet stillsteht. Und es braucht auch keinen Virus, um als ernsthaft erkrankter Unternehmer über mehrere Wochen auszufallen. Es reicht schon, morgens früh auf dem Weg ins Büro in einen Unfall verwickelt zu werden. In solchen Fällen kann die richtige Versicherung zur existenziellen Hilfe werden. Vorausgesetzt, man hat vorher den persönlichen Bedarf sauber analysiert.

Ulrike Wegener, Beraterin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, warnt vor allem Gründer, Gründerinnen und kleinere Unternehmen: "Sie sollten sich gerade zu Beginn nicht zu viele Versicherungen aufbürden. Entscheidend für die richtige Auswahl, privat wie beruflich, ist immer die individuelle Lebenssituation." Dazu gehören etwa Alter, Gesundheit, finanzielle Rücklagen oder die nötige materielle Ausstattung des Unternehmens. Beispielsweise ist für einen 55-jährigen Selbstständigen eine Arbeitslosen-Versicherung wesentlich wichtiger als für einen 30-Jährigen, der nach dem Aus seiner Geschäftsidee trotzdem schnell woanders eine Festanstellung finden könnte.

Auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass eine Arbeitslosen-Versicherung sinnvoll sein kann. Die wichtigen Fragen lauten: Welchen Gefahren können Leib, Seele und Betrieb realistisch ausgesetzt werden? Welche Schäden kann man selbst tragen? Ab wann rechnen sich in Anbetracht einer möglichen Schadenhöhe monatliche oder jährliche Versicherungsbeiträge? Auch für Versicherungen existiert eine Bedürfnispyramide: Die größten Risiken werden zuerst abgedeckt, danach wird der Schutz je nach Finanzlage aufgestockt. Rainer Bradl, betriebswirtschaftlicher Berater bei der IHK für München und Oberbayern, skizziert die Ausgangslage so: "Eine Krankenversicherung ist in Deutschland für jeden verpflichtend, auch für Selbstständige. Sinnvoll können auch je nach den Lebensumständen eine private Altersvorsorge sowie eine Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung sein." Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Versicherungen privat und als Unternehmer, nicht nur für Gründer:

Krankenversicherung

Bei der wichtigsten persönliche Absicherung, der Kranken- und Pflegeversicherung, stehen Unternehmer vor der Frage: "Gesetzlich oder privat?". Ein komplexes Thema, denn niemand sollte sich von den günstigen Schaufenstertarifen vieler privater Anbieter blenden lassen. Die gelten meist nur für junge, gesunde Menschen und können im Laufe der Jahre teurer als eine gesetzliche Krankenversicherung werden. Zudem bieten die Gesetzlichen im Detail oft mehr Leistungen als die Privaten und Kinder sind kostenfrei mitversichert. Für diese Entscheidung sollten Unternehmer und Unternehmerinnen ausreichend Zeit einplanen und unabhängigen Rat zum Beispiel über die Verbraucherzentralen einholen. Im Laufe des Lebens geht es bei der Krankenversicherung um enorme Beitragssummen, das lohnt die Mühe. 

Krankentagegeld

Vor allem für gesetzlich Krankenversicherte kann eine zusätzliche Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll sein. Sie sichert in einem vorher festgelegten Rahmen den Verdienstausfall bei Krankheit ab. Hier kommt es auf jedes Detail an, Rat ist umso wichtiger. Berufsunfähigkeit Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist sehr sinnvoll – so sie im Ernstfall wirklich zahlt. Erstens müssen dafür die Versicherungsbedingungen stimmen und die Assekuranz darf für den Erkrankten kein Dasein als besserer Bürobote als adäquaten Job-Ersatz betrachten. Zweites sollte der zu Versichernde keine zu lange Krankenakte mitbringen. Bei Vorerkrankungen wird die Police entweder sehr teuer oder alle vermeintlichen Folgen aus Vorerkrankungen werden einfach nicht mitversichert. Das geht schnell. Schon ein jugendlicher Rückenschmerz oder Depressionen im Studium können reichen, um Jahre später in Erstattungsschwierigkeiten zu geraten. Der Kunde ist verpflichtet, seine Krankenakte für viele Jahre rückwirkend offenzulegen.

Altersvorsorge

Bei der Budgetplanung darf eine Sicherung auf keinen Fall vergessen werden: Die private Altersvorsorge ist zwingend nötig. Alles andere ist für Normal-Betuchte äußerst gefährlich. Denn auch wenn das Geschäft laufen sollte: Sobald man aufhört, fehlen Einnahmen. Und es ist nicht gesagt, dass sich die Firma später zu einem guten Preis verkaufen lässt.

Haftpflicht

Wichtig sind für den Betrieb Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung sowie Ertragsausfall- und Sachversicherung. Die Betriebshaftpflicht tritt ein bei Schäden Dritter, die Sach- und Ertragsausfallversicherung übernimmt Schäden an der Betriebseinrichtung und am Warenbestand. Ist das Budget für Versicherungen limitiert, folgt erst danach die Rechtsschutzversicherung. "Das ist wohl auch eine Sache der Persönlichkeit", sagt die erfahrene Beraterin Wegener. Und noch ein Hinweis vom Experten: "Wer andere Personen beschäftigt, ist zudem verpflichtet, die Beiträge für die Sozialversicherungen abzuführen, darunter auch die Beiträge für die gesetzliche Unfallversicherung an die zuständige Berufsgenossenschaft", sagt Brandl. Wie bei allen Vertragsabschlüssen oder Auftragsvergaben lohnt es sich also, den eigenen Bedarf genau zu definieren und entsprechende Vergleichsangebote einzuholen. Und weil nichts bleibt, wie es ist: Wie die Finanz- und Liquiditätsplanung müssen auch die individuellen Risikoanalysen auf Wiedervorlage und regelmäßig erneuert werden.

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