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Energie & Rohstoffe > Erdgasmarkt Stresstest

Erdgasmarkt im Stresstest: Lehren aus der Energiekrise für den Mittelstand

Wie Angebots- und Nachfrageschocks den deutschen Erdgasmarkt beeinflussen und welche Schlüsse der Mittelstand daraus ziehen kann

Immer neue Energiekrisen: Auswirkungen auf Erdgasmarkt und Chancen für den Mittelstand (Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)

Nach den erheblichen Auswirkungen des Hurrikans Helene auf die USA sind die Erdgaspreise auf ein neues Dreimonatshoch von 2,9 Dollar pro Million British Thermal Units (MMBtu) gestiegen. Der Sturm verursachte erhebliche Produktionsunterbrechungen im Golf von Mexiko, einem wichtigen Erdgaslieferanten für den US-Markt. Diese Störungen, gepaart mit weitreichenden Stromausfällen im Südosten der USA, führten zu einer gesteigerten Nachfrage und somit zu erhöhten Preisen.

Auch im Jahr 2022 erlebte die Wirtschaft einen plötzlichen Preissprung - damals sogar um das Zwölffache. Der Überfall Russlands auf die Ukraine löste eine Energiekrise aus, die den deutschen Erdgasmarkt in einen beispiellosen Stresstest versetzte. Doch wie reagierte der Markt auf diese Turbulenzen, und was können mittelständische Unternehmen daraus lernen?

Gaspreisschocks: Wenn das Angebot den Preis in die Höhe treibt

Eine Studie von Güntner, Reif und Wolters (Quelle Bundesbank.de 2024) zeigt, dass für Preisexplosionen meist Angebotsschocks - also unerwartete Veränderungen in der Verfügbarkeit von Erdgas, verantwortlich sind. "Ohne den Einfluss ungünstiger Angebotsschocks wäre der reale Gaspreis im Juli 2022 gut 30 Prozent niedriger gewesen", so die Forscher.

Für mittelständische Unternehmen bedeutet dies: Diversifizieren Sie Ihre Energieversorgung, denn sie dient als Puffer gegen solche Preissprünge.

Doch nicht nur das Angebot, auch die Nachfrage spielt in Phasen von Preisexplosionen meist Achterbahn. Die unerwartet starke Nachfrage im Sommer 2022 beispielsweise spiegelte Aufholeffekte nach der Pandemie wider, während im Herbst Gaseinsparmaßnahmen der Industrie den Preis dämpften.

Auch hier zeigt sich wieder: Flexibilität im Energieverbrauch kann für Unternehmen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. Wer seinen Energiebedarf schnell anpassen kann, ist krisenfester.

Was wäre wenn? Szenarien für die Zukunft

Die Forscher wagten auch einen Blick in hypothetische Szenarien: Ein kompletter Stopp russischer Gaslieferungen hätte zu noch höheren Preisen und einer stärkeren Belastung der Industrie geführt. Andererseits war der milde Winter 2022/23 ein Glücksfall - bei extremer Kälte wären die Preise um bis zu 19% höher gewesen.

Zwar hat die deutsche Wirtschaft damals ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt, doch bleibt der Erdgasmarkt anfällig für Schocks. Für mittelständische Unternehmen gilt: Investitionen in Energieeffizienz und alternative Energiequellen sind nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Widerstandsfähigkeit gegen künftige Krisen.

Die Lehre aus dem Stresstest: Flexibilität und Vorausschau sind die besten Versicherungen gegen Energieturbulenzen.Vorbereitung ist alles. Wer Notfallpläne für verschiedene Szenarien hat, navigiert sicherer durch turbulente Zeiten.

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