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Management > Weltweit positiver Ruf

Mittelständler haben ihre Zukunft selbst in der Hand

Brexit und dem neuen US-Präsidenten zum Trotz haben mittelständische Unternehmen auch im kommenden Jahr 2017 keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein Gastkommentar von IfM-Präsidentin Friederike Welter.

Manche bezeichnen 2016 bereits als das „Jahr der Zäsuren“: In Großbritannien hat sich die Bevölkerung im Juni für den Brexit entschieden, in den USA gewann Donald Trump das Rennen um das Weiße Haus. Derzeit lässt sich noch nicht absehen, welche wirtschaftlichen Folgen die beiden Ereignisse auf den Mittelstand in Deutschland haben werden: Weder steht der genaue Zeitpunkt fest, an dem die britische Regierung den Austritt aus der EU beantragen möchte, noch ist klar, wie die künftigen Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union aussehen sollen. Rein formal gesehen, ändert sich am Status-quo Großbritanniens zunächst nichts. Gleichwohl werden die mittelständischen Unternehmen beginnen, ihre Exportstrategien gen Großbritannien zu überdenken und anzupassen.

Dasselbe gilt in Bezug auf die USA: Noch ist nicht absehbar, ob der künftige US-Präsident seiner Abneigung gegen Freihandelsabkommen Taten im Sinne einer strikten Abschottung folgen lässt. Vielleicht relativiert Trump seine wahlkampfgetriebenen „America First“-Gedanken, wenn er erkennt, dass sich das Kappen der globalen Wertschöpfungsnetzwerke negativ auf die Wirtschaft des eigenen Landes auswirken könnte.

Je früher, desto besser

Im Strategiekalkül des exportorientierten deutschen Mittelstands dürfte die Aussicht auf gesonderte Zollverfahren, höhere Zölle und zusätzliche Kosten durch uneinheitliche Normen und Standards gleichwohl eine wichtige Rolle spielen. Doch trotz allem: Die Unternehmen müssen angesichts der Entwicklungen in den beiden Ländern nicht den Kopf in den Sand stecken. Der weltweit positive Ruf des deutschen Mittelstands gründet nicht zuletzt darauf, dass es den Unternehmen regelmäßig gelingt, Exportnachteile und höhere Transaktionskosten durch (nicht-preisliche) Wettbewerbsvorteile auf anderen Gebieten auszugleichen – etwa durch integrierte Produkt- und Dienstleistungs-Pakete oder After-Sales-Dienstleistungen.

Blickt man auf die rein binnenmarktorientierten Unternehmen, so fällt auf: Gerade Kleinstbetriebe müssen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels deutlich kreativer werden und ihr Image als Arbeitgeber verbessern. Auch im Jahr 2016 zeigen die Ausbildungszahlen wieder, dass größere Betriebe bei jugendlichen Schulabgängern attraktiver sind.

Doch ob export- oder binnenmarktorientiert: Letztlich haben es die mittelständischen Unternehmen in Deutschland selbst in der Hand, wie sie die zukünftigen Herausforderungen meistern. Je früher sie damit beginnen, desto besser ist es. Oder um es mit Antoine des Saint-Exupéry zu sagen: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen, sondern möglich machen.“

Prof. Dr. Friederike Welter ist Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Zugleich hat sie den Lehrstuhl für Management von kleinen und mittleren Unternehmen und Entrepreneurship an der Universität Siegen inne.

Dass die deutschen Mittelständler sogar wettbewerbsfähiger sind als die Konkurrenz in vielen anderen ländern, hat kürzlich auch eine Studie der KfW ergeben.

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