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Technologie > Digitalisierung in Logistik

Digitale Speditionslösungen für mittelständische Unternehmen

Logistik-Revolution: Mittelständler werden eigene Tech-Riesen! CargoLine schreibt Geschichte mit digitalen Start-ups und KI-gestützten Innovationen. Diese spektakulären Ideen gestalten die Zukunft der Branche neu.

(Foto: shutterstock)

Die Logistikbranche wandelt sich tiefgreifend. Kunden erwarten, dass schnell und zuverlässig geliefert wird und die Dienstleistung auf die eigenen Ansprüche angepasst ist. Gleichzeitig fehlen Fachkräfte, die Kosten steigen. Und andere drängen auf den Markt. Um hier zu bestehen, setzen viele mittelständische Unternehmen zunehmend auf digitale Innovationen. Im Vorteil ist, wer bereits eng mit anderen zusammenarbeitet wie das Stückgutnetzwerk CargoLine. Die Firmen berieten bereits vor sieben Jahren, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Zum Beispiel gemeinsam selbst zu Tech-Gründern werden.

 

Das Stückgutnetzwerk CargoLine

Hinter CargoLine stehen 15 mittelständische Gesellschafter. Der Verbund setzte 2023 rund 1,55 Milliarden Euro um und transportierte 12,48 Millionen Sendungen. Organisiert sind 52 deutsche Speditionen und Logistiker sowie internationale Partner, die in 44 Länder liefern, was mit einem Gewicht zwischen 30 und 2500 Kilogramm auf Paletten passt. Beschäftigt sind bei den Firmen insgesamt mehr als 7000 Mitarbeiter. Das Unternehmen sitzt in Frankfurt/Main.
 

Zusammenarbeit mit Uni

„Uns war allen recht schnell klar, dass jedes Unternehmen für sich in Fragen der Innovation nicht dieselben Erfolge erzielten konnte wie Konzerne und die Tech-Riesen der Welt“, erinnert sich Andreas Hartmann, Gesellschafter der Spedition Hartmann International in Paderborn, die Mitglied bei CargoLine ist. „Insofern haben wir intensiv darüber diskutiert, wie wir die notwendigen Investitionssummen bündeln, smarte Köpfe für neue Ideen und Digitalprodukte für uns gewinnen und die notwendigen personellen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen können.

Die Logistikbranche gilt als traditionell

Um die smarten jungen Köpfe zu gewinnen, die weniger mit langer Geschichte, dafür aber mehr mit kreativen Ansätzen zu tun haben, taten sich die Unternehmen mit der Universität Paderborn und dem mit der Uni verbundenen Firmen-Inkubator Garage33 zusammen. Die Mitarbeiter der etablierten Logistikunternehmen sollten ihr Branchenwissen einbringen, die Gründer ihre besonderen Start-up- und Digitalkenntnisse. Der Wissenstransfer lief sehr erfolgreich.

„Schnell etablierten sich erste Teams, die den logistischen Alltag unvoreingenommener hinterfragten als ­unsere Bewahrer­organisationen.“, sagt Hartmann. Und sie entwickelten, wie erhofft, zahlreiche Ideen. Daraus entstand ein neues Unternehmen: Cargo Digital World (CDW), eine Art Firmen-Brutstätte speziell für die Logistik, getragen von den Speditionen. Hartmann etwa sitzt im Aufsichtsrat. CDW startete Anfang 2021 in Paderborn, beschäftigt mehr als 40 Mitarbeiter und rühmt sich dank der Nähe zu den Speditionen, besonders schnell von der ersten Idee bis zum fertigen Digitalprodukt zu sein. Zudem lässt sich vieles direkt im täglichen Betrieb ausprobieren und anpassen.
„Unsere Ideen und die daraus entstandenen Produkte sollten nicht einfach bisherige analoge Tätigkeiten digitalisieren“, sagt Tim Brühn, verantwortlicher Vorstand von CDW. „Wir haben mit ihnen etablierte Wertschöpfungsketten bewusst infrage gestellt, um unerfüllte Kundenwünsche umsetzen zu können.“ Inzwischen hat das Unternehmen bereits drei Tochterfirmen gegründet: Cargoboard, Warespace und CargoCast. In deren Gremien sitzen Experten aus den mittelständischen Logistikunternehmen von CargoLine, die sich so eng mit den jeweiligen Start-up-Teams austauschen können.

 

Schnell etablierten sich erste Teams, die ihren logistischen Alltag unvoreingenommener hinterfragten als unsere Bewahrerorganisationen.

Andreas Hartmann, Hartmann International

Die digitale Spedition

Cargoboard ist eine Art digitaler Spedition. Sie wickelte zuletzt monatlich mehr als 30.000 Sendungen für ihre Kunden ab. Und das Unternehmen wächst. Trotz schwierigem wirtschaftlichen Umfeld legt die erste Tochter von CDW mit zweistelligen Prozentraten zu.

Warespace ist noch kein Jahr alt. Das Start-up vernetzt Warenlager mittelständischer Logistiker. Zur Verfügung stehen mehr als vier Millionen Quadratmeter Lagerfläche an mehr als 120 Standorten in Europa. Die Idee: Kunden können Lagerflächen nach Bedarf zubuchen oder abwählen und so reagieren, wenn die Nachfrage nach ihren Produkten kurzfristig schwankt. Nutzen können dieses Netzwerk zum Beispiel Firmen, die große Mengen transportieren lassen, statt auf wenige zentrale Lager auf viele verteilte angewiesen sind, etwa Einzelhandelsketten. Gesteuert wird das Angebot zentral, was es für die Kunden sehr einfach macht. Zusätzlich zu Warenlager-Platz lässt sich über Palletspace mit ein paar Mausklicks auch eine Art Palettenhotel buchen, um kurzfristig kleinere Mengen abstellen zu können.
 

KI sagt Auslastung vorher

CargoCast nutzt die KI, um vorherzusagen, wie sich die Sendungsströme in Transport- und Logistiknetzwerken entwickeln. Die Technologie erkennt Muster in historischen Daten und kombiniert diese mit aktuellen Wetter– und Industriedaten. Möglich ist dadurch, für einzelne Niederlassungen anzugeben, wie viele Sendungen in welchem Umfang wann kommen – wann es voller ist und wann eher ruhig. Das Personal lässt sich dann zielgerichteter einplanen, die Zahl der Lkw, die leer fahren, verringert sich. In Zeiten von Arbeitskräfteknappheit und steigenden Kosten sind das entscheidende Vorteile.

CDW hält seinen Start-up-Ansatz für nachhaltiger als den klassischen. Junge Firmen, hinter denen Risikokapitalgeber stehen, setzen oft auf schnelles Wachstum und peilen einen hohen Verkaufserlös an. Schließlich wollen die Geldgeber Rendite für ihre Investition sehen. CDW setzt auf nachhaltige Entwicklung und langfristigen Erfolg, will eine eigene Gründung nicht zwingend verkaufen. Und: Traditionelle Stärke mit innovativer Dynamik zu verbinden, schafft aus Sicht des Inkubators eine solide Basis für zukunftsweisende Geschäftsmodelle. Vorstand Brühn ist jedenfalls begeistert. „Mit den Visionären aus den Logistiktraditionshäusern und den technologieaffinen Gründern aus dem Start-up-Umfeld zusammenzuarbeiten, ist eine wunderbare Aufgabe. Wir werden sicher noch einige spektakuläre Ideen aus der CDW-Welt sehen.“

Die Logistiker zeigen, dass der Mittelstand keineswegs ein Bewahrer veralteter Strukturen sein muss. Mit Mut zur Veränderung und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, können auch kleine und mittlere Unternehmen die digitale Transformation aktiv mitgestalten – nicht nur in der Logistik.

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