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Energie & Rohstoffe > PPAs für den Mittelstand

Grüner Strom für den Mittelstand: PPAs revolutionieren den Energiemarkt

Power Purchase Agreements gewinnen an Bedeutung: Wie mittelständische Unternehmen von direkten Stromlieferverträgen profitieren.

Power Purchase Agreements sind Direktverträge zwischen Stromerzeugern und -abnehmern. In den vergangenen vier Jahren wurden in Deutschland PPA-Verträge mit einer Gesamtleistung von 6,6 Gigawatt abgeschlossen – das entspricht der Leistung von sechs Atomkraftwerken. (Foto: shutterstock)

Der Markt für grüne Stromlieferverträge boomt wie nie zuvor. Mit einem Rekordvolumen von 11,5 Gigawatt in Europa im Jahr 2024 erleben Power Purchase Agreements (PPAs) einen beispiellosen Aufschwung. Deutschland hat sich dabei als zweitwichtigster Markt nach Spanien etabliert. Was lange Zeit als Domäne von Großkonzernen galt, entdeckt nun auch der Mittelstand für sich – mit weitreichenden Folgen für die Energiewende und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.

PPAs: Der direkte Draht zu erneuerbaren Energien

Power Purchase Agreements sind Direktverträge zwischen Stromerzeugern und -abnehmern. Sie ermöglichen es Unternehmen, Strom direkt von Wind- oder Solarparkbetreibern zu beziehen, ohne den Umweg über traditionelle Energieversorger zu gehen. In den vergangenen vier Jahren wurden in Deutschland PPA-Verträge mit einer Gesamtleistung von 6,6 Gigawatt abgeschlossen – das entspricht der Leistung von sechs Atomkraftwerken.

Der Trend zu PPAs wird von mehreren Faktoren getrieben: Klimaziele, steigende CO2-Preise und gesetzlich festgelegte Nachhaltigkeitskriterien erhöhen den Druck auf Unternehmen, ihre Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Die Deutsche Energieagentur (Dena) prognostiziert, dass bis 2030 ein Viertel des gesamten Strombedarfs in Deutschland durch solche Direktverträge gedeckt werden könnte.

Vorteile für den Mittelstand: Kostensicherheit und grünes Image

Besonders attraktiv sind PPAs für den Mittelstand aufgrund ihrer Preisstruktur. Solarstrom-PPAs beispielsweise boten im Oktober 2024 Zehn-Jahres-Verträge zu Preisen zwischen 42 und 53 Euro pro Megawattstunde – deutlich günstiger als der aktuelle Börsenpreis von fast 90 Euro für 2026. Diese langfristige Preissicherheit ermöglicht Unternehmen eine bessere Planbarkeit ihrer Energiekosten.

Zudem bieten PPAs Unternehmen die Möglichkeit, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und gesetzlich geforderte Grünstromnachweise zu erbringen. Dies wird besonders für Zulieferer großer Konzerne immer wichtiger. Ulrich Flatken, CEO der Mecanindus-Vogelsang Group, berichtet: "Wir haben unsere Stromversorgung auf Grünstromlieferungen umgestellt, weil Großkunden aus dem Automobilbereich uns immer stärker dazu verpflichten."

Komplexität und Verfügbarkeit

Trotz der Vorteile stehen mittelständische Unternehmen bei der Nutzung von PPAs vor Herausforderungen. Oft fehlen Zeit und Expertise für die komplexe Vertragsgestaltung. Hier setzen innovative Dienstleister wie das Berliner Start-up Trawa an, das mithilfe von KI maßgeschneiderte Stromeinkaufspakete für kleine und mittlere Unternehmen schnürt.

Eine weitere Hürde ist die Verfügbarkeit geeigneter Anlagen. Während alte Windräder, die aus der EEG-Förderung fallen, eine attraktive Option darstellen, müssen energieintensive Unternehmen, die grünen Wasserstoff nutzen wollen, laut EU-Verordnung auf neu zugebaute Anlagen setzen. Dies könnte in Zukunft zu Engpässen führen.

Zukunftsperspektiven: PPAs als Säule der Energiewende

PPAs haben das Potenzial, zu einer tragenden Säule der Energiewende zu werden. Sie beschleunigen den Ausbau erneuerbarer Energien mit privatem Kapital und stärken deren Markt- und Systemintegration. Gleichzeitig bieten sie Unternehmen Sicherheit bei der Absicherung von Strompreisen und einen Hebel zur Dekarbonisierung ihrer Wertschöpfung.

Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, sind jedoch weitere Anpassungen nötig. Die Marktoffensive Erneuerbare Energien schlägt vor, Barrieren im deutschen PPA-Markt aktiv abzubauen, etwa durch steuerliche Anreize für den Kauf unsubventionierten Grünstroms oder die Vereinfachung von Finanzberichterstattungsanforderungen für verschiedene PPA-Typen.

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