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Technologie > Theegarten-Pactec

Hallenbau bei laufendem Betrieb: So kann’s gehen

Als der Maschinenbauer Theegarten-Pactec eine neue Produktionshalle baut, passiert das bei laufendem Betrieb. Durch einen besonderen Deal mit dem beauftragten Bauunternehmen spart der Mittelständler beim Bau der Gewerbeimmobilie auch noch Geld.

Wenn Gewerbeimmobilien neu gebaut werden, kostet das nicht selten mehr als ursprünglich geplant. Nicht so bei Theegarten-Pactec aus Dresden – deren Neubau einer Produktionshalle auch noch bei laufendem Betrieb umgesetzt wurde. Der Neubau, der in den ersten Jahren dieses Jahrzehntes entstand, war laut dem geschäftsführenden Gesellschafter Markus Rustler aber auch nötig. „Als ich 2006 hier im Unternehmen angefangen habe, stammte ein Großteil der Immobiliensubstanz noch aus den 50er- und 60er-Jahren“, erinnert sich der 41-Jährige.

Dazu muss man wissen: Das Unternehmen Theegarten-Pactec, einer der weltweit führenden Hersteller von Verpackungsmaschinen für Süßigkeiten und andere Kleinwaren wie Brühwürfel, hat eine besondere deutsch-deutsche Geschichte. Der eine Namensbestandteil von Theegarten-Pactec geht auf ein traditionsreiches Familienunternehmen zurück: 60 Jahre lang war das Unternehmen Rose Theegarten in Köln zu Hause. Markus Rustlers Urgroßvater Justus und sein Großvater Franz Theegarten hatten es dort 1934 gegründet. Einer der größten Konkurrenten ab den 50er Jahren: die Abteilung Verpackungsmaschinenbau des DDR-Kombinats Nagema (Nahrungs- und Genussmittelmaschinenbau) aus Dresden. Das Kombinat war ein Devisenbeschaffer des sozialistischen Staates und verkaufte wie die westdeutsche Konkurrenz auf der ganzen Welt.

Keine typische Nachwendegeschichte

Als es nach der Wende privatisiert wird, schlägt Rose Theegarten zu und kauft den Konkurrenten von der Treuhand. Markus Rustler ist damals Teenager, geht aufs Internat in Norddeutschland. Seine Eltern sind es, die den Zukauf ins Unternehmen integrieren. Was bis hierhin noch wie eine typische Nachwendegeschichte klingt, in der ein westdeutsches Unternehmen ein ostdeutsches übernimmt, ändert sich spätestens 1997. Denn in jenem Jahr verlegt Familie Rustler den Unternehmenssitz des mittlerweile Theegarten-Pactec genannten Unternehmens nach Dresden und verkauft das bisherige Firmengelände in Köln. Einer der Gründe für die Standortwahl: Das Firmengelände in Köln ist größenmäßig ausgereizt. Dort hätte man den ostdeutschen Unternehmensteil nicht zusätzlich ansiedeln können, ein Wachstum wäre erst recht unmöglich gewesen, sagt Rustler heute. Das Unternehmen, da ist er sich sicher, wäre ohne den Umzug ein anderes geworden – wenn es denn überhaupt noch existieren würde. Am Standort Dresden jedenfalls klappt es mit dem Wachstum: Der Umsatz stieg dort von rund 44 Millionen DM (rund 22,5 Mio. Euro) auf zuletzt rund 70 Millionen Euro. Mehr als 400 Mitarbeiter sind heute im Stadtteil Dobritz für Theegarten-Pactec tätig.

Allerdings führte das Wachstum auch dazu, dass schon 2010 die ersten Mitarbeiter in Bürocontainer umziehen mussten. Rustler und sein Team begannen seinerzeit, den Neubau des Gebäudekomplexes mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro zu planen. Der Start verlief etwas holprig. „Wir mussten das Gelände vergrößern und es dauerte etwas, bis die Stadt Dresden uns das Land verkauft hat“, sagt Rustler. Danach lief es aber flüssiger – und das bei laufenden Betrieb. Nachdem zuerst ein neues Bürogebäude – unter anderem mit einer modernen Kantine – gebaut wurde und die Mitarbeiter wieder aus den Containern ausziehen konnten, begann man mit dem Bau der Fertigungs- und Montagehalle. Als der erste Teil davon fertiggestellt war, zogen dort die ersten Maschinen ein. So konnte ein Teil der alten Montagehalle abgerissen und neugebaut werden. „Und als der zweite Teil fertig war, zog ein weiterer Teil der Produktion um und es ging weiter“, erklärt Rustler. In insgesamt drei Schritten wurde so eine ganz neue Produktionshalle gebaut. „Dank guter Planung 100% im Zeitplan – und 1 Million Euro unter Budget“, sagt der Unternehmer nicht ohne Stolz.

Wie aber schafft man es, bei einem solchen Bau zu sparen. Wichtig laut Rustler: der richtige Partner. „Unserer hat sich sogar auf ein für ihn damals neues Modell eingelassen“, sagt er. Statt dass das Bauunternehmen sich die Subunternehmer sucht und der Auftraggeber nicht mehr mitredet, war es hier so, dass beide sich gemeinsam drum kümmerten – und beide an etwaigen Ersparnissen partizipieren.

Mehr über Markus Rustler und Theegarten-Pactec erfahren Sie in der November-Ausgabe von „Markt und Mittelstand“, die am 1. November erscheint. Sie erhalten das Heft im gut sortierten Zeitschriftenhandel sowie unter diesem Link.

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