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Technologie > Zeitung zum Hören

„Articly“ überzeugt die „Löwen“

Ein Startup begeistert die „Löwinnen und Löwen“ in der Vox-Sendung mit einer scheinbar einfachen Idee: Die besten Artikel zum Hören. Vor allem Investor Carsten Maschmeyer ist Feuer und Flamme. Ein schönes Beispiel, wie man einer Krise in der Medienbranche entgegenwirken kann.

Carsten Maschmeyer hat sich mit 20 Prozent Firmenanteilen an "Articly" eingekauft. Bildnachweis: picture alliance/dpa | Henning Kaiser

Junge Leute lesen keine Zeitung? Stimmt, sagt Wolf Weimer. „Aber meine Generation hört gern gute Beiträge. Wir sind verrückt nach Audio-Inhalten.“ Mit dieser Grundprämisse ging der 27-Jährige in den Pitch bei „Die Höhle des Löwen“, dem Erfolgsformat des Fernsehsenders Vox: „Ich habe eine Leidenschaft für Qualitätsjournalismus, für gut erzählte Storys, Reportagen und Hintergrundberichte“, erklärte er Carsten Maschmeyer und Co. Seine Geschichte wirkte auf die „Löwen“ genauso stimmig wie die App an sich: Der Spross aus einer Journalistenfamilie, zu der auch die WEIMER MEDIA GROUP gehört, in der diese Publikation erscheint, hat eine Schülerzeitung gegründet und mit nur zwölf Jahren an der Seite von seinen Brüdern eine News-Website gelauncht. 

Mit Mitte 20 hatte er die nächste Idee, aus dem offensichtlichen Bedürfnis seiner Generation heraus: „Wir hören auf dem Weg zur Arbeit, beim Kochen oder beim Sport – einfach überall. Was es dabei kaum gibt, sind Audio-Angebote von Zeitungen und Magazinen. Die wirklich guten Inhalte gibt es meistens nur gedruckt. Diese zu hören? Keine Chance“, sagt Wolf Weimer. Was liegt da näher als eine Zeitung zum Hören? Mal abgesehen davon, dass damit auch Menschen mit Legasthenie, Sehbeeinträchtigung und Blinde einen besseren Zugang zum Qualitätsjournalismus bekommen. 

Auf der können sich Nutzer die besten Artikel von deutschen und internationalen Zeitungen und Magazinen top vertont anhören. Die Idee ist in Deutschland neu. In den USA und England funktioniert das Modell schon sehr gut – dort heißen die Apps Audm und Curio. „Wir wählen die besten Artikel aus namhaften Zeitungen wie Süddeutsche Zeitung, die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Welt, Forbes und vielen weiteren aus und lassen sie von professionellen Sprechern vertonen. Anschließend stellen wir diese zentral in der Articly-App zur Verfügung – und zwar in bester Hörbuch-Qualität“, beschreibt der Gründer seinen Arbeitsalltag. Das monatliche Abo kostet zwischen 6,99 und 8,99 Euro bei monatlicher Kündbarkeit. 
 

Wolf Weimer hat bei „Die Höhle des Löwen“ mitgemacht, um die App weiterzuentwickeln inklusive Marketingmaßnahmen. Neben einem strategischen Partner mit Netzwerk lautet sein Angebot an die Investoren: Für 70.000 Euro bekommt der Investor 20 Prozent der Firmenanteile. Carsten Maschmeyer sagte ja und so hat das Münchner Start-up einen großen Schritt gemacht, um zum neuen Spotify für Audio-Artikel werden. 

Im deutschen Medienbetrieb ist die „App – Zeitung zum Hören“ schlagartig eine heiße Entdeckung. Das Media Lab Bayern unterstützt Articly ebenso wie der Telefonica-Konzern mit seinem Accelerator Wayra. Investoren werden hellhörig, denn Articly hat nach Branchenanalysten eine faire Chance zum Plattformmodell a la Spotify heranzuwachsen. Das bedeutet, dass die Plattform sich für Content Provider öffnet und Medienhäusern den Content Upload incentiviert und Streams direkt vergütet.
 

Die Artikel kommen von den besten Adressen Deutschlands, von der Süddeutschen Zeitung bis zur Welt, aber auch über ein globales Syndication-System von mehr als 500 Zeitungen und Magazinen weltweit. Die hörbaren Artikel stammen damit von der Los Angeles Times bis zur japanischen Zeitung Yomiuri Shimbun. Damit bekommen deutsche Hörer exklusive Analysen und Beiträge von prominenten Politikern, Nobelpreisträgern, Wissenschaftlern, Wirtschaftsführern und zivilgesellschaftlichen Aktivisten aus der ganzen Welt.

„Besonders in Zeiten, in denen Breaking News, zehnsekündige Videos und Schlagzeilen das Nachrichten-Wissen prägen, wollen wir dem Qualitätsjournalismus eine neue – auditive – Bühne geben“, erklärt Wolf Weimer: „Uns ist Vielfalt besonders wichtig. Wir wollen keine politische Schlagseite haben und lassen deswegen verschiedenste Meinungen und Perspektiven zu Wort kommen.“ Wie Audm und Curio wendet sich auch Articly an die jüngere Wissenselite, vor allem an “auditive Lerntypen”, die es daher bevorzugen, neue Informationen über die Ohren aufzunehmen. 

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