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Management > Nach Europol-Razzia

So schützen sich Mittelständler vor Produktfälschungen

Groß war der Skandal, als kürzlich Tausende Tonnen Ekel-Essen sichergestellt wurden. Für Mittelständler ist das nicht neu, sie kämpfen tagtäglich gegen Produktälschungen und Plagiate. Wie Unternehmen sich und ihre Produkte schützen können.

Mit der „Peration Opson V“ ist Europol und Interpol ein großer Coup gelungen: Mehr als 10.000 Tonnen und eine Million Liter gefälschter Lebensmittel wurden von November 2015 bis Februar 2016 weltweit sichergestellt. Die Ermittler fanden fast 9 Tonnen nachgemachten Zucker, der mit Kunstdünger verseucht war und 85 Tonnen Oliven, die mit einer Kupfer-Sulfat-Lösung gefärbt waren. Sie trugen die Produktbeschreibungen bekannter Markenhersteller.

Mit solchen minderwertigen Waren und Fälschungen lassen sich binnen kurzer Zeit für kriminelle Netzwerke Rekordprofite erzielen. Für Unternehmen bedeutet das Einbußen bei Gewinnen und Marktanteilen, vor allem aber einen enormen Imageschaden, wenn unter ihrem Namen gefährliche Produkte in Umlauf kommen.

Auf Produkteinführung folgt Produktfälschung

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn Fälscher reagieren immer schneller auf die Einführung neuer Produkte: Fast 60 Prozent der Unternehmen sind im ersten Jahr nach Markteinführung ihres Produkts mit Nachahmungen konfrontiert, etwa jedes zehnte Unternehmen bereits im ersten Monat. Das zeigt die „Intellectual Property Protection Unternehmens- und Verbraucherstudie 2015“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young.

„Produkt- und Markenpiraterie hat sich zu einer der gravierendsten Formen der Wirtschaftskriminalität entwickelt“, meint Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius e.V. Diese vergibt jährlich den Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen, um sie öffentlich anzuprangern und eine Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen. Unternehmen haben nämlich eine starke Handhabe gegen Produktfälschungen und Plagiate.

Über die Anmeldung gewerblicher Schutzrechte und Patente können Unternehmen gegen Fälschungen ihrer Produkte vorgehen. Sie können sowohl auf Unterlassung als auch auf Schadensersatz klagen, vor allem aber können sie die Beschlagnahmung und Vernichtung der Fälschungen durch den Zoll veranlassen.

Übersicht über verschiedene Schutzrechte

|Patente| Gebrauchsmuster|Marken|Design
geschützt werden...|Technische Erfindungen|Technische Erfindungen|Marken für Waren und Dienstleistungen|ästhetische Gestaltung
Erfordernisse an den Schutz|Neuheit, Erfinderische Tätigkeit, Gewerbliche Anwendbarkeit|Neuheit, Erfinderischer Schritt, Gewerbliche Anwendung|Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzeichen, dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der Form einer Ware oder ihrer Verpackung, sonstige Aufmachungen einschließlich Farben Geruchsmarken|zweidimensionale oder dreidimensionale Erscheinungsform eines ganzen Erzeugnisses oder eines Teils davon
Schutzdauer|20 Jahre|10 Jahre|10 Jahre, unbegrenzt verlängerbar|5 Jahre, verlängerbar bis auf max. 25 Jahre
Schutzform|nationale Patente, Europäische Patente, Internationale Patentanmeldung (PCT)|Nationale Gebrauchsmuster (nicht auf EU Ebene)|Nationale Marken, Gemeinschaftsmarken(EU), Internationale Markenregistrierung|Nationaler Designschutz, Gemeinschafts-geschmacksmuster, Internationale Hinterlegung von Design
Zuständige Behörde, Nationale Patentämter|Nationale Patentämter, EPA, WIPO|Nationale Patentämter|Nationale Markenämter, HABM – Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt, WIPO|Nationale Patentämter, HABM, WIPO

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern

Mitarbeiter sind an Produktfälschungen häufig beteiligt

Doch mit dem Schützen allein ist es nicht getan. Um den Plagiator zur Rechenschaft ziehen zu können, müssen Beweise erbracht und (außer-) gerichtliche Maßnahmen eingeleitet werden. Das Aufspüren von Produktfälschungen erfordert eine intensive Beobachtung der Märkte, inklusive stationärem Handel, Messen, Flohmärkten und dem Internet.

„Der Produktfälscher kann am anderen Ende der Welt sitzen oder aus den eigenen Reihen kommen. Tatsächlich sind es immer häufiger die eigenen Mitarbeiter, die Betriebsgeheimnisse verkaufen oder aber ehemalige Produktions- oder Vertriebspartner, die Detailwissen über Fertigungsprozesse und Vertriebsstrukturen besitzen und nach Ende einer Geschäftspartnerschaft einfach dreist weiter nutzen“, erklärt Lacroix.

Wie kann man sich vor Produktfälschungen schützen?

Folgende Maßnahmen können helfen:

  • Märkte genau beobachten: Gibt es neue Konkurrenten? Mit welchen Produkten gehen diese auf den Markt?
  • Den Handel unter die Lupe nehmen: Einzelhandel kontrollieren. Online-Handel regelmäßig überprüfen – hier boomt das Geschäft mit Fälschungen. Internationale Websites wie „Alibaba“ oder „AliExpress“ unbedingt bei der Recherche nach Produktfälschungen durchforsten. 
  • Auf Messen und Fachmessen im In- und Ausland teilnehmen:  Dort präsentierte Produkte unter die Lupe nehmen, gegebenenfalls noch vor Ort den Zoll oder die entsprechende Behörde benachrichtigen, damit das Produkt umgehend beschlagnahmt werden kann. 
  • Internationale Netzwerke schaffen: Kontakt zu Vertrauenspersonen etablieren, die informieren, sobald eine neue Fälschung auftaucht.
  • Maßnahmen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter: Ein Team im Unternehmen einsetzen, das regelmäßig diverse Kanäle nach Produktfälschungen durchforstet und auch intern verdächtigen Entwicklungen nachgeht.

Wie dreist die Fälscher vorgehen und wie schwer es ist, Fälschungen zu erkennen, zeigt die folgende Bildergalerie über Produktfälschungen, die die Aktion Plagiarius e.V. negativ gekürt hat.

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