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Technologie > E-Auto-Markt China

Deutsche Autobauer kämpfen mit Absatzkrise bei E-Autos in China

Der Marktanteil deutscher Elektrofahrzeuge in China sank 2024 auf fünf Prozent. Strafzölle und Preisdruck erschweren die Situation zusätzlich.

Deutsche Elektroautos wie Meredes kämpfen in China mit drastischen Absatzrückgängen. (Foto: Shutterstock)

Die deutschen Autohersteller stehen in China vor einer massiven Herausforderung. Im weltweit größten Markt für batterieelektrische Fahrzeuge ist ihr Marktanteil 2024 auf nur noch rund fünf Prozent gesunken. Dies bedeutet einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als der Anteil noch bei 6,5 Prozent lag.

Dramatischer Absatzrückgang bei Premiumherstellern

Besonders hart trifft es die deutschen Premiumhersteller. Während der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge in China um 27 Prozent auf über 6,3 Millionen Einheiten wuchs, verzeichneten die deutschen Marken teilweise drastische Einbrüche. BMW musste einen Rückgang von etwa einem Prozent hinnehmen, während die Zulassungen von Mercedes und Audi um knapp 25 Prozent einbrachen. Besonders dramatisch war die Situation bei Porsche, wo die Zulassungen um über 50 Prozent zurückgingen. Der Elektro-Sportwagen Taycan wurde 2024 lediglich 1845 Mal verkauft.

Gründe für die Absatzkrise deutscher E-Autos in China

Die Absatzkrise deutscher Elektrofahrzeuge in China hat multiple Ursachen. Hier sind die fünf wichtigsten Gründe:

  • Preisliche Wettbewerbsfähigkeit: Deutsche E-Autos sind oft deutlich teurer als vergleichbare chinesische Modelle. Ein Beispiel ist der Porsche Taycan, der in China ab umgerechnet etwa 123.000 Euro kostet, während der ähnliche Xiaomi SU7 für rund 30.000 Euro angeboten wird. Diese Preisdifferenz macht es für deutsche Hersteller schwer, preissensible Kunden zu gewinnen.
  • Technologischer Rückstand: Chinesische Hersteller haben in Bereichen wie Batterietechnologie, Reichweite und Konnektivität aufgeholt oder sogar die Führung übernommen. Viele chinesische E-Autos bieten fortschrittliche Funktionen und Technologien, die bei deutschen Modellen oft fehlen oder teuer zugekauft werden müssen.
  • Mangelnde Marktanpassung: Deutsche Hersteller haben es versäumt, ihre Modelle an die spezifischen Bedürfnisse und Präferenzen des chinesischen Marktes anzupassen. Beispielsweise gibt es eine hohe Nachfrage nach Range-Extendern, die von deutschen Herstellern nicht bedient wird.
  • Starke lokale Konkurrenz: Chinesische Marken wie BYD, Li Auto und Xiaomi haben in kurzer Zeit beeindruckende Fortschritte gemacht und bieten qualitativ hochwertige Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Preisen an. Ihre lokale Präsenz und das Verständnis für den heimischen Markt verschaffen ihnen zusätzliche Vorteile.
  • Imageprobleme: Während deutsche Marken bei Verbrennungsmotoren noch immer einen exzellenten Ruf genießen, werden sie im Bereich der Elektromobilität oft nicht als Innovationsführer wahrgenommen. Dies erschwert es ihnen, technikaffine und zukunftsorientierte Kunden für ihre E-Autos zu begeistern.

Strafzölle verschärfen die Situation in Europa

Während die deutschen Hersteller in China mit Absatzproblemen kämpfen, sehen sie sich in Europa mit einer anderen Herausforderung konfrontiert: Strafzöllen auf in China produzierte Elektrofahrzeuge. Diese Zölle, die zwischen 17,0 und 35,3 Prozent betragen, treffen auch deutsche Unternehmen, die Fahrzeuge in China für den europäischen Markt produzieren.

Mercedes beispielsweise klagt gegen diese EU-Zölle, da sie das Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Geely betreffen, welches unter anderem die E-Auto-Marke Smart produziert. Die Autoindustrie ist international verzahnt, einige Hersteller sind mit chinesischen Firmen verbandelt oder produzieren in China für den europäischen Markt.

Preisdruck und Marktpositionierung in Europa

Auch in Europa stehen die chinesischen Hersteller unter Druck, ihre Preise anzupassen. Eine Untersuchung von Escalent zeigt, dass europäische Kunden deutliche Preisnachlässe erwarten, bevor sie den Kauf eines chinesischen E-Autos in Betracht ziehen. Im Durchschnitt seien 27 Prozent Rabatt notwendig, damit ein Wechsel zu einer chinesischen Marke infrage kommt.

Bislang positionieren sich chinesische Hersteller in Europa preislich auf Augenhöhe mit etablierten Marken oder liegen teilweise sogar darüber. In Deutschland kostet ein MG4 derzeit 34.990 Euro, während der ID.3 von Volkswagen ab 33.330 Euro erhältlich ist. Diese Preisgestaltung könnte sich angesichts der Strafzölle und der Kundenerwartungen als problematisch erweisen.

Produktionsanpassungen und Zukunftsstrategien

Die Absatzschwäche hat direkte Auswirkungen auf die Produktion. Laut Marklines hat der Volkswagen-Konzern 2024 erstmals seit zwölf Jahren weniger als drei Millionen Autos in seinen chinesischen Werken gebaut. Die Produktion ging um mehr als zehn Prozent auf gut 2,7 Millionen Einheiten zurück. Auch BMW und Mercedes verzeichneten Produktionsrückgänge in China.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen die deutschen Hersteller auf neue technische Plattformen. BMW plant die Einführung der "Neuen Klasse" Ende des Jahres, die unter anderem im Werk Shenyang produziert werden soll. Mercedes wird ebenfalls eine neue Plattform namens "MMA" einführen. Volkswagen hingegen hinkt bei der Entwicklung eigenständiger Plattformen hinterher. Deutsche Hersteller haben die Möglichkeit, erfolgreich zu sein, wenn sie zügig neue technologische Plattformen auf den Markt bringen. Entscheidend ist dabei ein schnelles und konsequentes Handeln sowie eine strategisch kluge Lokalisierung von Wertschöpfung und Entwicklung in China, um dort ebenfalls Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg zu sichern.

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