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Technologie > Produktdesign im B2B-Bereich

Auch Maschinen dürfen schön sein – müssen aber mehr können

Gleich drei international anerkannte Design-Preise haben ihre Wurzeln in Deutschland, darunter auch der „IF Design Award“, der sich auf Industriedesign fokussiert hat. Im Interview erklärt Ralph Wiegmann, Geschäftsführer des Vereins IF Industrie Forum Design, welchen Mehrwert Design für das produzierende Gewerbe hat.

Herr Wiegmann, würden Sie einem Mittelständler generell empfehlen, auf Design zu setzen?
Das ist von den Zielen und der Zielgruppe abhängig. Nicht für jedes Unternehmen und für jedes Produkt ist das sinnvoll, und nicht jeder Versuch gelingt auch. Aber wenn ein Unternehmen offen für neue Ideen ist und sich darauf einlässt, kann es an Profil, Image und Erfolg gewinnen. Unternehmen wie Festo, Grohe oder Hilti haben damit eine steile Entwicklung hingelegt.

Welche Bedeutung hat Design heute im produzierenden Gewerbe?
Der Stellenwert wird immer größer. In der deutschen Industrie ist Engineering-Design längst etabliert, um etwa Roboter oder technische Anlagen zu entwickeln. Ich schätze, dass ein Drittel der hiesigen Industrieunternehmen mit Designern zusammenarbeitet.

Das klingt sehr technisch. Wo bleibt der klassische Formgestalter?
Engineering und Design lassen sich heute nicht mehr trennen. Die bloße Gestaltung der Außenhülle, was man sich klassischerweise unter Design immer vorstellt, ist einer ganzheitlichen Entwicklung der funktionalen, technischen und ästhetischen Elemente gewichen. Am Ende muss alles aus einem Guss sein – dafür ist der Designer unentbehrlich.

Kann Design alleine Probleme lösen?

Es kann zumindest bestehende Lösungen verbessern. Ein Beispiel: In den sechziger Jahren hat der Designer Rido Busse erstmals Maschinen in Grau gestaltet und ist damit von der üblichen Farbgebung in Hammerschlaggrün abgewichen. Das hatte zwei Effekte: Erstens wurde das Licht in den Hallen besser reflektiert. Und zweitens fiel ein Ölaustritt schneller auf. Das waren die Anfänge.

Was muss gutes Design heute leisten?

Gutes Design ist die Summe vieler Faktoren: sei es gute Bedienbarkeit, intuitives Verständnis, Servicefreundlichkeit, Robustheit oder Langlebigkeit.

Was macht eine gut designte Maschine aus?

Wenn eine Maschine beispielsweise so gestaltet ist, dass der Austausch von Ersatzteilen wenig Zeit kostet, dann ist das für das Unternehmen bares Geld wert, weil die Maschine kürzer still steht. Design ist immer zweckgebunden. Ästhetik ist nur noch ein Aspekt unter vielen.

iF Design Award

Der Preis wird jährlich in sieben Kategorien vergeben. Für den Wettbewerb reichten dieses Jahr fast 3.000 Unternehmen aus 54 Ländern rund 6.400 Produkte und Projekte ein. Von den Bewerbungen kamen 20 Prozent aus deutschen Unternehmen, auch von vielen Mittelständlern. Die Auszeichnung gibt es seit 1953, bis 1997 hieß sie „Die gute Industrieform“.


Design als Erfolgstreiber im Mittelstand

„Design? Brauchen wir nicht!“, so die verbreitete Meinung in Deutschland, besonders wenn es um das Business-to-Business(B2B)-Segment geht. Doch diese Haltung ist ungerechtfertigt. Ihr liegt das Missverständnis zugrunde, dass Design nur eine schöne Hülle ist. Richtig verstandene Formgebung bedeutet heute eine ganzheitliche Entwicklung der funktionalen, technischen und ästhetischen Elemente eines Produktes. Oder anders gesagt: Es genügt nicht, dass eine Maschine technisch gut ist, man muss es ihr auch ansehen. Qualität, Langlebigkeit, Innovation, Wartungsfreundlichkeit – all diese Eigenschaften unterstreicht gutes Design.

In Zeiten von Internationalisierung und Wettbewerbsdruck bietet Design darüber hinaus ein wichtiges Verkaufsargument. „Auch jeder Industriebetrieb ist ein Handelsunternehmen, das Kaufanreize schaffen muss“, sagt Jürgen R. Schmid. Der Industriedesigner ist davon überzeugt, dass auch Geschäftsführer, Einkäufer, Maschinenführer oder Servicetechniker „verführt“ werden müssen. Dafür muss sich ein Produkt aber abheben und auffallen.

Der Maschinenhersteller Arburg hat bereits in den fünfziger Jahren damit begonnen, seine Maschinen unverwechselbar zu gestalten. Der ehemalige kleine Familienbetrieb hat damit eine rasante Entwicklung hingelegt und erfindet sich immer wieder neu. Aber Design ist keine Frage von Größe. Auch kleine Unternehmen können sich damit profilieren. So ist es dem Automobilzulieferer Lübbering gelungen, mit seinen designten Montagewerkzeugen den Preisdruck der großen Autohersteller abzuwehren. Warum immer mehr Unternehmen auf Design setzen und was darin für ein Mehrwert liegt, steht ausführlich in der neuen Ausgabe von „Markt und Mittelstand“ (03/2018), die ab dem 2. März 2018 im Handel und online erhältlich ist.

Hier können Sie das Heft bestellen und „Markt und Mittelstand“ abonnieren
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