Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Technologie > Güter- und Logistikbranche

E-Trucks: Der große Elektro-LKW-Boom und seine Auswirkungen auf die Logistikbranche

Batterieelektrische Schwerlaster revolutionieren den Güterverkehr, doch Unternehmen stehen vor komplexen Entscheidungen. Technologievielfalt trifft auf wirtschaftliche Realität.

E-LKWs auf der Überholspur: Neue Technologien verändern den Güterverkehr. (Foot: Shutterstock)

In Güterbranchen, die auf schwere Nutzfahrzeuge angewiesen sind, bahnt sich eine elektrische Trendwende an. Während Dieselmotoren seit Jahrzehnten den Ton angeben, zeichnet sich bei batterieelektrischen LKWs ein faszinierendes Bild technologischer Vielfalt ab. Diese Entwicklung stellt nicht nur die Logistikbranche, sondern auch Unternehmer vor neue Weichenstellungen.

Höhere Reichweiten - bis zu 500 Kilometer mit voll beladenem Auflieger

Die Landschaft der E-LKWs präsentiert sich überraschend divers. Während bei Dieselfahrzeugen Reihensechszylinder-Turbomotoren dominieren, treffen bei elektrischen Sattelzugmaschinen verschiedene Konzepte aufeinander. Zentralantriebe konkurrieren mit E-Achsen, einzelne starke E-Motoren mit Konfigurationen aus drei E-Maschinen.

Etablierte Hersteller wie DAF Trucks, MAN, Scania, Volvo Trucks und Renault Trucks setzen auf konventionelle Zentralantriebe. Diese Konfiguration überträgt die Kraft klassisch per Kardanwelle an die Hinterachse. Der Vorteil: Viele Gleichteile können von Dieselmodellen übernommen werden, was Produktion und Wartung vereinfacht. Zudem bleibt die Nutzlast der Hinterachse hoch.

Iveco und Mercedes-Benz Trucks hingegen favorisieren E-Achsen. Diese Lösung ermöglicht größere Batteriekapazitäten und höhere Reichweiten - bis zu 500 Kilometer mit voll beladenem Auflieger sind möglich. Auch Volvo Trucks plant für 2025 Fernverkehrs-LKWs mit E-Achsen und einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern.

Bei den Batterien dominieren noch Nickel-Mangan-Cobalt-Energiespeicher (NMC), doch auch Lithium-Eisenphosphat-Pakete (LFP) gewinnen an Bedeutung, etwa bei DAF Trucks und Mercedes-Benz Trucks.

Zentralantrieb:

  • Vorteile: Nutzung von Gleichteilen, einfachere Produktion, hohe Nutzlast
  • Nachteile: Geringere Effizienz, weniger Platz für Akkupakete

E-Achse:

  • Vorteile: Größere Batteriekapazität, höhere Reichweiten
  • Nachteile: Weniger Synergien mit bestehenden Dieselmodellen

Wirtschaftliche Überlegungen: Der schmale Grat zwischen Klimaschutz und Rentabilität

Für Unternehmen ist der Umstieg auf E-LKWs primär eine wirtschaftliche Entscheidung. Dabei gilt es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen:

  • Anschaffungskosten
  • Betriebskosten
  • Reichweiten
  • Ladeinfrastruktur.

Tools wie "My eRoads" bieten Unterstützung bei der Berechnung der Gesamtkosten und erleichtern den Einstieg in die komplexe Thematik.

Alternativ zum batterieelektrischen Antrieb stehen auch Wasserstofflösungen zur Debatte. Wasserstoff punktet mit hoher Energiedichte und kurzen Betankungszeiten, was besonders im Fernverkehr attraktiv ist. Allerdings stehen dem noch Herausforderungen wie die mangelnde Tankstelleninfrastruktur, begrenzte Fahrzeugverfügbarkeit und hohe Produktionskosten für grünen Wasserstoff gegenüber.

Zur Dekarbonisierung bestehender Flotten kommen zudem alternative Kraftstoffe wie HVO 100, Biogas oder synthetische Kraftstoffe in Frage. Die Wirtschaftlichkeit dieser Optionen muss jedoch im Einzelfall geprüft werden.

Wie entwickelt sich das öffentliche Ladenetz?

Das öffentliche Ladenetz wird aktuell ausgebaut. Laut der entsprechenden Ausschreibung des Bundes wird das Netz zunächst auf öffentlichen, nicht bewirtschafteten Rastplätzen und später auch auf bewirtschafteten Rastanlagen erweitert. Bis 2030 sollen so etwa 4.200 Ladepunkte an 350 Standorten in Deutschland entstehen. Zusätzlich treten derzeit privatwirtschaftliche Unternehmen in den Markt ein, die eigenständig Ladeparks für batterieelektrische LKW errichten.

NRW als Vorreiter: Kampagne "E-Trucks.NRW" ebnet den Weg in die elektrische Zukunft

Nordrhein-Westfalen setzt mit der Kampagne "E-Trucks.NRW" ein deutliches Zeichen für die Zukunft des Güterverkehrs. Ziel ist es, Unternehmen bei der Umstellung ihrer Flotten zu unterstützen und konkrete Lösungen für eine klimafreundliche Logistik aufzuzeigen. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur betont: "Elektrische Antriebe sind ein Schlüssel dazu. Schon heute zeigen Unternehmen, dass der Einsatz von E-LKW nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist." Die Kampagne umfasst:

  • Eine zentrale Internetseite mit gebündelten Informationen
  • Umfassende Workshop- und Seminarangebote
  • Diskussion und Verfolgung von Maßnahmen zur Erleichterung der Flottenumstellung

Ein Förderaufruf im Herbst 2024 unterstützte bereits die Anschaffung von 227 neuen batterieelektrischen LKWs, was die Anzahl der schweren E-LKWs über 12 Tonnen in NRW mehr als verdreifachen wird.

Zu den wichtigsten Fragen beim Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge

Branchenzahlen Logistik NRW

  • 24.000 Unternehmen
  • 364.000 Beschäftigten
  • Jahresumsatz von 68 Milliarden Euro

Transport und Logistik gehören zu den zentralen Branchen in Nordrhein-Westfalen. Nur etwa 1,3 Prozent der Fahrzeuge in Nordrhein-Westfalen sind dem schweren Straßengüterverkehr zuzuordnen, machen aber rund 21,3 Prozent der Emissionen im Verkehrssektor aus.

Ähnliche Artikel