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Technologie > Bitkom-Studie

Mehrheit der Firmen Opfer von Sabotage, Datendiebstahl und Spionage

Sabotage- und Hackingangriffe verursachen in Deutschland jährlich einen Milliardenschaden. Der Verfassungsschutz spricht von einem „Massenphänomen“. Zahlen des Digitalverbandes Bitkom zeigen, wie Recht er hat.

Zwei Drittel der deutschen Industrieunternehmen (und damit noch einmal mehr als in einer vergleichbaren Umfrage vor gut einem Jahr) waren in den vergangenen zwei Jahren mindestens einmal Opfer von Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage. Weitere 19 Prozent vermuten, Opfer geworden zu sein, können es aber nicht nachweisen. Laut einer Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom entstand der Industrie in dieser Zeit ein Gesamtschaden von insgesamt 43 Milliarden Euro.

„Mit ihren zahlreichen Weltmarktführern ist die deutsche Industrie besonders interessant für Kriminelle“, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg die Ergebnisse der Untersuchung. Bei fast jedem zweiten befragten Unternehmen (48 Prozent) hatten es die Angreifer auf Kommunikationsdaten wie E-Mails abgesehen, Kunden- und Finanzdaten wurden bei jedem fünften Opfer gestohlen. Deutlich seltener – aber immerhin noch in jedem zehnten Fall – fielen Patente oder Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in die Hände der Angreifer.

Cybersicherheit als Chefsache

Zwei von drei betroffene Unternehmen haben laut der Studie ehemalige oder derzeitige Mitarbeiter als Täter ausgemacht. Knapp die Hälfte vermutet, dass ihre Konkurrenten, Dienstleister oder andere Unternehmen hinter der Attacke stecken. Eine wachsame Belegschaft kann helfen: Bei 61 Prozent der Unternehmen deckten die eigenen Mitarbeiter den Angriff auf. „Der effektivste Schutz vor Spionage, Diebstahl oder Sabotage sind motivierte, gut geschulte und aufmerksame Mitarbeiter“, folgert Bitkom-Präsident Berg. Er plädiert dafür, Cybersicherheit zur Chefsache zu machen.

Zum Datendiebstahl kommt häufig noch die Sabotage: Jedes fünfte Unternehmen berichtet von digitaler Sabotage der Informations- und Produktionssystem oder Abläufe. Bei 10 Prozent passierte das auf analogem Wege, etwa die Manipulation von Geräten vor Ort. Die Dominanz digitaler Angriffe dürfte sich in Zukunft noch verstärken. Gefragt nach künftigen Bedrohungen wurden fast ausschließlich Cybercrime-Gefahren (etwa bis dato unbekannte Software-Sicherheitslücken) genannt.

Thomas Haldenwang, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der mit Berg gemeinsam die Studie vorstellte, schlägt ebenfalls Alarm: „Illegaler Wissens- und Technologietransfer, Social Engineering und auch Wirtschaftssabotage sind keine Einzelfälle, sondern ein Massenphänomen“, warnte er.

Auch wenn ausländische Nachrichtendienste nur von relativ wenigen betroffenen Unternehmen (11 Prozent) als mutmaßliche Urheber genannt wurden, sprach Haldenwang laut einem Medienbericht davon, dass eine "steil steigende Zahl von Cyberangriffen" aus China gesteuert werde. Vor allem auf Dienstreisen sei demnach Vorsicht geboten. Haldenwang kenne den Fall eines Unternehmers, der mit (eingeschaltetem) Laptop nach China einreisen wollte. An der Grenze seien die Daten abgesaugt worden, das Geschäft kam nicht zustande, das Produkt wurde stattdessen plagiiert. Heute sei das Unternehmen pleite.

Für die Studie wurden 503 Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche aus allen Industriebranchen befragt. Weitere Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung finden Sie auf CEDO – Chefsache Digitale Transformation.

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