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Energie & Rohstoffe > Großbatteriespeicher Bollingstedt

Deutschlands größter Batteriespeicher geht in Bollingstedt ans Netz

Mit 103,5 Megawatt Leistung und 238 Megawattstunden Kapazität stabilisiert die Anlage das Stromnetz und nutzt Überschüsse aus Wind- und Solarenergie.

Neuer Batteriegroßspeicher in Schleswig-Holstein (Foto: picture alliance)

In Bollingstedt, Schleswig-Holstein, wurde am Donnerstag einer der größten Batteriespeicher Deutschlands offiziell in Betrieb genommen. In einem gemeinsamen Projekt haben das deutsch-norwegische Unternehmen Eco Stor und die EPW GmbH eine Anlage realisiert, die mehr ist als nur Technik – sie ist ein Symbol für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Energiezukunft. Hier wird erneuerbare Energie nicht nur produziert, sondern klug gespeichert und nutzbar gemacht – ein echter Fortschritt in Sachen Effizienz und Versorgungssicherheit.

Technische Details des Bollingstedter Batteriespeichers

Der neue Großspeicher beeindruckt mit beachtlichen Kennzahlen: Eine Leistung von 103,5 Megawatt (MW) und eine Speicherkapazität von 238 Megawattstunden (MWh) ermöglichen es, rechnerisch bis zu 170.000 Mehrpersonen-Haushalte für zwei Stunden mit Strom zu versorgen. Die Anlage besteht aus 64 Containern mit Lithium-Ionen-Batterien sowie 32 Containern für Wechselrichter und Transformatoren.

Die Hauptaufgabe des Speichers liegt darin, Produktionsüberschüsse aus Wind- und Solarenergie aufzunehmen und den Strom bei Bedarf, insbesondere während der morgendlichen und abendlichen Verbrauchsspitzen, wieder ins Netz der SH-Netz einzuspeisen. Damit trägt die Anlage wesentlich zur Stabilisierung des Stromnetzes bei.

Wirtschaftliche Auswirkungen und Kosteneinsparungen

Die ökonomischen Vorteile des Großspeichers sind beträchtlich. Eco-Stor-Geschäftsführer Georg Gallmetzer betont die Fähigkeit, "wertvollen Sonnenstrom in die Abendstunden zu verschieben, Preise zu dämpfen und Strom aus Gas und Kohle weiter zu reduzieren." Konkret hätte der Speicher während der deutschlandweiten Dunkelflaute Mitte Dezember den Preis an der Strombörse um 36 Euro pro Megawattstunde senken können.

Die Entlastung für die deutsche Wirtschaft wird auf rund eine Million Euro beziffert. Zusätzlich könnte das EEG-Umlagekonto, das bei Stromüberschüssen einen steuerfinanzierten Ausgleich an die Erzeuger zahlt, durch einen Speicher dieser Größenordnung jährlich um etwa vier Millionen Euro entlastet werden.

Ausbau weiterer Großspeicher in Deutschland

Der Bollingstedter Speicher ist Teil einer größeren Entwicklung im Bereich der Energiespeicherung. Eco Stor plant bereits in der Nachbargemeinde Schuby eine ähnlich dimensionierte Anlage und hat insgesamt mehr als zwei Gigawattstunden Speicherkapazität in der Entwicklung. Auch andere Energieunternehmen investieren in Großspeicher: EnBW beispielsweise errichtet am Standort Marbach einen Batteriespeicher mit 100 Megawattstunden Kapazität, der noch in diesem Jahr ans Netz gehen soll.

Laut den Battery Charts der RWTH Aachen verfügt Deutschland aktuell über Großspeicher mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Gigawattstunden. Unter Einbeziehung von Gewerbe- und Heimspeichern steigt diese Zahl auf 20,3 Gigawattstunden, wobei Heimspeicher mit 16,7 GWh den größten Anteil ausmachen.

Herausforderungen für Stromnetz und Energiewende

Trotz der positiven Entwicklungen im Bereich der Batteriespeicher bleiben Herausforderungen bestehen. Experten wie Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin betonen, dass Batteriespeicher den Stromnetzausbau nicht vollständig ersetzen können. Beide Technologien müssen sich ergänzen, wobei Batteriespeicher als kostengünstigere und schneller realisierbare Option eine wichtige Rolle spielen.

Die Kosten für den notwendigen Netzausbau sind erheblich. Die Bundesnetzagentur prognostiziert allein für den Verteilernetzausbau zwischen 2022 und 2032 Kosten von rund 42 Milliarden Euro. Andere Studien gehen sogar von Gesamtkosten von bis zu 730 Milliarden Euro aus. Diese Kosten werden voraussichtlich größtenteils über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt.

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