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Technologie > Interview

Fuhrparkmanagement: Welche Auswirkungen das Coronavirus hat

Worauf Flottenverantwortliche bei der Verwaltung ihres Fuhrparks in der Corona-Krise achten müssen, erklärt Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, im Interview.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Fuhrparkmanagement in den Unternehmen aus?

In einer Krise kommt es besonders darauf an, dass die Mobilität sichergestellt ist. Da viele Unternehmen ihre Flottenverwaltung bereits digitalisiert haben, macht sich die Krise im operativen Alltag bislang noch nicht bemerkbar. Problematisch ist allerdings, dass sich durch verschobene oder abgesetzte Messen und Ausstellungen Informationen zu neuen technischen Entwicklungen nur schlecht kommunizieren lassen. Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Krise auf das Fuhrparkmanagement wird man daher erst im Laufe des Jahres beurteilen können, wenn sich der Rauch verzogen hat.

Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der aktuellen Lage auf den Einsatz von Geschäftsfahrzeugen?

Durch Kurzarbeit und deutlich weniger Kundenbesuche, Dienstreisen und Veranstaltungen ist in vielen Unternehmen auch die Mobilität heruntergefahren worden. Dadurch sind weniger Fahrzeuge in Betrieb. Es gibt aber nach wie vor viele Fuhrparkverantwortliche, die allein oder in sehr kleinen Teams arbeiten. Dort kommt es selten zu Kurzarbeit, es sei denn, das Unternehmen musste komplett schließen. In größeren Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern in der Abteilung Fuhrpark haben wir dagegen durchaus Kurzarbeit gesehen.

 

Was bedeutet das für die Arbeitsweise im Fuhrparkmanagement?

Was hat sich da verändert?Wo es geht, wird auch hier im Homeoffice gearbeitet. Doch viele Dinge müssen wie bisher vor Ort erledigt werden. Bei vielen Unternehmen läuft diese Arbeit auf digitalem Weg nahezu normal. Allerdings ist die Kommunikation mit den Fahrern beeinträchtigt, zum Beispiel weil die Mitarbeiter im Homeoffice technisch oft schlechter ausgestattet sind. Oft sind sie auch schwieriger erreichbar, weil sie freigestellt sind oder sich in Kurzarbeit befinden.

Wie wirkt sich die Corona-Krise noch auf die Arbeit der Fuhrparkmanager aus?

Verändert hat sich vor allem der Umgang mit den Fahrzeugnutzern. Sie müssen sich am besten online im Dialog mit dem Fuhrparkmanager mit den Fahrzeugen vertraut machen. Neu hinzugekommen ist außerdem, den Mitarbeitern die neuen Regeln für Hygienestandards in den Firmenfahrzeugen zu erklären. Zwar gab es solche Regeln auch vor der Corona-Krise. Doch jetzt wurden die Vorgaben massiv verschärft. Beispiele sind sehr genaue Abstandsanforderungen oder das Tragen eines Mundschutzes, wenn mehrere Personen gemeinsam in einem Fahrzeug sitzen. Allerdings ist der Fahrer von der vorgeschriebenen Gesichtsmaske ausgenommen. Er riskiert sogar eine Ordnungswidrigkeit, wenn er maskiert das Fahrzeug steuert, denn er muss hinterm Lenkrad für die Polizei erkennbar sein, etwa für den Fall, dass er bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung geblitzt wird.

Und was ist bei der Ausstattung der Fahrzeuge zu beachten?

Bestandsfahrzeuge müssen mit entsprechenden Hinweisschildern, möglicherweise sogar mit Schutzscheiben zwischen Fahrer und Fahrgastzelle sowie Hygienesets mit Mundschutzmasken ausgestattet werden. Bei Poolfahrzeugen und beim Carsharing sind Lenkrad, Cockpit und Dinge, die mit den Händen berührt werden, regelmäßig und nach jedem Wechsel zu desinfizieren. Das gilt, obwohl umstritten ist, ob das Virus über trockene Gegenstände übertragen werden kann und wie lange die Viren auf den Kunststoffen überleben. Hier geht man lieber auf Nummer sicher. Daher sollte sich stets ein Vorrat an Desinfektionsmitteln und Handschuhen im Fahrzeug befinden.

Die Automobilindustrie hat ihre Produktion lange Zeit gestoppt. Was passiert denn mit in dieser Zeit bestellten Neufahrzeugen?

Hersteller und Autohäuser hatten ihren Betrieb eingestellt. Wer in dieser Zeit ein neues Fahrzeug für seinen Fuhrpark bestellt hatte, musste eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Eine Lösung war etwa, die Fahrzeuge länger im Fuhrpark zu lassen, für den Übergang Mietfahrzeuge zu nutzen oder auf Carsharing zu setzen. Mobilität zahlt man immer selbst, da gibt es keine Chance, dass Dritte solche Kosten übernehmen.

Wird sich die Mobilität nach der Krise verändern? Oder kommt dann wieder „business as usual“?

Der Shutdown hat das Verkehrsaufkommen massiv heruntergefahren. Das Ergebnis zeigt, dass die Umweltverschmutzung in Städten wohl auch durch andere Faktoren hervorgerufen wird. Hier könnten eine sachlichere Diskussion und intelligentere Entscheidungen dazu beitragen, wie wir künftig unsere Umwelt am besten schützen. Dazu gehören emissionsärmere Fahrzeuge. Allerdings müssen Verbrenner nicht verteufelt werden, selbst wenn Elektromobilität zunehmend eine wichtige und sinnvolle Rolle spielen wird.

Was ist Ihre persönliche Erkenntnis aus der Krise?

Unternehmen und Kollegen – das ist vielleicht als Vorteil der Krise zu bewerten – haben einen Crashkurs in der stärkeren Nutzung digitaler Möglichkeiten erhalten. Das bedeutet, dass sich die Arbeit im Homeoffice bewährt hat. Außerdem dürfte das Bewusstsein entstanden sein, dass es nicht immer notwendig ist, viele Kilometer zurückzulegen, um einen Gesprächspartner zu treffen, sondern dass manchmal auch ein Webmeeting ausreicht.

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