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Impfpflicht jetzt?

Die Koalition sitzt ein Problem aus, das Betriebe nicht lösen können, findet Oliver Stock. "Markt und Mittelstand"-Leser Werner Pilipp, Geschäftsführer der Adalbert Pilipp GmbH, teilt eine andere Perspektive auf das Thema.

Die Zahl der Todesfälle durch Masern betrug 2019 weltweit rund 200.000. Die Zahl der mit Corona in Verbindung gebrachten Todesfälle beträgt bisher rund 3,7 Millionen. Gegen Masern ist die Impfung hierzulande für viele Menschen vorgeschrieben, gegen Corona nicht. Was, bitte schön, ist da los? Wenn sich die Parteien, deren Abgeordnete in den vergangenen Monaten mehrheitlich den heftigen Einschränkungen unserer Freiheitsrechte zugestimmt haben, jetzt zieren, die Corona-Impfung zur Pflicht zu machen, sind sie alles, aber sie sind nicht konsequent. Bisher hieß es doch stets: Die schlimmste Pandemie in unserer Lebenszeit lässt sich nur hart oder gar nicht bekämpfen. Soll das jetzt nicht mehr gelten? Sollen wir hinnehmen, dass einige Unverbesserliche mit zweifelhaften Argumenten dafür sorgen, dass der Rest weiter Masken tragen und auf Abstand bleiben muss?

Ein zwingender Impfschutz gehört zur bisherigen Corona-Strategie wie die Nadel zur Spritze. Vielleicht nicht sofort, aber dann, wenn es jeder und jedem möglich ist, ihn zu erreichen. Ansonsten wird sich die Welt selbst sortieren – und die Ungeimpften aussortieren. Sie werden es sein, die bestimmten Tätigkeiten nicht nachgehen dürfen. Sie werden es sein, die bestimmte Veranstaltungen nur mit besonderen Schutzmaßnahmen besuchen dürfen. Die im Skilift die Einzelkabine, im Restaurant den Katzentisch und im Job den einsamen Außenposten übernehmen müssen. Es wäre feige von der Politik, Veranstaltern, Gastronomen und überhaupt den Arbeitgebern die Pflicht aufzubürden, zwischen Geimpften und Ungeimpften zu entscheiden. Der Betriebsfrieden wäre empfindlich gestört. Schon jetzt nehmen Gewerkschaften das Thema ins Visier. Deswegen sollten wir mit der Diskussion um eine Corona-Impfpflicht beginnen. Vielleicht sind wir ja fertig damit, wenn genug Impfstoff da ist, um sie auch durchzusetzen. Oliver Stock

Leserbrief von Werner Pilipp

Sehr geehrter Herr Stock,

mit Interesse habe ich Ihre Meinung zum Impfzwang auf Seite 56 der aktuellen Ausgabe Ihres Magazins "Markt und Mittelstand" gelesen. Um eine Impfung oder gar einen Impfzwang zu rechtfertigen, sollten meiner Meinung nach zwei Punkte erfüllt sein. Erstens sollte die Pandemie in ihrer Schwere geeignet sein, eine Impfung zu deren Bekämpfung zu induzieren und zweitens sollte der Nutzen der angebotenen Impfstoffe größer sein als ihr Risiko.

Sie sprechen von weltweit 3,7 Millionen Todesfällen, die "mit Corona in Verbindung gebracht" werden. Ist dieses neuartige Virus nun ursächlich für diese Toten? Wir wissen es einfach nicht. Deshalb habe ich mir die Sterbezahlen Deutschlands der letzten zehn Jahre angesehen und in ein Koordinatensystem eingezeichnet. Legt man nun eine Trendgerade rein, stellt man fest, dass 2020 ein ganz normales Jahr bzgl. der Sterbezahlen war. Deren jährliche Steigerung in meinem Betrachtungszeitraum dürfte wohl der zunehmenden Vergreisung unserer Gesellschaft geschuldet sein. Wie sind dann die gut 91.000 mit oder an Corona Verstorbenen, die seltsamerweise erstmals im Gegensatz zu den bisherigen SARI-Statistiken übersaisonal weitergezählt werden, in Bezug auf die fehlende Übersterblichkeit einzuordnen. Ist es damit zu erklären, dass Totenscheine durch eine Änderung der Richtlinie der WHO nun anders auszufüllen sind? War ein Verstorbener, der an Krebs im Endstadium litt und an einer Grippe starb, früher ein Krebstoter, so ist er neuerdings wohl ein Corona -Toter, falls Symptome und/oder ein positiver PCR-Test dies zulassen, wobei dieses Urteil auf Grundlage eines meines Wissens nach nicht standardisierten PCR-Tests mit nicht definiertem Ct-Wert basiert. Der Ct-Wert zeigt die Anzahl der verwendeten Zyklen auf, die durchgeführt werden müssen, um ein testpositives Ergebnis zu bekommen. Kanadische Forscher haben z. B. ermittelt, dass Getestete, deren Test einen Ct-Wert über 24 aufweist, nicht ansteckend sind. In Deutschland werden Menschen als "Fall" registriert, deren Ct-Wert 40 und mehr aufweist. Eine mögliche Überlastung der Intensivstationen wurde uns als weiterer Grund für Maßnahmen zur Pandemieeindämmung genannt. Doch wie wir aus den Zahlen des DIVI-Intensivregisters oder der "Initiative Qualitätsmedizin" ersehen können, waren Einweisungen wegen einer durch Corona verursachten Pneumonie nie Grund für eine Überlastung der Intensivstationen. So waren diese mit SARI-Patienten im Jahr 2020 sogar weniger belegt als 2019. Eine überhöhte Auslastung kam ausschließlich aus der künstlich herbeigeführten Reduzierung der Intensivkapazitäten aufgrund der Corona-Prämie für Krankenhäuser, deren Intensivstationen zu mehr als 75% ausgelastet sind. Außerdem legen Vergleiche mit Ländern oder Regionen, die keine bis wenige Maßnahmen ergriffen haben, nahe, dass sich die Situation in unserem Land auch ohne Maßnahmen nicht anders gestaltet hätte. Eine außerordentliche Maßnahmen erfordernde Lage kann ich in unserem Land nicht feststellen, da Covid-19 auch hauptsächlich ältere Menschen mit Vorerkrankung betrifft. Diese Gruppe hätte unserer Aufmerksamkeit bedurft.

Alle Impfstoffe, die derzeit verimpft werden, haben lediglich eine bedingte Zulassung aufgrund einer epidemischen Lage. Wir haben also keinerlei Langzeitstudien und damit –erfahrungen. Wir wissen daher nicht, ob die sich bildenden Blutgerinnsel (könnte man mit einem einfachen Bluttest nach der Impfung nachweisen) größere Schäden anrichten werden. Wir wissen ebenfalls nicht, ob das Immunsystem Geimpfter in Zukunft nicht überreagiert. Wir wissen nicht, ob die lipiden Nanopartikel der mRNA-Impfstoffe bei sich wiederholenden Impfungen Schäden an Organen verursachen. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Aber die Wirksamkeit der Impfstoffe ist doch hoch; bei Biontech sogar 95%. Nun umfasste die Studie von Biontech 44.000 Teilnehmer (je 22.000 in Impf- und Kontrollgruppe). In der Impfgruppe "erkrankten" danach acht, in der Kontrollgruppe 162 Probanden. Der Quotient beider Zahlen beträgt ca. 0,05. Zieht man dies von "1" ab, erhält man 95%. Bei dieser Rechnung wird jedoch nicht die Größe der Gruppen berücksichtigt. Es besteht doch ein Unterscheid, ob die Gruppen 22.000 oder 200 Menschen (162/200 ist schwerwiegender als 162/22.000) umfassen. Beachtlich ist noch, dass nach der ersten Impfung in der Impfgruppe mehr als 300 Personen (die genaue Zahl kann ich bei Bedarf nachreichen) rausgenommen wurden. Der Grund hierfür wurde nicht veröffentlicht.

In der Summe halte ich weder die Pandemie noch die Impfstoffe für geeignet, einen Impfzwang auszurufen. Vielmehr sollte jeder Mensch für sich entscheiden, ob er/sie sich impfen lassen möchte. So stellen wir in unserem Unternehmen auch eine Betriebsimpfung gegen Corona auf freiwilliger Basis zur Verfügung. Sollte die Impfung doch erfolgreich sein, bräuchte es einer Klassifizierung in Geimpfte und Ungeimpfte nicht, da Geimpfte geschützt wären, während Ungeimpfte auf eigenes Risiko lebten.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass ich weder Mediziner noch Zellbiologe bin. Diese Email habe ich nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Sollten aufgrund falschen Verständnisses der Sach- und Fachunterlagen wissenschaftliche Ungenauigkeiten oder gar Fehler vorliegen, bitte ich, diese zu entschuldigen. Ich wäre Ihnen dankbar, könnten Sie mich auf solche hinweisen.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Pilipp

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