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Höflich zu ChatGPT & Co: Bringt das wirklich bessere Antworten?

| Thorsten Giersch | Lesezeit: 2 Min.

Höflich zu ChatGPT & Co: Bringt gutes Benehmen bessere Antworten? Warum KI-Chatbots auf Umgangston reagieren, was dahinter steckt und was das über den Umgang von Menschen mit Maschinen verrät.

Hand hält holografisches Symbol eines Dialogs zwischen Mensch und KI.
Ein Mensch hält eine digitale Darstellung eines Dialogs zwischen Mensch und KI. Ein Symbol für den Umgang mit künstlicher Intelligenz und Chatbots wie ChatGPT. (Foto: shutterstock)

Einige Chatbot-Betreiber schalten ab, wenn Nutzer ihre KI allzu unhöflich behandeln. Dahinter steckt noch viel mehr als die Frage, ob Ergebnisse besser werden, wenn man nett zur Maschine ist.

Von Thorsten Giersch für Markt und Mittelstand

Millionen Menschen fragen sich, wie nett sie zu ChatGPT, Gemini, Claude und Co. sein sollen. Manche pflegen dieselben Umgangsformen, als würden sie mit einem Menschen sprechen – allein schon aus Gewohnheit. Andere glauben, dass höfliche Prompts bessere Ergebnisse liefern.
Tatsächlich war von Studien zu lesen, die das nahelegten. Inzwischen wurden sie jedoch widerlegt – die Lage ist widersprüchlich.

Die Betreiber der Chatbots machen dazu auch keine klaren Angaben. Der KI-Anbieter Anthropic, die europäische Hoffnung und Betreiber von Claude, hat angekündigt, dass das Tool Chats von sich aus beenden kann, wenn Nutzer Anstand vermissen lassen.
Die Begründung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Anthropic sei „unsicher bezüglich des moralischen Status von Claude“ und wolle der Maschine „potenziell belastende Interaktionen“ ersparen.

Wenn Chatbots empfindlich werden

KI bekommt nun also Rechte. Indirekt attestieren die Betreiber ihrer KI ein Bewusstsein, obwohl Wissenschaftler die Wahrscheinlichkeit, dass künstliche Intelligenz eines besitzt oder entwickeln kann, bei wenigen Prozentpunkten sehen.

Die Diskussion ist bei weitem nicht nur akademisch: Dass Betreiber ihren Maschinen menschliche Züge zuschreiben, ist geschäftsfördernd, aber brandgefährlich.

Der menschliche Reflex zur Vermenschlichung

Wir Menschen neigen dazu, alles um uns herum zu vermenschlichen – besonders unsere Haustiere. Viele erkennen bei Hund, Katze oder Hamster Verhaltensweisen, die diese biologisch betrachtet gar nicht haben können.

Natürlich wird das auch Millionen Nutzerinnen und Nutzern bei ihrem Chatbot so gehen – allen voran Kindern und Jugendlichen. So entstehen Abhängigkeiten und Isolation, die problematisch sein können. Von Wahlmanipulation oder gezielten Kaufempfehlungen ganz zu schweigen.

Und wer glaubt, dass so etwas nicht vorkommt, ist ein Träumer: Wer zig Milliarden in KI-Systeme investiert, muss sie monetarisieren. Und das gelingt besser, wenn Nutzer Gefühle für die Maschine entwickeln.

Moral vor Maschine

Bevor wir über Rechte für künstliche Intelligenz sprechen, sollten wir uns um etwas anderes kümmern: Zuerst sollten alle Menschen dieselben Rechte erhalten. Dann geht es um die Tiere, allen voran die Nutztiere. Erst danach stellt sich die Frage, ob auch künstliche Intelligenz ein Recht verdient, das ihr zusteht – in dem Moment, wo sie tatsächlich ein Bewusstsein entwickelt.

Ein Hamster ist ein Hamster, eine Maschine eine Maschine, und ein Mensch ist ein Mensch. Das sollten auch unsere Kinder lernen, in der Schule ebenso wie zu Hause.

Warum Höflichkeit trotzdem sinnvoll bleibt

So wie man Tiere tiergerecht behandeln und nicht vermenschlichen sollte, gilt das auch für Chatbots. Höflich zu sein hat allerdings einen Vorteil: Man verlernt es nicht im Umgang mit echten Menschen. Denn eines ist klar: Viele Kinder und Jugendliche werden in Zukunft genauso oft mit Maschinen chatten wie mit realen Menschen und den Unterschied womöglich kaum noch merken.

Als Fazit lässt sich zusammenfassen: Höflichkeit gegenüber KI ist kein Garant für bessere Ergebnisse, aber sie ist ein Garant für eine bessere Gesellschaft. Sie erinnert uns schließlich daran, wer wir sind: Menschen, nicht Maschinen.

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