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Technologie > Solarenergie

Sparen mit Sonnenkraft

Bessere Energie-Effizienz kostet erst einmal Geld. Doch angesichts stark steigender Preise zahlen sich die Investitionen aus.

Solarpaneel an Solarpaneel blitzt dem weiß-blauen Himmel über Bad Tölz im bayerischen Alpenvorland entgegen. Sie bilden das Dach von Rollo Solar, einem Hersteller von Poolabdeckungen. Mit seinen eigenen Entwicklungen zählt sich Rollo Solar zu den führenden Anbietern in Europa. Zum Kundenkreis zählen unter anderem viele Kicker des FC Bayern, das Schloss Elmau und sogar der russische Präsident Wladimir Putin. Das 1983 gegründete Unternehmen beschäftigt 60 Mitarbeiter und hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 15 Millionen Euro erwirtschaftet.

Die Poolabdeckungen im Rollladensystem sind vor allem im Sommer gefragt. "Das ist ein klassisches Projektgeschäft. "Selbst wenn die Pools im Winter schon gebaut werden, kommt unser Teil erst ganz zum Schluss dran", erklärt Firmenchef Felix Thormann. Die Abdeckungen lassen das Sonnenlicht durch und erwärmen das Wasser um bis zu drei Grad. Es gibt sie nicht nur rechteckig, sondern für alle möglichen Pool-Designs, von herzförmig bis blattförmig, alles vollautomatisch. Das Unternehmen entwickelt und produziert zudem eigene wasserfeste Industriemotoren zum Schließen der Abdeckungen. Die Herstellung ist ein voller Erfolg, die Motoren bleiben wasserdicht und sind inzwischen überaus gefragt auf dem Markt.

Hannah und Felix Thormann, die das Unternehmen in zweiter Generation führen, hatten die Hauptauslastung im Sommer im Blick, als sie sich 2018 zusammen mit den Fachleuten des Versorgers E.ON daranmachten, die Energie-Effizienz ihres Betriebs zu analysieren und nach schlummerndem Effizienzpotenzial zu suchen. Nach dem Energie-Audit wurden unter anderem für rund 100.000 Euro Maschinen, Lüftung und Heizung optimiert.

Schwerpunkt der Effizienzoffensive ist allerdings der Ausbau des Firmendachs mit Solarpaneelen, in den Rollo rund 300.000 Euro investiert hat. Dabei war zu beachten, dass es im alpennahen Bad Tölz durchaus kräftig schneien kann. Entsprechend wurde die Konstruktion von mehr als 1000 Quadratmetern besonders stabil ausgelegt, um auch größere Schneelasten bewältigen zu können. Jetzt produziert die Anlage 165.000 Kilowattstunden pro Jahr. "Am Tage können wir unseren Bedarf im Sommer damit abdecken", erklärt Thormann. Übers Jahr gerechnet kommt die Hälfte des benötigten Stroms aus der eigenen Produktion. Innerhalb von acht Jahren wird sich die Anlage amortisiert haben.

In Deutschland haben inzwischen bereits knapp ein Viertel (23,4 Prozent) der Unternehmer Anlagen für erneuerbare Energien auf dem Firmengelände installiert. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen E.ON-Umfrage unter mehr als 10.000 privatwirtschaftlichen Entscheiderinnen und Entscheidern, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Civey. Am häufigsten erzeugen die Befragten Strom mit einer Photovoltaik-Anlage (PV). Sie ist bereits bei 18 Prozent der Geschäftsleute installiert. Es folgen Biomasse-Blockheizkraftwerke (3,1 Prozent) und Windkraft-Anlagen (2,2 Prozent). Über andere Anlagen, darunter können zum Beispiel Wasserkraft oder Geothermie fallen, verfügen 3,7 Prozent der Entscheider auf dem Betriebsgelände.

Bayern liegt vor dem Saarland

Besonders viele Unternehmen sind in Bayern (29 Prozent) in die Ökostrom-Produktion eingestiegen. Es folgen knapp dahinter die Betriebe aus dem Saarland (28,9 Prozent), Rheinland-Pfalz (28,3 Prozent) und Baden-Württemberg (27,3 Prozent). Die befragten Unternehmen produzieren Ökostrom mit 46,2 Prozent vor allem aus Klimaschutz-Gründen sowie mit 45,5 Prozent zur Kostenersparnis – "das spiegelt unsere Erfahrungen im PV-Geschäft wider", sagt Philip Beckmann, B2B-Geschäftsführer bei E.ON Energie Deutschland. Dies war auch in Bad Tölz der Hauptgrund für die Investition. Dank der Stromproduktion durch die eigene Solaranlage konnte ein Blockheizkraftwerk komplett vom Netz genommen werden, da es nicht mehr gebraucht wird. "Die Anlage war ohnehin sehr störungsanfällig. Jetzt kommen wir sogar ohne sie aus", freut sich Thormann.

Der bayerische Firmenchef hat inzwischen aber noch einen weiteren Aspekt ausgemacht, den die Investition langfristig einbringt: "Wir werden mit unserem Solarstrom deutlich weniger CO2 ausstoßen unc müssen somit auch mit weniger finanziellen Belastungen für Zertifikate rechnen." Das sieht man bei E.ON auch so: "Erneuerbare Energien und besonders Solaranlagen sind für immer mehr Unternehmen eine wichtige Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern und sie so fit für die Zukunft zu machen", meint Beckmann.

Als weitere Aspekte für die Grünstromerzeugung im eigenen Betrieb nannten die bundesweit befragten Entscheider Imagegründe (27,9 Prozent) und mehr Unabhängigkeit vom Strommarkt (22,7 Prozent). Am stärksten ins Gewicht fällt der Klimaschutz für die 30- bis 39-Jährigen in der Familiengründungsphase und die älteren Unternehmer über 65 Jahre. Kostenersparnis ist besonders für Jungunternehmer zwischen 18 und 29 Jahren relevant. Für sie sind auch Imagegründe überdurchschnittlich wichtig.

 

Hohe Zuschüsse der KfW

Die KfW unterstützt Unternehmen, die in Strom- und Wärmeeffizienz investieren, mit Förderkrediten und Tilgungszuschüssen bis 55 Prozent der förderfähigen Kosten. Für einen Kredit über eine Million Euro über das Programm "Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft" gilt derzeit ein jährlicher Sollzins von 1,70 Prozent, was einem Effektivzins von 1,71 Prozent entspricht. "Werden auf der Grundlage eines Energieeinsparkonzepts im Unternehmen energiebezogene Prozesse und Anlagen optimiert und die dafür notwendigen Investitionen komplett über den Förderkredit finanziert, kann der Tilgungszuschuss 40 Prozent – also 400.000 Euro – ausmachen", teilt die KfW auf ihrer Webseite mit. Wird in die Bereitstellung von Prozesswärme aus erneuerbaren Energien investiert, könne der Tilgungszuschuss bis zu 550.000 Euro – also 55 Prozent – betragen.

Die IHK am Bodensee erinnert daran, dass Drucklufterzeugung sehr kostenintensiv ist und hier hohe Einsparmöglichkeiten erschlossen werden können. Der Gesamtwirkungsgrad liege bei circa zehn Prozent und sei sehr schlecht. Daher sei es wichtig, die Druckluftversorgung zu optimieren und zu planen. Die Thormanns haben ihre Anlagen überprüft. "Was nicht gebraucht wird, wird abgeschaltet und spart Energie", nennt Felix Thormann eine Konsequenz. In Bad Tölz geht man inzwischen das nächste Optimierungsprogramm an. "Wir prüfen, wie man die überschüssige Energie aus der PV-Anlage vom Dach zur Wärmeerzeugung nutzen kann", so der Firmenchef. Zudem schaue man weiter, welche Anlagen und Prozesse weiter energetisch verbessert werden können. Die Sonne am weiß-blauen Himmel soll also noch mehr in die Kassen von Rollo in Bad Tölz bringen.

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