Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Technologie > Dienstrad statt Dienstwagen

Mit Fahrradfreundlichkeit zu motivierten und gesunden Mitarbeitern

Sogar einen Dienstrad-Fuhrpark gibt es: Das badische Unternehmen FSM motiviert seine Mitarbeiter, von vier auf zwei Räder umzusteigen. Geschäftsführer Konrad Molz erhofft sich motiviertere und gesündere Arbeitskräfte – und fährt mit gutem Beispiel voran.

Wer mit dem Auto auf das Firmengelände von FSM in Kirchzarten vor den Toren Freiburgs fährt, findet mit ziemlicher Sicherheit einen Parkplatz. Das liegt nicht daran, dass die Parkflächen überdimensioniert sind oder viele Mitarbeiter früh Feierabend machen. Sondern daran, dass etliche der insgesamt 140 Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Sogar im Winter, wie FSM-Vorstand Konrad Molz versichert: „Manche Hartgesottenen steigen auch bei kalten Temperaturen und schlechtem Wetter aufs Rad.“ Der 50-jährige Molz selbst fährt mit gutem Beispiel voran.

Seit dem vergangenen Jahr ist der Produzent von Technologie zur mobilen Energieversorgung und Druckmesstechnik sowie von Trafosanfteinschaltern vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) als „fahrradfreundliches Unternehmen“ zertifiziert. Der Lobbyverband der Radfahrer zeichnet Firmen aus, die es ihren Mitarbeitern erleichtern, den Weg zur Arbeit auf zwei statt auf vier Rädern zu bewältigen. Das kostenpflichtige Siegel können die Unternehmen dann in der Kommunikation nutzen, zum Beispiel um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

Tool gegen den Fachkräftemangel

FSM nutzt das Logo etwa auf Recruitingmessen am eigenen Stand, wo die Mitarbeiter sehr häufig darauf angesprochen würden. „Gerade bei den jüngeren Leuten, um die wir mit zahlreichen, auch größeren Unternehmen konkurrieren, kommt das gut an“, sagt Molz. Elektroingenieure gibt es in Zeiten des Fachkräftemangels nämlich auch im Breisgau zu wenige. FSM ist das erste Unternehmen überhaupt, dass das ADFC-Siegel in der höchsten Stufe (Gold) erhalten hat – und damit quasi Deutschlands fahrradfreundlichstes Unternehmen ist. Auf der ADFC-Liste der ausgezeichneten Firmen finden sich neben den Kirchzartenern allerdings nur noch wenige weitere Mittelständler, sondern vor allem kommunale Unternehmen.

2016 hat FSM seinen neu gebauten Firmensitz bezogen – rund elf Kilometer vom Freiburger Stadtzentrum entfernt. Dabei hat das Unternehmen eine radfahrerfreundliche Infrastruktur geschaffen, zum Beispiel vier Duschen und eine große Umkleidekabine für vom Fahren verschwitzten Mitarbeiter eingerichtet. Vor allem stellt FSM eine 100 Quadratmeter große, beleuchtete und abschließbare Fahrradgarage zur Verfügung: über 150 Fahrräder haben dort Platz.

Drei Poolfahrräder für kurze Dienstfahrten

Die beachtlichen Kosten für den Bau und die Einrichtung der Fahrradgarage würden als Investition in gesunde und ausgeglichene Mitarbeiter gesehen, sagt Molz, wobei er deren Höhe nicht nennt. „Wie hoch die laufenden Kosten aller Maßnahmen sind, wird nicht systematisch erhoben“, fügt der Vorstand hinzu. Vieles werde nebenbei erledigt: „Unsere Haustechnik kümmert sich zum Beispiel auch darum, dass in der Fahrradgarage immer Werk- und Flickzeug vorrätig ist.“ Mitarbeiter können sich hier frei bedienen. Organisatorische Aufgaben wiederum seien auf verschiedene Schultern im Unternehmen verteilt. Im Unternehmen „Radgeber“ genannte Mitarbeiter geben etwa Tourentipps, und das Marketing organisiert Ausflüge.

Für Mitarbeiter, die – aus welchem Grund auch immer – nicht mit dem Rad zur Arbeit kommen, gibt es bei FSM einen kleinen Fuhrpark mit drei Poolfahrrädern, die sie sich zum Beispiel für die Mittagspause oder für Termine in der näheren Umgebung ausleihen können. Das hat einen Extravorteil: Denn die Dienstfahrt mit dem Rad erspart die in Freiburg oft mühselige Parkplatzsuche. 

So wird ein Unternehmen fahrradfreundlicher

In einer Broschüre listet der ADFC 55 Punkte auf, durch die ein Unternehmen seine Fahrradfreundlichkeit erhöhen kann. Die Maßnahmen reichen von finanziell und organisatorisch einfach umzusetzenden Ideen bis hin zu komplexeren baulichen Vorhaben, vor denen viele Unternehmen zurückschrecken dürften. Eine Auswahl der Vorschläge:

  • sich wiederholende Aktivitäten wie ein Frühstück für Radfahrer
  • Betriebsausflug mit dem Fahrrad
  • Informationsevents
  • Schaffung von Reparaturmöglichkeiten
  • geeignete Fahrradabstellanlagen (idealerweise überdacht, beleuchtet und gut zu erreichen)
  • Umwandlung von Auto- zu Fahrradparkplätzen
  • fahrradfreundlicher Zugang zum Betriebsgelände
  • Einrichten von Duschen und Umkleidemöglichkeiten sowie Aufstellen von Spinden
  • Angebot von Dienstradleasing
  • Einsatz von (Lasten-)Fahrrädern für Fahrten auf dem Betriebsgelände oder auf dem Weg zum Kunden
  • Bereitstellung eines Leihfahrradpools

Die vollständige Broschüre gibt es im Internet unter www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de.

Ähnliche Artikel