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Management > "Traditionsfirmen denken zu sehr in bekannten Mustern"

Klöckner digitalisiert mit Startups

Um die eigene Digitalisierung voranzutreiben, hat der Stahlhändler Klöckner & Co zwei Startups gegründet. Sie sollen innovative Lösungen für die Wertschöpfungskette entwickeln.

Die neuen Startups von Klöckner arbeiten eng mit dem Unternehmen zusammen

Gisbert Rühl, CEO des Stahlunternehmens Klöckner & Co, reiste im Jahr 2012 ins Silicon Valley. Überzeugt von dem Innovationsgeist, der dort vorherrscht, und getrieben von dem Veränderungsdruck durch die Digitalisierung, nahm er sich vor, bis 2019 die Hälfte seines Unternehmensumsatzes online zu erwirtschaften.

Markt und Mittelstand: Herr Rühl, seit Ende vergangenen Jahres investieren Sie in Start-ups und innovative Teams und haben extra hierfür zwei Gesellschaften gegründet. Was erwarten Sie von dem Investment?

Gisbert Rühl: Als Stahlhändler verkaufen wir Commoditys, das ist unser Geschäftsmodell. Durch die Digitalisierung wird sich dieses ändern. Die Liefer- und Leistungskette der Stahlindustrie wird sich durch die Digitalisierung grundlegend verändern, davon bin ich überzeugt. Entweder sind wir die Treiber und damit schließlich auch die Profiteure oder andere treiben die Veränderung voran. In diesem Fall werden wir das Nachsehen haben. Typischerweise ist unsere Branche hier nicht sehr innovativ, und wir als Traditionsunternehmen denken zu sehr in unseren bekannten Denkmustern. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, in Berlin die zwei Gesellschaften Kloeckner.i und Kloeckner.v zu gründen. Ziel ist es, mit innovativen, kreativen Teams und Start-ups neue digitale Lösungen für unsere Wertschöpfungskette zu finden.

MuM: Sie haben ein klares Ziel vorgegeben: In fünf Jahren soll Klöckner bereits 50 Prozent des Umsatzes über digitale Plattformen generieren. Wie können die Gesellschaften dabei unterstützen?

Rühl: Kloeckner.i ist quasi ein eigenes neu geschaffenes Start-up. Ziel dieser Gesellschaft ist es, schnelle digitale Lösungen entlang der eigenen Wertschöpfungskette zu entwickeln. Das Start-up verhält sich aber nicht wie ein losgelöster Satellit, sondern arbeitet eng mit Mitarbeitern aus unseren Standorten und Kunden zusammen. Die ersten Systeme sind bereits in Betrieb. Kloeckner.v ist hingegen völlig unabhängig, und das Team hat eine andere Aufgabe. Es soll versuchen, unsere traditionelle Wertschöpfungskette von außen aufzubrechen, uns quasi in unserer Wertschöpfung "anzugreifen", wie es andere Start-ups auch versuchen.

MuM: Warum müssen Sie eine solche Lösung selbst entwickeln lassen? Könnten Sie nicht einfach
beobachten und bei der nötigen Reife das Team mit der Innovation vom Markt kaufen?

Rühl: Kloeckner.v ist zwar unabhängig, hat aber Zugriff auf alle unsere Daten. Damit statten wir das Team quasi mit einem Startvorsprung aus.

MuM: Was kann ein Traditionsunternehmen wie Klöckner von Start-ups abseits der innovativen
Lösungen lernen?


Rühl: Den schnellen Umsetzungsprozess sowie die Kundenorientierung. Start-ups versuchen, Probleme des Kunden einfach, schnell und schlank zu lösen. Ist das Problem erkannt, wird ein erster minimalistischer Prototyp entwickelt, dieser wieder dem Kunden vorgestellt, verbessert und umgesetzt. Im Betrieb wird das System dann weiter modifiziert. Dabei geht es nicht darum, gleich ganze Systeme zu verändern, sondern um kleine nützliche Applikation. Wir wollen lernen, was wir besser machen können, auch wenn wir es bereits seit 30 oder mehr Jahren schon so machen. Von unseren Strukturen her wollen wir aber kein Start-up werden.

Weitere Ideen für die innovative Weiterentwicklung des eigenen Geschäftskonzepts erhalten Unternehmer auf dem Innovationsgipfel am 26. Oktober 2015: www.innovationsgipfel.de
Gisbert Rühl ist einer der Referenten des Eröffnungsplenums

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