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Energie & Rohstoffe > Off-Shore-Windparks in Europa

Windkraft-Ausbau: Ohne die Chinesen wird es schwierig

Die Bundesregierung steht vor einem Dilemma: Der Bau von Windrädern auf hoher See ist ins Stocken geraten. Um hier wieder Fahrt aufzunehmen, sind neue Projekte ausgeschrieben, die wie gemacht sind für chinesische Unternehmen vom Schlage Huawais. Doch die sollen nicht zum Zug kommen.

Ganz ohne chinesische Unternehmen wird es schwierig: Der Bau von Off-Shore-Winkparks in Europa gerät in Stocken.
Ganz ohne chinesische Unternehmen wird es schwierig: Der Bau von Off-Shore-Winkparks in Europa gerät ins Stocken. Bildquelle: © Shutterstock

Huawei ist ein chinesischer Vorzeigekonzern und hierzulande vor allem wegen seiner Handys bekannt. Geläufig ist auch, dass es Ärger gibt darum, denn im Zuge der politischen Bestrebungen, sich weniger abhängig von China zu machen, flog Huawei als Telekommunikationsanbieter und Lieferant von Komponenten fürs das 5-G-Mobilfunknetz aus dem Kreis der Anbieter. Im Windschatten dieser Diskussion steht allerdings, dass Huawai auch für die Energiewende einige unverzichtbare Komponenten liefert. Bei sogenannten Wechselrichtern, die für den Einsatz von Solarenergie notwendig sind, ist Huawei Weltmarktführer. Und wenn es darum geht, die geeignete Software zu entwickeln, um Windenergie optimal zu verteilen, führen an den Chinesen allenfalls Trampelpfade vorbei. 

Und genau das fällt jetzt der Bundesregierung auf – und vor die Füße:

Beim Ausbau der Offshore-Windparks auf hoher See, einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende, ist Huawei für einzelne Bauteile ebenfalls ein erfolgreicher Anbieter. Die Chinesen rechtssicher auszuschließen, ist mühsam. Die Bundesregierung könnte also in ein politisches Dilemma geraten: Entweder sie lässt mit den Chinesen bauen und kommt ihren Klimazielen näher, oder sie schmeißt auch hier chinesische Anbieter aus dem Verfahren, was die Sache verzögern könnte.

Der Hintergrund sieht so aus: Westliche Nationen mit den USA an der Spitze befürchten nicht völlig zu Unrecht, die Gefahr von Spionage und einer Abhängigkeit vom chinesischen Vorzeigekonzern, wenn sie Huawei zum Zuge kommen lassen. Denn es gibt in China ein Gesetz, wonach chinesische Firmen verpflichtet werden können, Daten und Erkenntnisse im Umgang mit Kunden an die Regierung weiter zu geben. Deswegen flog Huawei als Anbieter in der Telekommunikationsbranche hierzulande aus allen Verfahren. Allerdings hat Huawei auch Komponenten für die Steuerung von Stromnetzen im Angebot. In China ist vor anderthalb Jahren mit dem Projekt Jiangsu Qidong, der größte Offshore-Windpark der Welt in Betrieb gegangen. Er umfasst 134 Windkraftanlagen sieben verschiedener Modelle von vier verschiedenen heimischen Herstellern. Mitentwickelt und betrieben wird der Windpark von der Jiangsu Huawei Wind Power-Gesellschaft.

Auf seiner eigenen Website schwärmt Huawei von den Möglichkeiten, die die intelligente Steuerung von Windparks biete. Das Ziel sei, die Entwicklung lernender Windturbinen, die auf der Basis ihrer Betriebsdaten immer schlauer werden und sich dank künstlicher Intelligenz an Wind und Wetter anpassen können. Dazu messen Sensoren Schwingungen, Vibrationen, Windgeschwindigkeiten, Temperaturen oder die Ausrichtungswinkel der Rotoren. „Im selbstlernenden Windpark soll jedes Windrad wissen, wie es seine Rotoren für die beste Leistung ausrichten muss“, zitiert Huawei eine deutsche Forscherin.

Solche Möglichkeiten sind Musik in den Ohren deutscher Politiker, die mit aller Macht den Ausbau der Windkraft voranbringen wollen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein grüner Wirtschaftsminister Robert Habeck haben sich dazu bekannt. Sie sehen sich allerdings mit dem Umstand konfrontiert, dass 2021 tatsächlich kein einziges Windrad in der deutschen Nord- oder Ostsee gebaut worden ist. Die Vorhandenen lieferten bis dahin knapp acht Gigawatt Leistung. 30 Gigawatt sollen es aber bis 2030 sein. Demnach müsste die Ausbauoffensive langsam durchstarten. Laut Bundesnetzagentur kam 2022 aber nur ein Offshore-Windpark, nämlich Kaskasi in der Nordsee, und damit 38 Windenergieanlagen dazu. Gesamtleistung: 0,35 Gigawatt. Das reicht nicht. Der Druck auf die Politik wächst, hier endlich voranzukommen.

Der deutsche Stromnetzbetreiber Tennet ist für den Anschluss der Offshore-Windparks verantwortlich. Er hat bereits im Februar 2022 einen großen Bauauftrag ins Reich der Mitte vergeben. Die Konverterstation BorWin6 wird von einem Konsortium, bestehend aus dem US-Unternehmen McDermott und den beiden chinesischen Anbietern Geiri und C-Epri gebaut. Bei Letzteren handelt sich um ein Tochterunternehmen des staatlichen chinesischen Strommetzbetreibers SGCC, dessen Einstieg ins deutsche Stromnetz der Bund im vergangenen Jahr blockiert hat. „SGCC ist aber kein Auftragnehmer von Tennet“, betont ein Sprecher des Unternehmens. Er stellt außerdem entgegen anderslautenden Medienberichten fest: „Eine Beauftragung an Huawei gab und gibt es nicht.“ Selbst eine „Unterbeauftragung“ sei vertraglich für sicherheitsrelevante Technik ausgeschlossen. Die Chinesen lieferten keine solche Infrastruktur.

Für Tennet geht es nicht nur um BorWin6, sondern auch um die Vergabe weiterer Konverteranlagen, über die noch in diesem Frühjahr entschieden werden soll. Hier sollen in Europa technisch weniger erfahrene Bieter ganz rausgehalten werden, weswegen der Kreis der Bewerber eine „Präqualifizierung“ durchläuft. Weil der Auftrag groß und die Vertragslaufzeit lang ist, sollen laut Tennet nur „sehr erfahrene und mit Systemen dieser Größenordnung und Qualität vertraute Unternehmen zum Zuge kommen können.“ Somit begrenze sich der Kreis möglicher Anbieter auf Unternehmen, „die solche Anlagen bereits erfolgreich in Europa errichtet und auch in Betrieb genommen haben“. Die technischen Schwellenwerte, die die Kandidaten nachweislich liefern können, hat Tennet erhöht. Chinesische Firmen sind dadurch aus dem Anbieterkreis rausgefallen.

Wie heikel der Vorgang ist, zeigt ein anderer Fall, die in diesen Tagen Huaweis Stellung im Telekommunikationsbereich beleuchtet. Das Handelsblatt berichtet darüber, dass die Deutsche Telekom und Huawei einen Vertrag geschlossen haben, der dazu geeignet sein könnte, US-Sanktionen zu umgehen. Ziel war es, ein „potenzielles Versorgungsrisiko in Bezug auf Huawei-Produkte zu verhindern, die Komponenten aus den USA enthalten“. Die Telekom fürchtete offenbar, wegen der US-Sanktionen gegen Huawei von der Versorgung mit den Komponenten abgeschnitten zu werden. Daher vereinbarte man, wichtige Ersatzteile auf dem europäischen Kontinent zu lagern und zu verwalten. Auf diese Weise wäre man in den Geschäftsbeziehungen nicht von den Amerikanern abhängig gewesen. Die Telekom dementiert, dass das Abkommen geschlossen wurde, um US-Sanktionen zu umgehen. Sie bestätige allerdings, dass sie „grundsätzlich mit allen großen Herstellern Verträge zur Absicherung der Lieferfähigkeit“ schließe.

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