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Energie & Rohstoffe > Kobaltmarkt

Kobalt-Stopp aus Kongo: Existenzrisiko für Mittelständler?

Der Exportstopp für Kobalt aus dem Kongo trifft nicht nur die großen Player – besonders mittelständische Batteriehersteller und Autozulieferer geraten unter Druck.

Kobalt, ein Schlüsselelement in der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge und Mobiltelefone, hat in den letzten Monaten einen beispiellosen Preissturz erlebt. (Foto: shutterstock)

Die Demokratische Republik Kongo, der weltweit größte Kobaltproduzent, hat am 22. Februar 2024 einen viermonatigen Exportstopp für das begehrte Batteriemetall verhängt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, das Überangebot auf dem internationalen Markt einzudämmen und den dramatischen Preisverfall zu stoppen. Kobalt, ein Schlüsselelement in der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge und Mobiltelefone, hat in den letzten Monaten einen beispiellosen Preissturz erlebt.

Kobaltmarkt im Ungleichgewicht

Der kongolesische Kobaltmarkt befindet sich in einer paradoxen Situation. Während die globale Nachfrage nach dem Metall für Batterien weiter steigt, hat ein massives Überangebot zu einem Preisverfall geführt. Laut Daten von Fastmarkets sind die Benchmark-Metallpreise auf unter zehn Dollar pro Pfund gefallen – ein Niveau, das seit 21 Jahren nicht mehr erreicht wurde. Kobalthydroxid, die im Kongo am häufigsten produzierte Form des Metalls, wird sogar für weniger als sechs Dollar pro Pfund gehandelt.

Die Ursache für dieses Ungleichgewicht liegt in der sprunghaften Produktionssteigerung der letzten Jahre. Insbesondere die chinesische CMOC Group Ltd. hat die Förderung in zwei großen kongolesischen Minen massiv hochgefahren. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr seine Produktion im Vergleich zum Schweizer Rohstoffriesen Glencore verdreifacht und deckt nun mehr als 40 Prozent des weltweiten Gesamtangebots ab.

Chinas dominante Rolle im Kobaltsektor

Die Entwicklung im Kongo spiegelt die wachsende Dominanz Chinas im globalen Kobaltmarkt wider. Etwa zwei Drittel des weltweiten Minenangebots befinden sich im Besitz chinesischer Unternehmen. Gleichzeitig entfiel laut dem spezialisierten Handelshaus Darton Commodities im vergangenen Jahr rund 60 Prozent der Kobaltnachfrage auf China.

Diese Konzentration hat geopolitische Implikationen und wirft Fragen zur Versorgungssicherheit für westliche Batteriehersteller und Automobilkonzerne auf. Die Abhängigkeit von chinesischen Unternehmen in der Kobaltproduktion könnte zu Spannungen in den globalen Lieferketten führen, insbesondere angesichts der wachsenden Bedeutung von Elektrofahrzeugen.

Regulierungsmaßnahmen der kongolesischen Regierung

Die kongolesische Regierung hat nach eigenen Angaben die Marktdynamik "seit einem Jahr sorgfältig geprüft". Patrick Luabeya, Präsident der Behörde für die Regulierung und Kontrolle der Märkte für strategische Mineralien (ARECOMS), betont die Notwendigkeit "sofortigen Handelns". Jahrelanger illegaler Bergbau und unkontrollierte Exporte hätten zu einem Überangebot geführt, "das eine ernsthafte Bedrohung für das Land und seine in- und ausländischen Investoren darstellt".

Neben dem Exportstopp bereitet ARECOMS zusätzliche Maßnahmen vor, um den Kobaltmarkt ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu gehören die Förderung der Verarbeitung strategischer Mineralien im Land und die Einrichtung eines "transparenten und fairen Preismechanismus". Auch Exportquoten werden in Betracht gezogen, obwohl laut Luabeya noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde.

Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand

Der Exportstopp des Kongos, der etwa drei Viertel des in Batterien für Elektrofahrzeuge verwendeten Kobalts liefert, wird voraussichtlich weitreichende Folgen für die globale Batterieindustrie haben. Es ist zu erwarten, dass der Kobaltexportstopp des Kongos den deutschen Mittelstand, insbesondere die Automobil- und Elektronikindustrie, massiv unter Druck setzen wird. Steigende Kobaltpreise und mögliche Lieferengpässe werden die Produktionskosten für Elektrofahrzeuge, Batterien und High-Tech-Geräte spürbar in die Höhe treiben. Mittelständische Zulieferer, die ohnehin mit hohen Energiekosten und einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld kämpfen, werden noch stärker unter Druck geraten, da Großkonzerne ihre Marktmacht nutzen, um sich die verbleibenden Rohstoffe zu sichern. Ohne schnelle Alternativen drohen Produktionsverzögerungen, Auftragsverluste und Wettbewerbsnachteile gegenüber asiatischen Firmen, die sich frühzeitig Kobaltreserven gesichert haben. 

Langfristig wird dieser Engpass jedoch einen Innovationszwang erzeugen, doch kurzfristig bedeutet er für viele Unternehmen existenzielle Risiken.

 

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