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Energie & Rohstoffe > Myzel: Nachhaltiger Lederersatz

Myzel-Materialien: Die geheimen Gamechanger für nachhaltige Unternehmenserfolge

Entdecken Sie, wie das unscheinbare Myzel herkömmliches Leder, Styropor & andere Materialien nachhaltig ersetzt. Klimafreundlich & stylisch.

Pilze sind faszinierende Lebensformen, ihre Bedeutung wird oft unterschätzt. Ihr Myzel ist fast überall auf der Welt zu finden. (Foto: picture alliance)

Pilze sind die großen Recycler des Planeten und die Vorreiterspezies in der Wiederherstellung von Lebensräumen.

Paul Stamets, Autor von "Mycelium Running: How Mushrooms Can Help Save the World"

Portemonnaie, Dämmmaterialien und sogar Möbel

Ein nachwachsender Rohstoff wird weltweit bisher eher übersehen: Pilze. Nicht so sehr Stiel und Kappe, die über der Erde wachsen, sondern das, was sich unter der Oberfläche im Verborgenen ausbreitet. Dieses Geflecht aus fadenförmigen Zellen ähnelt Wurzeln. Mit dem Pilzmyzel, so der Fachbegriff, lassen sich Produkte auf Erdölbasis ersetzen. Vom Portemonnaie über Dämmmaterialien, Möbel und Taschen bis zu Verpackungen haben sie am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam schon wachsen lassen. Das Material taugt auch als tierfreier Ersatz für Leder.

„Angesichts von Klimawandel und allmählich versiegenden fossilen Rohstoffquellen sind dringend biologisch abbaubare Materialien gefragt, die weniger energieintensiv produziert werden“, sagt Hannes Hinneburg, Wissenschaftler am IAP.

Sein Team nutzt das Pilzmyzel von essbaren Pilzen wie Austernpilzen und Baumpilzen wie dem Zunderschwamm. Futter für die Kulturen liefern Land- und Forstwirtschaft – Getreidereste, Holzspäne, Raps und Stroh etwa. Die Reststoffe werden zerkleinert, mit Wasser vermischt und dann hitzebehandelt, um unerwünschte Keime abzutöten. Stimmen Feuchte und Körnung des Futters, wird der Pilz darauf losgelassen. „Nach einer Wachstumsphase von etwa zwei bis drei Wochen im Brutschrank entsteht aus der Mixtur – in Abhängigkeit von der Rezeptur und Prozessführung – ein lederähnlicher Stoff oder ein Kompositmaterial, das sich weiterverarbeiten lässt“, sagt der Biotechnologe. 

Je nach Pilzart, Feuchte, Temperatur, Grundstoff in der Nahrung und der Zeit, die das Myzel wachsen darf, erhalten die Forscher dicke Blöcke oder dünne Schichten. Auch lassen sich unterschiedliche Eigenschaften züchten: dehnbar, dicht, elastisch, fluffig, offenporig, reißfest oder weich zum Beispiel. Das Material sei wärmedämmend, isolierend, feuchtigkeitsregulierend und brandbeständig, sagt Hinneburg. Er sieht es als „wichtigen Schritt in Richtung kreislauffähiges und klimapositives Bauen“.

So könnte es Styropor als Dämmmaterial ersetzen, recycelbare Verpackungsschälchen ergeben oder für Taschen und Portemonnaies statt Leder verwendet werden. Es fasst sich ähnlich an. Nur wenige Firmen produzieren bereits Material, meist in Boxen oder Regalsystemen. Bisher fehlt aber noch ein Verfahren, um das Myzel im industriellen Maßstab herzustellen. Auch daran arbeitet das IAP.

Pilzmyzel: Die natürliche Materialrevolution

Pilzmyzel breitet sich als Netzwerk unter der Erde aus. Dieses fadenförmige Geflecht spielt eine wichtige Rolle in der Ökologie des Waldes und bietet innovative Möglichkeiten für nachhaltige Materialien.

Fakten über Pilzmyzel

Definition:

  • Myzel ist das unterirdische, vegetative Netzwerk von fadenförmigen Zellen eines Pilzes, das häufig mit Wurzeln verglichen wird

Nachhaltigkeit:

  • Myzel-basierte Materialien sind biologisch abbaubar und haben das Potenzial, Produkte auf Erdölbasis zu ersetzen, was sie ideal für nachhaltige Anwendungen macht

Produktion:

  • Myzel wächst auf organischen Reststoffen wie Getreideresten, Holzspänen oder Stroh und ist in ca. zwei bis drei Wochen erntebereit

Materialeigenschaften:

  • Myzel-Materialien können je nach Zuchtbedingungen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, z B dehnbar, reißfest oder wärmedämmend

Wachstum:

  • Ein Myzelnetzwerk kann mehrere Kilometer lang sein, ist jedoch oft mikroskopisch dünn

Anwendungen:

  • Es kann als Ersatz für Leder, Styropor oder Kunststoff in Produkten wie Portemonnaies, Taschen, Möbeln und Verpackungen dienen

Brandsicherheit:

  • Myzel ist brandbeständig und erfüllt dadurch wichtige Sicherheitsanforderungen beim Bauen

Traditionelle Nutzung:

  • Pilze und ihre Myzele sind seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin und Lebensmittelproduktion bekannt

Moderne Forschung:

  • In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler begonnen, das Potenzial von Myzel als nachhaltig hergestelltes Material zu erforschen

Aufstrebende Industrie:

  • In den letzten Jahren haben Start-ups und Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer IAP begonnen, Myzel für industrielle Anwendungen zu züchten

Zukunftspotenzial:

  • Durch den Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gewinnt Myzel zunehmend Interesse als Material der Zukunft in Bereichen wie Architektur, Mode und Verpackung.

 

Null-Abfall-Lifestyle: Eine Handtasche aus biologisch abbaubarem Myzeliumleder.

 

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