KI im Mittelstand: So gelingen profitable KI-Projekte
Mit klarer Strategie, passenden Tools und gut vorbereiteten Teams nutzen Mittelständler KI erfolgreich und sichern sich Wettbewerbsvorteile.

Künstliche Intelligenz gehört auch für mittelständische Unternehmen schon längst zum Alltag und eröffnet hier enorme Chancen: von effizienteren Prozessen und der Automatisierung repetitiver Aufgaben über die frühzeitige Erkennung finanzieller Engpässe bis hin zur Analyse und Interpretation großer Datenmengen sowie der Erschließung neuer Umsatzquellen oder einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit. Doch der Weg zur erfolgreichen KI-Nutzung führt über eine Reihe grundlegender Voraussetzungen – und durch ein zunehmend komplexes regulatorisches Umfeld. Zudem stellt sich gerade angesichts begrenzter Budgetrahmen für viele mittelständische Unternehmen die Frage: In welche Projekte lohnt es sich wirklich, zu investieren?
Ziele, Daten, Technologien: Was vor dem ersten KI-Projekt zählt
Unternehmen sollten zunächst präzise den konkreten Nutzen ihrer KI-Projekte definieren, etwa eine schnellere Rechnungsverarbeitung oder personalisierte Produktempfehlungen. Vage Aussagen wie „Wir wollen effizienter werden“ liefern keinen Maßstab für den Projekterfolg. Ebenso wichtig ist die Datenbasis: Sie muss vollständig, strukturiert und rechtlich einwandfrei sein. Eine fundierte Dateninventur, kombiniert mit einem systematischen Datenkatalog, schafft hier die nötige Grundlage.
Technisch empfiehlt sich für den Mittelstand in der Regel der Einstieg über skalierbare Cloud-Lösungen. Umfassende und weitestgehend intuitiv nutzbare SaaS-Plattformen (Software-as-a-Service) wie Microsoft Fabric integrieren Datenmanagement, Analytik und Visualisierung in einem System (Abb. 1) – ideal für KMU ohne große IT-Teams. Zudem muss die erforderliche IT-Infrastruktur nicht nur leistungsfähig sein, sondern auch Schutzmaßnahmen gegen Angriffe, administrierbare Zugriffsrechte und verschlüsselte Datenübertragung gewährleisten.

Mitarbeitende als Erfolgsfaktor
Mittelständische Unternehmen wissen das vermutlich am besten: Technik allein genügt nicht. Ebenso wichtig sind die Qualifikation und Einbindung der Mitarbeitenden. Neben Fachkräften wie KI-Engineers sind auch Projektmanager und Fachbereichsverantwortliche gefragt, die den Business Value im Blick behalten. Unternehmen sollten zudem auf interaktive Schulungen, gezielte Aufklärung und transparente Kommunikation setzen, denn: Wer KI als Bedrohung empfindet, wird sie kaum motiviert unterstützen und sie als Chance aktiv nutzen.
Klein starten, aber mit klarem Fokus
Statt mit großangelegten KI-Projekten empfiehlt sich ein pragmatischer Einstieg über Proof of Concepts (PoCs). Typische Startpunkte sind beispielsweise automatisierte Dokumentenverarbeitung, Chatbots im Kundenservice oder KI-gestützte Nachfrageprognosen. Diese Anwendungen zeigen schnell messbare Effekte und stärken damit im Unternehmen das Vertrauen für größere Vorhaben.
Erfolgsgeschichten: Wo KI im Mittelstand besonders viel bewegt
Nicht jede KI-Lösung bringt automatisch Mehrwert und es ist wichtig, resultierende Effizienzgewinne möglichst genau zu messen. Deswegen haben wir zahlreiche praxisnahe Beispiele analysiert und thematisch gebündelt, um typische KI-Use Cases zu beschreiben und eine realistische Bandbreite möglicher Vorteile aufzuzeigen. Demnach bieten die folgenden drei Bereiche wirtschaftlich die größten Chancen für den Mittelstand:
- Effizienzgewinne durch Automatisierung: KI reduziert Bearbeitungszeiten in der Dokumentenverarbeitung um bis zu 95 %, automatisiert bis zu 70 % der Supportanfragen und erstellt Content in Rekordzeit.
- Umsatzsteigerung durch gezielteres Marketing und bessere Kundenbindung: Recommendation Engines (Empfehlungssysteme) im E-Commerce steigern Umsätze oftmals um bis zu 35 %, während intelligente Werbekampagnen die Conversion-Raten um bis zu 45 % erhöhen. Zudem können Chatbots die Kundenzufriedenheit oftmals um bis zu 60 % verbessern und Reaktionszeiten massiv verkürzen.
- Produktionsoptimierung: In der Fertigung ermöglichen KI-gestützte Planungssysteme in vielen Fällen eine bis zu 50 % höhere Produktivität. Vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) hingegen kann ungeplante Stillstandzeiten um bis zu 30 % reduzieren. Bedarfsprognosen lassen sich durch KI in der Vorhersageleistung um bis zu 50 % verbessern.
Auch wenn die genannten Zahlen aus besonders erfolgreichen Projekten stammen, geben sie KMU eine erste Orientierung, wo das Potenzial von KI liegt. Der konkrete Nutzen hängt stark von den individuellen Bedingungen ab: Unternehmen mit vielen Kundenanfragen können durch generative KI Servicequalität und Effizienz steigern. In der Fertigung wiederum lohnt sich insbesondere Predictive Maintenance, um Ausfälle zu vermeiden und Abläufe zu optimieren. Dabei dürfen natürlich auch die Investitionskosten in Infrastruktur, Software und Personal nicht aus dem Blick geraten. Entscheidend ist deshalb eine fundierte Kosten-Nutzen-Abwägung. Hierbei zeigen Studien: Viele Projekte amortisieren sich innerhalb von 12 bis 18 Monaten – wenn Ziele, Datenbasis und Umsetzung stimmen.
Regulatorische Anforderungen und ethische Verantwortung
Bei allen wirtschaftlichen Vorteilen ist nicht zu vergessen: Spätestens mit dem EU AI Act und dem Data Act rücken Fragen zu Compliance, Fairness und Transparenz in den Vordergrund. Unternehmen sollten von Beginn an auch ethische Aspekte adressieren: Bias-Erkennung, Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen („Explainable AI“) und interdisziplinäre Teams helfen dabei, regulatorische Risiken zu minimieren und Vertrauen zu schaffen.
Fazit: Chancen (mit Bedacht) nutzen
KI kann für mittelständische Unternehmen ein echter Gamechanger sein – vorausgesetzt, die Umsetzung erfolgt mit Strategie und Augenmaß. Unternehmen sollten schrittweise vorgehen, die Mitarbeitenden mitnehmen und auf praxiserprobte Anwendungsfälle setzen. Wer sich heute strukturiert vorbereitet, ist morgen besser aufgestellt – im Wettbewerb, bei der Kundenzufriedenheit und im digitalen Wandel.
Weiterführende Informationen für KMU
Auf der Website von pmOne können Sie das dazugehörige Whitepaper kostenfrei herunterladen und weitere Informationen rund um den Einsatz von KI im Mittelstand erhalten: https://www.pmone.com/wissen/whitepaper/ki-im-mittelstand/

Die Autorin
Mandy Goram ist als Senior Solution Architect bei pmOne tätig. Die Informatikerin entwickelt innovative Lösungen sowie Daten- und KI-Strategien im cross-industriellen Umfeld. Zudem forscht sie im Bereich der menschenzentrierten Informations- und KI-Systeme, mit Fokus auf ethisch-rechtliche Aspekte.
E-Mail: Mandy.Goram@pmOne.com
Webseite: www.pmOne.com