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Technologie > Geschäftsaussichten

China verliert für den Maschinenbau immer mehr an Attraktivität

Für deutsche Mittelständler wird der Export nach China immer schwieriger. Eine Fertigung vor Ort ist für viele Maschinenbauer aber ebenfalls keine lohnenswerte Option. VDMA-Präsident Karl Heusgen äußert sich zu Herausforderungen und Wachstumsschancen.

Die chinesischen Bestrebungen, immer mehr Güter selbst zu fertigen, bringt die deutschen Maschinenbauer zunehmend in Bedrängnis. "Viele Mittelständler werden sich nach anderen Märkten umsehen müssen", stellt Karl Heusgen, Präsident des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) fest. Der Export nach China werde immer schwieriger. Doch für viele Unternehmen sei eine eigene Fertigung vor Ort nicht umsetzbar, so der Verbandschef. Die durchschnittliche Größe der im VDMA versammelten Unternehmen zählt rund 200 Mitarbeiter. Selbst für die Großen der Branche sei fraglich, ob sich eine Präsenz in China lohnt: "Eine Fertigung alleine macht dort wenig Eindruck. Doch Forschung und Entwicklung vor Ort zu betreiben ist angesichts des ungewissen Schutzes von geistigem Eigentum schwierig", gibt Heusgen zu bedenken. Insgesamt seien in China die Geschäftsaussichten für 2022 eher verhalten, zumal das Land strukturelle Probleme wie die Immobilienkrise zu bewältigen habe.

Konflikte schwelen weiter

Mit Sorge verfolgt der VDMA, dass der Konflikt zwischen den USA und China auch nach der Amtszeit von Präsident Donald Trump weiter geht. Aber auch in den USA sehen die deutsche Maschinen- und Anlagenbauer sich weiter mit Handelshürden konfrontiert. Zwar habe sich das politische Klima mit der Wahl von Joe Biden verbessert, doch der Abbau von Industriezöllen kommen nicht voran, klagt Heusgen. Zudem würden die USA eine Reform der Welthandelsorganisation WTO weiter blockieren. Gleichwohl erwartet der VDMA in der Region eine sehr gute Entwicklung, die beispielsweise durch die massiven Infrastrukturprogramme aus Washington befeuert wird. China und die USA haben jeweils einen Anteil von rund elf Prozent am Geschäft der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer das entspricht einem Volumen von je 20 Milliarden Euro.

Heusgen lobt die Pläne der Bundesregierung, die Außenwirtschaft zu stützen. "Die von und schon lange geforderte stärkere Exportunterstützung brauchen insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen in Form von Hermes-Deckungen im Bereich der sogenannten Small Tickets." Der VDMA begrüßt auch die Absicht der Ampel-Koalition, europäische Betriebe besser vor Sanktionen von Drittstaaten zu schützen und gegen unfaire Handelspraktiken innerhalb der EU vorgehen zu wollen. Kritisch sieht Heusgen hingegen, dass Freihandelsabkommen politisch immer öfter mir anderen Forderungen verquickt werden. "Hier schießt die Ampel über das Ziel hinaus."

Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel

In diesem Jahr wird die Branche um gut sieben Prozent zulegen, dieses Tempo wird auch für 2022 erwartet. Ausgebremst werden die Maschinenbauer wie andere Branchen auch, durch fehlende Elektronikteile und Metalle. Eine Entspannung wird Mitte kommenden Jahres erwartet. Allerdings geht man beim VDMA davon aus, dass fehlende Elektronikteile die Branche noch lange belasten werden. Die Unternehmen reagieren nach Beobachtung des Verbandes mit einem Ausbau der Lagerhaltung. Zudem versuche man das Spektrum der Lieferanten zu erweitern. Trotz der klemmenden Lieferketten wird die Branche ein Produktionsvolumen von 219 Milliarden Euro erreichen. Damit liegt die Branche fast wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Die Auftragseingänge legten um 34 Prozent zu.

Gut 70 Prozent der Unternehmen wollen im kommenden Jahr mehr Mitarbeiter einstellen. Allerdings fehle es an geeigneten Fachkräften. "Beim Thema Zuwanderung ist darum die neue Bunderegierung gefordert", so Heusgen. Denkbar sei ein Punktesystem, mit dem man in Kanada sehr gute Erfahrungen gemacht habe, ergänzte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Derzeit beschäftigt die Branche eine Million Mitarbeiter und ist damit größter industrieller Arbeitgeber. Die Maschinenbauer plädieren dafür, die coronabedingten Zahlungen auslaufen zu lassen. Es gehe darum Gewöhnungseffekt zu vermeiden, mahnt Heusgen, der eine Rückkehr zu soliden Staatsfinanzen anmahnt. Auch die Kurzarbeit sollte zurückgefahren werden. "Hier läuft man Gefahr, dass andere Probleme sozialisiert werden." Insgesamt sei die Zeit für eine Abkehr der "kleinteiligen Überregulierung" gekommen.

Bei der Bewältigung des Klimawandels sieht sich die Branche an vorderster Front. "Ohne den Maschinen- und Anlagenbau ist Klimaschutz nicht machbar", gibt sich Hausgen selbstbewusst und fügt hinzu: "Wir brauchen in den kommenden Jahren den deutlich schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien." Der VDMA unterstütze deshalb der im Koalitionsvertrag eingeschlagenen Kurs. Der Verband spricht sich ferner für Erdgas als "Brücken-Rohstoff" aus. Neue Kraftwerke sollten so ausgelegt sein, dass sie später mit Wasserstoff weiterbetrieben werden können.

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