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Energie & Rohstoffe > Kobaltknappheit Mittelstand

Kobaltknappheit: Mittelstand zwischen Rohstoffmangel und Innovationsdruck

Wie die steigende Nachfrage nach Kobalt mittelständische Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt und welche Lösungsansätze es gibt.

Kobalt: Der blaue Rohstoff wird zum Flaschenhals der Elektromobilität. (Quelle: Shutterstock)

Die Elektromobilität gilt als Schlüssel zur Verkehrswende, doch ein unscheinbares Metall könnte zum Stolperstein werden: Kobalt. Der bläulich schimmernde Rohstoff ist unverzichtbar für die Produktion leistungsfähiger Batterien, nicht nur in E-Autos, sondern auch in Smartphones und Laptops.

Doch die rasant steigende Nachfrage trifft auf begrenzte Vorkommen und ethisch fragwürdige Abbaubedingungen. Für mittelständische Unternehmen in der Automobilzulieferer- und Elektronikindustrie entwickelt sich die Kobaltversorgung zu einer zentralen strategischen Herausforderung.

Experten prognostizieren, dass die EU-weite jährliche Nachfrage nach Kobalt bis zum Jahr 2030 um bis zu 520 Prozent auf über 54.000 Tonnen steigen könnte. Diese Entwicklung stellt insbesondere den Mittelstand vor enorme Herausforderungen:

  • Versorgungsengpässe und Produktionsunterbrechungen
  • Steigende Rohstoffkosten und Margendruck
  • Notwendigkeit zur Anpassung von Produktionsverfahren und Lieferketten
  • Investitionsbedarf in Forschung und Entwicklung für kobaltärmere Technologien
  • Reputationsrisiken durch mögliche Verbindungen zu problematischen Abbaubedingungen
     

68 Prozent des weltweit produzierten Kobalts stammen aus der Demokratischen Republik Kongo

Die Versorgung mit dem begehrten Rohstoff Kobalt entwickelt sich zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor, der über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheiden kann. Dabei steht der Mittelstand vor besonderen Herausforderungen: Anders als Großkonzerne verfügen kleinere und mittlere Unternehmen oft nicht über die finanziellen und personellen Ressourcen, um langfristige Lieferverträge abzuschließen oder eigene Recycling-Kapazitäten aufzubauen. Gleichzeitig sind sie als Zulieferer häufig direkt von den Anforderungen der Automobilhersteller betroffen, die auf eine rasche Elektrifizierung ihrer Flotten setzen.

Die Problematik wird durch die geografische Konzentration der Kobaltförderung verschärft. Rund 68 Prozent des weltweit produzierten Kobalts stammen aus der Demokratischen Republik Kongo. Das zentralafrikanische Land ist jedoch von politischer Instabilität und bewaffneten Konflikten geprägt.

Zudem stehen die Arbeitsbedingungen in den Minen massiv in der Kritik. Berichte über Kinderarbeit, mangelnde Sicherheitsstandards und Umweltverschmutzung werfen ethische Fragen auf, die auch für mittelständische Unternehmen relevant sind.

Die neue EU-Lieferkettenrichtlinie verpflichtet ab 2026 auch größere Mittelständler zur Überprüfung ihrer gesamten Lieferkette auf die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten.

Alternativen zum klassischen Kobalt-Einsatz

Angesichts dieser Problematik gewinnen Alternativen zum klassischen Kobalt-Einsatz an Bedeutung:

  • Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP): Sind kostengünstiger und ethisch unbedenklicher, aber mit geringerer Energiedichte.
  • Natrium-Ionen-Batterien: Diese verzichten komplett auf Kobalt und Lithium, befinden sich aber noch im Entwicklungsstadium.
  • Kobaltfreie Lithium-Ionen-Batterien: Diese versprechen höhere Energiedichte, sind aber noch nicht marktreif.
  • Feststoffbatterien: Sie gelten als Zukunftstechnologie, werden aber vor 2030 nicht in großem Maßstab verfügbar sein.

Globale Kobaltförderung

Die Abhängigkeit von wenigen Förderländern wird besonders deutlich, wenn man sich die größten Kobaltminen der Welt ansieht:

  • Mutanda Mine, Demokratische Republik Kongo: 19.000 Tonnen (2022)
  • Tenke Fungurume, Demokratische Republik Kongo: 19.000 Tonnen (2022)
  • Glencore Katanga, Demokratische Republik Kongo: 14.000 Tonnen (2022)
  • Metalkol RTR, Demokratische Republik Kongo: 13.000 Tonnen (2022)
  • Ambatovy, Madagaskar: 5.000 Tonnen (2022)

Diese Konzentration auf wenige Standorte erhöht das Risiko von Lieferengpässen und Preisschwankungen. Angesichts dieser Herausforderungen setzt die Europäische Union auf eine Doppelstrategie:

  • Einerseits sollen durch "strategische Partnerschaften" mit Förderländern die Versorgungsrisiken minimiert werden.
  • Andererseits wird massiv in Recycling-Technologien und die Entwicklung von Alternativen investiert. Bis 2030 sollen 15 Prozent des EU-Bedarfs an strategischen Rohstoffen wie Kobalt durch Recycling gedeckt werden.

Für mittelständische Unternehmen ergeben sich daraus sowohl Risiken als auch Chancen. Wer frühzeitig in neue Technologien investiert und seine Lieferketten diversifiziert, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern. Ein konkretes Beispiel für die Herausforderungen, aber auch die Innovationskraft des Mittelstands liefert die Firma Akasol aus Darmstadt. Das Unternehmen, das Batteriesysteme für Nutzfahrzeuge herstellt, setzt auf eine Kombination aus langfristigen Lieferverträgen und der Entwicklung kobaltärmerer Batterietechnologien. Durch enge Kooperationen mit Recycling-Unternehmen versucht Akasol zudem, den Anteil wiederverwendeter Rohstoffe zu erhöhen. 

Ausblick

Die Kobaltknappheit stellt den Mittelstand vor enorme Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für Innovation und Neupositionierung. Unternehmen, die frühzeitig in Forschung und Entwicklung investieren und ihre Lieferketten diversifizieren, können gestärkt aus der Krise hervorgehen. Gleichzeitig wird deutlich, dass technologische Lösungen allein nicht ausreichen werden. Es braucht auch politische Anstrengungen, um faire und nachhaltige Lieferketten zu etablieren. Für den Mittelstand bedeutet dies, sich nicht nur technologisch, sondern auch ethisch und strategisch neu aufzustellen. Die Fähigkeit, flexibel auf Rohstoffengpässe zu reagieren und gleichzeitig nachhaltige Lösungen zu entwickeln, könnte sich als entscheidender Wettbewerbsvorteil in der Mobilität von morgen erweisen.

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