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Energie & Rohstoffe > ESG-Regeln

Mittelstand in der ESG-Falle: Bremsen Regulierungen zu sehr aus?

Die ESG-Regulierungen treffen kleine und mittelständische Unternehmen hart und risikobehaftet.

Schwere Last (Foto: KI-generiert, shutterstock)

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zwingt Unternehmen, umfassend über ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu berichten, einschließlich der Aktivitäten ihrer Zulieferer und Partner.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbandes „Die Familienunternehmer“, kritisiert: „Die Intention der Regulierungsvorhaben mögen gut gemeint sein, aber in ihrer konkreten Ausgestaltung bedeuten die Maßnahmen massive Belastungen für die Wirtschaft und insbesondere für den familiengeführten Mittelstand. Die deutsche Wirtschaft verliert aufgrund diverser Überregulierungen ohnehin schon an Wettbewerbsfähigkeit, jetzt droht mit den Offenlegungs- und Berichtspflichten, etwa durch die Ausweitung des Anwendungskreises im CSRD-Entwurf, der nächste Tiefschlag.“

Viele KMUs sind zwar nicht direkt berichtspflichtig, müssen aber wegen ihrer Geschäftsbeziehungen zu größeren Partnern trotzdem Nachhaltigkeitsdaten liefern. Ostermann warnt: „Die CSRD trifft insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig. Diese haben es aufgrund ihrer Größe erheblich schwerer, den umfangreichen Anforderungen gerecht zu werden.“

Die EU-Taxonomie bewertet, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Ostermann sieht hier erhebliche Gefahren für den Mittelstand: „Vor allem die grüne Taxonomie birgt eine erhebliche Gefahr für die künftige Unternehmensfinanzierung: Darlehen von Privat- und Förderbanken dürften sich verteuern oder könnten in vielen Fällen sogar ganz verwehrt werden, wenn Banken die Geschäftstätigkeit ihrer Kunden nach der EU-Taxonomie bewerten und sie als nicht ‚grün‘ einstufen (dürfen). Wahrscheinlich werden ganze Branchen wie der Maschinenbau oder der Chemiesektor kaum oder nur unter kostentreibenden Auflagen ein grünes Siegel erhalten.“
Besonders energieintensive Branchen haben Schwierigkeiten, die strengen Kriterien zu erfüllen. Die Folge: Banken könnten ihre Kreditvergabe einschränken oder höhere Zinsen verlangen.
 

Die CSRD trifft insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbanes "Die Familienunternehmer"

ESG-Berichtspflichten: Folgen für Wettbewerbsfähigkeit

Die Einführung der ESG-Berichtspflichten erfordert umfangreiche Datenanalysen und neue IT-Systeme. Viele KMUs haben weder die finanziellen noch die personellen Ressourcen, um die zusätzlichen Anforderungen zu bewältigen. Laut einem Bericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) schätzen Unternehmen die jährlichen Kosten auf mehrere zehntausend Euro. Diese Belastung überfordert viele kleine Betriebe und hindert sie daran, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Viele Mittelständler fürchten, durch die ESG-Vorgaben ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Die hohen Kosten und der Aufwand könnten es ihnen unmöglich machen, mit großen Konzernen mitzuhalten, die über eigene Abteilungen für Nachhaltigkeit verfügen. Es entsteht ein Dilemma: Einerseits sollen Unternehmen nachhaltiger wirtschaften, andererseits fehlt ihnen das Geld für die notwendigen Umstellungen. Diese Überforderung führt dazu, dass viele Unternehmen sich von dem Ideal der Nachhaltigkeit abwenden – nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie es schlicht nicht können.

Mehr Nachhaltigkeit im Wirtschaftssektor ist notwendig, doch die Art und Weise, wie die ESG-Regulierungen gestaltet sind, überfordert viele mittelständische Unternehmen. Es braucht keine weiteren bürokratischen Lasten, sondern Unterstützung, um die Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu bewältigen. Ostermann fordert: „Nur durch eine Anpassung der Regelungen kann verhindert werden, dass der deutsche Mittelstand – das Rückgrat der Wirtschaft – unter der Last der ESG-Vorgaben zusammenbricht.“ Der Mittelstand benötigt keine zusätzlichen Hürden, sondern Unterstützung, um die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu schaffen. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass die ESG-Regulierungen mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen.

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