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Energie & Rohstoffe > Klimaschutz: Globale Ziele vs. Realität

Klimaschutz am Scheideweg: Globale Ziele und die Realität der Erderwärmung

Trotz des Pariser Klimavertrags steigen die globalen Emissionen weiter. Wie steht es um die Klimaziele und welche Rolle spielt die US-Energiepolitik?

Globale Erwärmung: Die Welt ringt um effektiven Klimaschutz trotz steigender Emissionen und politischer Gegenwinde. (Quelle: Shutterstock)

Die Welt steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Während Temperaturrekorde purzeln und Extremwetterereignisse zunehmen, klafft zwischen den ambitionierten Klimazielen und der Realität eine gewaltige Lücke. Neun Jahre nach dem Pariser Klimavertrag stellt sich die Frage: Wo steht die Welt wirklich beim Klimaschutz und welche Rolle spielen politische Entscheidungen für die Zukunft unseres Planeten?
 

Klimaziele und globale Realität: Eine ernüchternde Bilanz

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit dem Pariser Klimavertrag von 2015 sind die globalen Treibhausgas-Emissionen nicht etwa gesunken, sondern weiter gestiegen. Mit einer aktuellen Erwärmung von mehr als 1,1 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit nähern wir uns rasant der kritischen 1,5-Grad-Marke.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) schlägt Alarm: Um das 1,5-Grad-Ziel bis 2100 zu erreichen, müssten die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent fallen. Für das 2-Grad-Ziel wären immerhin noch 30 Prozent Reduktion nötig.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Statt einer Reduktion verzeichnen wir Rekordwerte: 2023 lagen die Emissionen aus fossilen Brennstoffen bei etwa 36,8 Milliarden Tonnen. Selbst der kurzzeitige Einbruch während der Corona-Pandemie wurde schnell wieder aufgeholt. Die Prognosen sind ernüchternd: Bei Beibehaltung des aktuellen Kurses rechnet der Weltklimarat (IPCC) mit einer Erwärmung um 3,2 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Eine solche Entwicklung hätte katastrophale Folgen für Ökosysteme, Wirtschaft und Gesellschaft weltweit.

COP 29 Internationale Klimapolitik: Zwischen Ambitionen und Hindernissen

Die internationale Klimapolitik, koordiniert durch die Vereinten Nationen, versucht dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Doch zwischen den ambitionierten Zielen des Pariser Klimavertrags und der Umsetzung in den einzelnen Staaten klafft eine gewaltige Lücke.

Die diesjährige Klimakonferenzen (2024: BAKU) war ein reinster Zittergipfel. Mehr als zwei Wochen lang verhandelten die Delegierten in Aserbaidschan. Es wurde zwar eine Einigung erzielt, doch die Ernüchterung bei vielen Teilnehmern war groß. Das Abschlussdokument der COP29 sieht höhere Klimahilfen für arme Staaten vor – bleibt aber deutlich hinter dem zurück, was Fachleute für nötig erachten. Weitere CO2-Einsparungen wurden nicht beschlossen.

Dafür aber wurde in Baku der Start für einen Fonds für Extremwetterereignisse verkündet für Länder, die von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Dürren oder Fluten getroffen werden. Erste Projekte können voraussichtlich im kommenden Jahr finanziert werden. Der bei der Weltbank angesiedelte Fonds war bereits 2022 beschlossen worden. Die bisherigen Zusagen liegen bei rund 730 Millionen US-Dollar, ein Bruchteil der in den betroffenen Ländern benötigten Summe.

Die Erwartungen an die Verabschiedung von bindenden Maßnahmen auf der COP29 waren von Anfang an eher gering. Zur Unsicherheit im Vorfeld der COP29 trug auch bei, dass nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November der klimapolitische Kurs der künftigen US-Regierung unklar ist. Donald Trump verkündete im Wahlkampf, die Erdgas- und Ölförderung der USA ausbauen zu wollen, und zweifelte den menschengemachten Klimawandel an. Die Ergebnisse des diesjährigen Gipfels sind jedenfalls umstritten. Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und politischem Handeln bleibt eine der größten Herausforderungen im globalen Klimaschutz.

Der Weg zur klimaneutralen Energieversorgung: Herausforderungen und Chancen

Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht die Möglichkeit einer klimaneutralen Energieversorgung bis 2050 – allerdings nur unter drastischen Bedingungen. Der Fahrplan ist ambitioniert:

  • Keine neuen Kohlekraftwerke oder Öl- und Gasfelder
  • Ausstieg aus der Kohle in Industriestaaten bis 2030
  • Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035
  • Bis 2050 sollen 90 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien stammen

Diese Transformation bietet enorme Chancen für Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Unternehmen, die frühzeitig auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzen, können Wettbewerbsvorteile erzielen. Gleichzeitig stellt der Umbau des Energiesystems eine gewaltige Herausforderung dar, insbesondere für energieintensive Industrien und Regionen, die stark von fossilen Brennstoffen abhängen.

Mögliche Folgen des Klimawandels für den Mittelstand

Nehmen wir als Beispiel ein mittelständisches Unternehmen in der Lebensmittelindustrie:

  • Rohstoffversorgung: Extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen können Ernten zerstören und zu Engpässen bei landwirtschaftlichen Rohstoffen führen. Dies kann zu Preisschwankungen und Lieferengpässen führen.

  • Energiekosten: Steigende Temperaturen erhöhen den Kühlbedarf in Produktion und Lagerung, was zu höheren Energiekosten führt.

  • Infrastruktur: Häufigere Extremwetterereignisse können die Logistik beeinträchtigen und Schäden an Gebäuden und Anlagen verursachen.

  • Regulatorische Anforderungen: Verschärfte Klimaschutzauflagen können zu erhöhten Investitionen in energieeffiziente Technologien und CO2-Reduktion zwingen.

  • Marktveränderungen: Veränderte Konsummuster aufgrund von Klimabewusstsein können neue Produkte erfordern oder bestehende Geschäftsmodelle in Frage stellen.

Diese Herausforderungen erfordern von mittelständischen Unternehmen eine proaktive Anpassungsstrategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Chancen zu nutzen.

Trumps geplante Energiepolitik: Ein Rückschritt für den Klimaschutz?

In diesem globalen Kontext sorgen die energiepolitischen Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump für Aufsehen. Mit dem Slogan "Drill, baby, drill" kündigt Trump eine Kehrtwende in der US-Energiepolitik an. Sein designierter Energieminister Chris Wright, Chef eines der größten Fracking-Unternehmen der USA, steht für eine aggressive Ausweitung der fossilen Energiegewinnung.

Trumps Pläne kollidieren frontal mit den globalen Klimazielen. Die Aufhebung von Beschränkungen für Ölbohrungen und Flüssiggasexporte, die Schaffung eines "National Energy Council" zur Förderung fossiler Energien und der Kampf gegen Elektromobilität drohen die USA vom Pfad der Dekarbonisierung abzubringen.

Dennoch gibt es Stimmen, die argumentieren, dass selbst Trump den Wandel zur sauberen Energie nicht vollständig aufhalten könne. Marktdynamiken, sinkende Kosten für erneuerbare Energien und bereits getätigte Investitionen in grüne Technologien könnten den Trend zur Dekarbonisierung aufrechterhalten. Zudem profitieren auch republikanisch regierte Bundesstaaten von Bidens Subventionsprogramm für Klimatechnologien.

Die Reaktionen der Wirtschaft sind gemischt. Während einige Ölkonzerne Trumps Pläne begrüßen, mahnt der Chef von ExxonMobil überraschend zum Verbleib im Pariser Klimaabkommen. Diese Spaltung zeigt, dass selbst in der fossilen Industrie ein Umdenken stattfindet.

Ausblick

Die Welt steht an einem kritischen Punkt im Kampf gegen den Klimawandel. Trotz alarmierender wissenschaftlicher Erkenntnisse und internationaler Abkommen klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Die mögliche Rückkehr der USA zu einer fossilen Energiepolitik unter Trump könnte die globalen Bemühungen weiter erschweren. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung: Technologische Fortschritte, sinkende Kosten für erneuerbare Energien und ein wachsendes Bewusstsein in der Wirtschaft könnten den Weg zu einer klimaneutralen Zukunft ebnen – vorausgesetzt, Politik und Wirtschaft ziehen an einem Strang.

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