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Technologie > Energieeffizienz

CO2-neutrale Gewerbeimmobilien: So geht’s

Die Klimaziele von Bundesregierung und EU bringen auch Mittelständler in Zugzwang. Um klimafreundlich zu werden, lohnt es sich, neue Gewerbeimmobilien CO2-neutral zu errichten. Die Blechwarenfabrik Limburg macht es vor.

Bis 2050 will die Europäische Union energieneutral sein – so hat es Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen ausgegeben. Das bringt auch Gewerbeimmobilien-Besitzer in Zugzwang. Immer häufiger streben sie nach CO2-Neutralität – und setzen sie auch um. 

Wie klimafreundliche Gewerbeimmobilien aussehen können, zeigt der neue Standort der Blechwarenfabrik Limburg. 2014 entschied der Hersteller von Verpackungen aus Weißblech, seinen alten Standort zu verlassen und auf der grünen Wiese neu zu bauen. 

„Eine Erweiterung unseres Stammsitzes in der Limburger Innenstadt war nicht möglich, und ohnehin waren unsere Prozesse aufgrund voriger Erweiterungen schon sehr ineffizient geworden“, sagt Annika Trappmann, Mitglied der Geschäftsleitung des Mittelständlers, der mit 300 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 60 Millionen Euro erwirtschaftet. Vor den Toren der Stadt errichtete das Unternehmen daher seinen neuen Firmensitz – und hat bislang bereits 2,4 Millionen Kilogramm CO2 eingespart.

Gewerbeimmobilien: Heizen mit Prozesswärme

Den gesamten Gebäudekomplex heizt das Unternehmen mit Prozesswärme. „Unsere Lackieranlage wird dauerhaft auf sehr hohen Temperaturen betrieben – das ist Energie, die bei vielen Unternehmen über den Schornstein ausgeleitet wird“, berichtet Trappmann. 

Um diese Energie zu nutzen, installierte das Unternehmen eine Absorptionskälteanlage, die die überschüssige Wärme im Winter durch hydraulische Verschaltung zum Beheizen der Hallen und der Verwaltung zur Verfügung stellt. Im Sommer wandelt die Anlage die Wärme in kühle Luft oder kühles Wasser um, so dass weder Verwaltung noch die Produktionshalle Klimaanlagen benötigen.

Schlau durch Austausch

In vielen Städten und Regionen gibt es sogenannte Energieeffizienz-Netzwerke, in denen Unternehmen von technischen Umrüstungsmöglichkeiten erfahren, zur Verwendung von Fördermitteln geschult werden und den Austausch miteinander pflegen. Sie sind durch eine Initiative der Bundesregierung und Verbänden sowie Organisationen der deutschen Wirtschaft vor Ort entstanden. Alle 257 Netzwerke sind unter www.effizienznetzwerke.org gelistet. Aktuell sind in den Netzwerken 2.170 Unternehmen aller Branchen und Größen organisiert.

Auf dem Gebäudedach installierte das Unternehmen eine Photovoltaikanlage. Die gesamte Energie, die sie liefert, verwendet die Blechwarenfabrik selbst. Den kompletten Strombedarf des Unternehmens deckt die Photovoltaikanlage jedoch nicht – trotz ihrer Leistung von 750 Kilowattstunden bei idealen Bedingungen. Für die Nachtschichten bezieht das Unternehmen daher Strom aus dem öffentlichen Netz.

 

Mit Monitoringsystem alles im Blick

Die Beleuchtung in Produktionshalle und Verwaltungsgebäude ist komplett automatisiert. Sie läuft entweder über Bewegungsmelder oder ist an den Betrieb der Produktionslinien gekoppelt. „Wenn eine Linie ausgeschaltet wird, geht auch die Beleuchtung darüber aus. Im gesamten Gebäudekomplex haben wir keinen einzigen Lichtschalter mehr“, berichtet Trappmann. In der Vergangenheit sei viel Energie verschwendet worden, weil Mitarbeiter vergessen hätten, zum Feierabend das Licht auszuschalten: „Das wollten wir minimieren und haben es auch geschafft.“

Über ein Monitoringsystem hat Annika Trappmann jederzeit Einblick in die Verbräuche der einzelnen Anlagen und kann kurzfristig einen Techniker losschicken, wenn es einmal irgendwo einen Fehler gibt. „Im alten Gebäude mussten wir sämtliche Zähler wöchentlich per Hand auslesen“, erinnert sie sich, „jetzt haben wir immer alles im Blick.“ Indem sie die Produktionsdaten ins Verhältnis zum Stromverbrauch setzt, kann sie außerdem weitere Stellen identifizieren, an denen die Effizienz vielleicht noch weiter erhöht werden kann. 

Die Erarbeitung und Umsetzung neuer Ideen geschieht dann auf dem kurzen Dienstweg: Fast alle Anlagen und Konzepte für die energieeffiziente Umrüstung entwickelte das Unternehmen selbst. „Für unsere Ingenieure war das ein schönes und spannendes Projekt. Wir sind sehr stolz darauf, was wir gemeinschaftlich geschaffen haben“, sagt Trappmann.

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