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Technologie > Weltraumwirtschaft Mittelstand

Mittelstand im Orbit: Wie deutsche Unternehmen vom Weltraum-Boom profitieren könn(t)en

Die Weltraumwirtschaft wächst rasant. Welche Chancen bietet der Markt für deutsche Mittelständler und wie können sie einsteigen?

Die nichtstaatliche Weltraumwirtschaft bietet Chancen für den deutschen Mittelstand (Quelle: Shutterstock)

Findet die nächste industrielle Revolution im Orbit statt? Diese Frage mag auf den ersten Blick abwegig erscheinen, doch ein Blick auf die Zahlen der Weltraumwirtschaft lässt aufhorchen.

In den vergangenen zehn Jahren ist der globale Umsatz der nicht-staatlichen Weltraumwirtschaft um beeindruckende 54 Milliarden Dollar auf 285 Milliarden Dollar im Jahr 2023 gestiegen - ein Plus von 23 Prozent. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem Umsatz des deutschen Maschinenbaus. Doch während letzterer als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, fristet die Weltraumökonomie hierzulande noch ein Schattendasein.

Dabei bietet der Markt enorme Chancen, gerade für innovative Mittelständler. Von Satellitenkommunikation über Erdbeobachtung bis hin zu neuen Fertigungstechnologien - die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und betreffen längst nicht mehr nur Raumfahrtkonzerne. Es wird Zeit, dass deutsche Unternehmen den Blick nach oben richten und die Potenziale dieser Zukunftsbranche erkennen.

Die Länder mit den größten Ausgaben im Weltraumsektor (Stand 2023):

  • USA: ca. 72 Mrd. USD
  • China: ca. 12 Mrd. USD
  • Russland: ca. 4 Mrd. USD
  • Frankreich: ca. 4 Mrd. USD
  • Japan: ca. 3 Mrd. USD
  • Deutschland: ca. 2 Mrd. USD
     

Der Einstieg in die Weltraumwirtschaft erfordert nicht zwangsläufig die Entwicklung eigener Raketen oder Satelliten

Der Weltraummarkt hat sich in den letzten Jahren zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor entwickelt, der weit über die klassische Raumfahrt hinausgeht. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch die wachsende Zahl an Einsatzmöglichkeiten für Satelliten und weltraumbasierte Technologien in nahezu allen Wirtschaftsbereichen.

War die Branche früher fest in der Hand staatlicher Agenturen wie der NASA oder ESA, tummeln sich im All zunehmend private Unternehmen. Diese Kommerzialisierung des Weltraums eröffnet auch für den deutschen Mittelstand neue Geschäftsfelder und Wachstumschancen. Betrachtet man die Umsatzverteilung innerhalb der Weltraumwirtschaft, zeigt sich die enorme Bedeutung der bodengestützten Technologien und Dienstleistungen.

Der größte Anteil des Umsatzes entfällt mit rund 150 Milliarden Dollar auf Netzwerke und Empfangsgeräte wie Satelliten-TV oder -Navigation. An zweiter Stelle folgen mit 107 Milliarden Dollar die Umsätze aus Kommunikationsdienstleistungen wie Fernsehen, Radio, Telefon und Internet. Der eigentliche Satellitenbau (17 Milliarden Dollar) und die Startkosten (7 Milliarden Dollar) machen dagegen nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes aus. Diese Verteilung verdeutlicht, dass der Einstieg in die Weltraumwirtschaft nicht zwangsläufig die Entwicklung eigener Raketen oder Satelliten erfordert. Vielmehr bieten sich gerade für mittelständische Unternehmen Chancen in der Entwicklung und Produktion von Endgeräten, Software oder spezialisierten Dienstleistungen.
 

Die verschiedenen Felder der Weltraumwirtschaft samt Ausgaben im Jahr 2023

  • Netzwerke und Empfangsgeräte: 150,4 Mrd. USD
  • Kommunikationsdienstleistungen: 107 Mrd. USD
  • Satellitenbau: 17 Mrd. USD
  • Startkosten: 7,2 Mrd. USD
  • Fernerkundungsdienste: 3,4 Mrd. USD

Die Anwendungsfelder für weltraumbasierte Technologien sind vielfältig und betreffen nahezu alle Wirtschaftszweige: In der Landwirtschaft etwa werden Satellitendaten zur Optimierung von Anbau und Ernte genutzt. Logistikunternehmen binden Erdbeobachtungsdaten zu Staus oder Unwettern in ihre Risikoabschätzung ein. Für die Vernetzung globaler Produktionsstätten und weltweit verteilter Produkte im Rahmen der Industrie 4.0 sind satellitenbasierte Internetverbindungen oft unerlässlich. Auch die Entwicklung autonomer Fahrzeuge ist auf stabile Echtzeitdaten aus dem All angewiesen. Diese Beispiele zeigen: Die Weltraumwirtschaft ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein Innovationstreiber für die gesamte Wirtschaft.

Für den deutschen Mittelstand ergeben sich daraus vielfältige Chancen. Gerade in den Bereichen Sensorik, Datenanalyse und Softwareentwicklung können deutsche Unternehmen ihre Stärken ausspielen. Ein konkretes Beispiel ist die Firma OHB aus Bremen. Das mittelständische Unternehmen hat sich vom Zulieferer für die Luftfahrtindustrie zu einem der führenden europäischen Satellitenhersteller entwickelt. OHB baut unter anderem Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo und ist an zahlreichen wissenschaftlichen Missionen beteiligt. Der Erfolg von OHB zeigt, dass auch kleinere Unternehmen in der Weltraumbranche Fuß fassen und sich gegen internationale Konkurrenz behaupten können.

Die Top 5 Pioniere der privaten Weltraumforschung

SpaceX

SpaceX von Elon Musk, mit Hauptsitz in Hawthorne, Kalifornien, beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter und hat einen Wert von 180 Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat die Raumfahrttechnologie mit der Entwicklung wiederverwendbarer Falcon-Raketen und der Dragon-Raumkapsel revolutioniert. Darüber hinaus zielt das ehrgeizige Starlink-Projekt darauf ab, weltweite Internetabdeckung zu bieten.

Boeing Defense, Space, and Security

Boeing Defense, Space, and Security beschäftigt etwa 17.000 Menschen und hat einen Wert von über 23 Milliarden Dollar. Boeing gründete zusammen mit Lockheed Martin Space die United Launch Alliance (ULA). Die ULA arbeitet mit der NASA und dem Verteidigungsministerium zusammen.

Raytheon Technologies Corporation — Collins Aerospace Systems

Collins Aerospace Systems, beschäftigt Tausende von Mitarbeitern und ist in Milliardenhöhe bewertet. Das Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung fortschrittlicher Technologien für die Weltraumforschung und ist führend in der Satellitentechnologie und weltraumgestützten optischen Systemen.

Lockheed Martin Corporation

Die Lockheed Martin Corporation beschäftigt weltweit über 100.000 Mitarbeiter, von denen etwa ein Fünftel Veteranen sind. Wert der Organisation: über 100 Milliarden Dollar. Lockheed Martin war an mehreren wichtigen NASA-Missionen beteiligt und ist stark in die Satellitenherstellung, Raumsonden und andere Technologien zur Weltraumforschung involviert.

General Dynamics Corporation

Die General Dynamics Corporation hat über 100.000 Mitarbeiter, die meisten davon in den USA. Jahresumsatz: über 42 Milliarden Dollar (2023). Es führt die Entwicklung von Weltraumsystemen durch den Bau von Kommunikationssatelliten und Raumfahrzeugkomponenten an und unterstützt die NASA-Mission mit Bodensystemen.

 

(Quelle: Thomasnet.com)

Ausblick

Die Weltraumwirtschaft steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Experten prognostizieren eine Verdoppelung des Marktvolumens in jeder Dekade bis 2040. Für den deutschen Mittelstand gilt es, diesen Trend nicht zu verschlafen. Die Herausforderungen sind zweifellos groß: Hohe Investitionskosten, technologische Hürden und internationale Konkurrenz erfordern Mut und Innovationskraft. Doch die Chancen überwiegen. Mit ihrer Expertise in Schlüsseltechnologien wie Sensorik, Datenanalyse und Präzisionsfertigung sind deutsche Unternehmen gut positioniert, um vom Weltraum-Boom zu profitieren. Es wird Zeit, den Blick nach oben zu richten - denn die nächste industrielle Revolution könnte tatsächlich im Orbit stattfinden.

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