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Energie & Rohstoffe > Rohstoffkonflikt China-USA

China stoppt Export Seltener Erden - USA suchen Alternativen

Peking verhängt Ausfuhrbeschränkungen für kritische Rohstoffe. US-Industrie unter Druck, Kanada als möglicher neuer Lieferant im Fokus.

Chinas Exportstopp für Seltene Erden setzt USA unter Druck – Kanada rückt als alternativer Rohstofflieferant in den Fokus. (Foto: shutterstock)

China macht ernst: Die Regierung in Peking verhängte Exportbeschränkungen für sechs Seltene Erden sowie spezielle Magnete aus diesen Rohstoffen. Diese Maßnahme trifft die USA und Europa hart, da China bislang rund 90 Prozent des globalen Angebots an Seltenen Erden kontrollierte. Besonders betroffen sind Hightech-Branchen und die Rüstungsindustrie, die auf diese Materialien für die Produktion von Smartphones, Elektroautos und modernen Waffensystemen angewiesen sind.

Seltene Erden: Unverzichtbar für Zukunftstechnologien

Seltene Erden umfassen 17 chemische Elemente, die trotz ihres Namens in der Erdkruste relativ häufig vorkommen. Ihre Gewinnung und Verarbeitung ist jedoch aufwendig und oft umweltbelastend. In den letzten Jahrzehnten hat China seine dominante Marktposition gezielt ausgebaut, während viele westliche Minen aufgrund der Konkurrenz aus Fernost schließen mussten.

James Litinsky, CEO des US-Bergbauunternehmens MP Materials, warnt: "Drohnen und Roboter gelten als Zukunft der Kriegsführung und wie es aussieht, werden wir gerade von den wesentlichen Rohstoffen für deren Herstellung abgeschnitten." MP Materials betreibt die einzige Mine für Seltene Erden in den USA und plant, bis Ende des Jahres selbst in die Produktion von Magneten einzusteigen.

Kanada als Hoffnungsträger: Neue Quellen für kritische Rohstoffe

In dieser angespannten Situation richten sich viele Blicke nach Kanada. Das nordamerikanische Land verfügt über bedeutende Vorkommen an Seltenen Erden und anderen kritischen Rohstoffen. Laut der kanadischen Regierung befinden sich hier sogar die größten bekannten Reserven weltweit. Allerdings warnt Inga Carry von der Stiftung Wissenschaft und Politik: "Bei vielen Rohstoffen, die Kanada selbst als kritisch einstuft, möchte das Land die Produktion erhöhen – allerdings, um erst einmal den eigenen Bedarf zu decken."

Matthias Wachter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) weist zudem auf die langen Vorlaufzeiten bei Rohstoffprojekten hin: "Von der Planung über die Genehmigung bis zur ersten Förderung dauert es im Schnitt 15 Jahre." Er sieht jedoch Potenzial für eine Beschleunigung in Kanada, da viele Rohstoffe dort bereits gefördert werden und einige Provinzen Erleichterungen für Minenprojekte angekündigt haben.

USA reagieren: Neue Zölle und Untersuchungen

Die US-Regierung zeigt sich alarmiert von Chinas Vorgehen. US-Handelsminister Howard Lutnick kündigte neue Zölle auf chinesische Importe an. Zudem hat Präsident Donald Trump eine Untersuchung zu möglichen Importbeschränkungen für Computerchips und Pharma-Produkte eingeleitet. Diese könnten ebenfalls mit Zöllen belegt werden, um die heimische Produktion zu stärken.

Kevin Hassett, Wirtschaftsberater von Präsident Trump, bezeichnete Chinas Entscheidung als "besorgniserregend". Gleichzeitig betonte er, man sehe trotz der Turbulenzen keine Gefahr einer Rezession. Die Gespräche mit der EU über Handelsfragen würden zudem "enorme Fortschritte" machen, was insbesondere amerikanischen Autoarbeitern zugutekommen werde.

Die "New York Times" berichtet, dass einige US-Häfen bereits die Ausfuhr von Seltenen Erden gestoppt haben, bis ein neues Regelwerk für den Export erarbeitet ist. Dies könnte laut einem US-Importeur bis zu 45 Tage dauern.

Seltene Erden - Infobox

Seltene Erden sind 17 chemisch ähnliche Metalle – dazu zählen die 15 Lanthanoide (Metalle, die im Periodensystem auf Lanthan folgen) sowie Scandium und Yttrium. Sie sind nicht wirklich selten, aber schwer rein und wirtschaftlich zu gewinnen.

  • Hauptförderländer:
    China (Marktführer), USA, Australien

  • Zentrale Einsatzgebiete:
    Smartphones, E-Autos, Windkraft, Rüstung, Laser, Magnettechnik

  • Herausforderungen:
    Umweltprobleme beim Abbau, politische Abhängigkeiten, kaum Recycling

Seltene Erden:

  • Scandium (Sc):
    Wird in Leichtmetalllegierungen, z. B. für Flugzeuge und Sportgeräte verwendet.

  • Yttrium (Y):
    Eingesetzt in LEDs, Supraleitern, Lasern und Keramik.

  • Lanthan (La):
    Verwendet in wiederaufladbaren Batterien, Optiken und Glas.

  • Cer (Ce):
    Genutzt in Katalysatoren, Glaspolitur und Entschwefelung von Diesel.

  • Praseodym (Pr):
    Bestandteil von Magneten und Turbinen in Flugzeugen.

  • Neodym (Nd):
    Wichtig für starke Dauermagnete – z. B. in E-Autos und Kopfhörern.

  • Promethium (Pm):
    Radioaktiv; Einsatz z. B. in Leuchtfarben und Batterien für Raumfahrt.

  • Samarium (Sm):
    Magnetmaterial, aber auch in Kernreaktoren nützlich.

  • Europium (Eu):
    Für die roten und blauen Leuchtstoffe in Bildschirmen und Leuchtstofflampen.

  • Gadolinium (Gd):
    Wird als Kontrastmittel bei MRTs eingesetzt und in Nukleartechnik.

  • Terbium (Tb):
    Dient in grünen Leuchtstoffen und in Hochleistungslasern.

  • Dysprosium (Dy):
    Verbessert Magneten für hohe Temperaturen, z. B. in Windkraftanlagen.

  • Holmium (Ho):
    Verwendung in Speziallasern und zur Kernspinpolarisation.

  • Erbium (Er):
    Genutzt in Glasfaserkabeln, auch für Schmuck wegen rosa Färbung.

  • Thulium (Tm):
    Verwendet in Röntgentechnik und kleinen Lasern.

  • Ytterbium (Yb):
    Eingesetzt in hochpräzisen Atomuhren und Festkörperlasern.

  • Lutetium (Lu):
    Hat Anwendungen in PET-Scannern und als Katalysator.

 

Historische Einordnung

  • Die strategische Bedeutung Seltener Erden wurde erstmals während des Manhattan-Projekts im Zweiten Weltkrieg erkannt. In den folgenden Jahrzehnten dominierten zunächst die USA den Markt, bevor China ab den 1980er Jahren durch massive staatliche Förderung zur führenden Produktionsnation aufstieg.
  • Ein historischer Präzedenzfall für den aktuellen Konflikt ereignete sich 2010, als China vorübergehend den Export Seltener Erden nach Japan stoppte. Dies führte zu einem rapiden Preisanstieg und verstärkten Bemühungen anderer Länder, eigene Produktionskapazitäten aufzubauen. Die Lehre daraus: Diversifizierung und Recycling sind entscheidend für die Versorgungssicherheit.

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