Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Management > Ideenmanagement

„Der Chef muss nicht immer alles selbst machen“

Ideenmanagement ist nicht nur etwas für große Unternehmen – auch kleinere Mittelständler können Kosten sparen. Oft wirken sich schon kleine Änderungen positiv aus, erklärt Hans-Dieter Schat, Experte für Innovationsmanagement, im Interview.

Herr Schat, was bringt ein Ideenmanagement (IM) grundsätzlich im Unternehmen?
Zum einen gibt es einen wirtschaften Nutzen in Form von Einsparungen. Zum zweiten verbessert es die Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter sind motivierter, wenn sie etwas verändern können.

Wie hoch sind die Einsparungen?
Unsere Berechnungen haben ergeben, dass das in kleinen Unternehmen rund 300 Euro pro Mitarbeiter und Jahr sind. Das hört sich zunächst nicht nach viel an, aber wenn man das mal auf alle Arbeitnehmer hochrechnet, kommt man auf eine Summe von 20 Milliarden Euro – pro Jahr.

In welchen Bereichen lassen sich diese Kosten denn einsparen?
Das sind oft ganz triviale Dinge. Dem Mitarbeiter eines Metallverarbeitungsbetriebs fällt zum Beispiel auf, dass nicht mehr alle Bohrungen in einem Bauteil notwendig sind. Oder wir hatten eine Chemiefirma die den Personalaufwand bei Wartungsarbeiten reduziert hat, indem sie die Ventile farblich gekennzeichnet hat.

Wo lag in diesem Fall die Ersparnis?
Bis dahin musste bei Wartungen der Techniker immer von einem Mitarbeiter begleitet werden, der ihm geholfen hat sich in der Anlage zurechtzufinden. Durch die Farbcodes von Ventilen und Gullis war das nicht länger notwendig.

Warum haben vor allem kleine Unternehmen oft noch kein professionelles IM?
So banal das klingt, aber oft mangelt es an einer gewissen Ordnung in der Produktion und im Büro. Manchmal erleben wir, dass nicht einmal Passwörter hinterlegt sind. Wenn dann der Chef krank ist, kann es passieren, dass bestimmte Abläufe nicht mehr rund laufen.

Was ist der Grund dafür?

Viele Unternehmen sind so stark in das operative Geschäft eingebunden, dass sie sich über die Abläufe schlichtweg keine Gedanken machen.

Was empfehlen Sie?

Das geht schon damit los, dass der Chef nicht alles selbst machen muss. Er kann auch zu einem Abteilungsleiter gehen und ihn bitten, sich zusammen mit den Mitarbeitern zu überlegen, wo man Kosten einsparen kann. Dass der Chef in jeden kleinen Schritt involviert ist, stammt aus der Vergangenheit, als Unternehmen noch deutlich patriarchalischer geführt wurden.

Viele Mitarbeiter fühlen sich aber erst dann ernst genommen, wenn der Chef sich ihrem Problem annimmt.

Das gilt aber nicht für alle Arbeitnehmer. Wir haben eine Gruppe gefunden, die besonders motiviert ist, Dinge voranzubringen, auch, wenn sie der Chef nicht vorantreibt.

Um welche Gruppe handelt es sich?

Intrinsisch motivierte Mitarbeiter. Das sind Leute, die sich selbst motivieren können. Im Durchschnitt sind das 10 bis 20 Prozent aller Angestellten in einem Betrieb. Diese Mitarbeiter erreichen eine Einsparungen in Höhe von bis zu 6.000 Euro – also 20 mal mehr als der Durchschnitt. Die Realisierungsquote liegt mit 46 Prozent ebenfalls weiter über dem Durchschnitt.

Wo ist der Haken?

Na ja, spätestens, wenn man mit dem Vorschlagswesen alle Abteilungen erreichen will, ist schon ein Prozess schon notwendig. Das kostet dann wiederum Personal und damit sinken die Einsparungen wieder.

Prof. Dr. Hans-Dieter Schat lehrt an der FOM Hochschule Allgemeine BWL mit Schwerpunkt auf Human Ressource Management. Seit 2011 ist er Projektleiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe. Zum Thema Innovationsmanagement hat der Wissenschaftler mehrere Bücher verfasst.

Ähnliche Artikel