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Management > Unternehmensnachfolge

Zwei Brüder treten als Nachfolger an

Michael und Matthias Rampf mussten die Auslandstöchter des väterlichen Unternehmens auf Trab bringen. Erst danach übertrug Gründer Rudolf Rampf seinen beiden Söhnen jeweils 37 Prozent der Unternehmensanteile.

In Grafenberg in der schwäbischen Provinz hat die Rampf-Gruppe ihren Sitz, ein Unternehmen, das weltweit aktiv ist, aber typisch schwäbisch ist. So jedenfalls versichert es Nachfolger Michael Rampf, der ältere der beiden Söhne des Firmengründers Rudolf Rampf. Als Beleg dafür kann er nicht nur den Zungenschlag anführen, mit dem er und sein gut zwei Jahre jüngerer Bruder Matthias mal mehr, mal weniger deutlich ihre Herkunft verraten. In einem typisch schwäbischen Unternehmen zu sein, das bedeutet für ihn zum Beispiel: „Wir reden über alles, aber wir kommen auch zu einem Ergebnis.“ Und, natürlich werden Innovationen geschaffen. Eine Innovation führte schließlich auch zur Firmengründung im Jahr 1980.

Die Geschichte des Unternehmers

Die Ausgangslage: Der Chemiker Rudolf Rampf kennt die Bedürfnisse von Industriemodellbauern. Und er sieht, was ihr Problem ist: Sie fertigen ihre Formen und Modelle aus Mahagoni, das Holz lässt sich gut bearbeiten. Doch Rampf Senior sucht nach einem Material, das sich ebenso gut zum Bearbeiten eignet, sich verkleben lässt, in das man hineinbohren, das man lackieren kann – und das trotzdem dauerhaft in Form bleibt. Herauskommt Blockmaterial aus Polyurethan.Mittlerweile besteht die Rampf-Gruppe aus fünf Firmen,. Sie beschäftigt über 520 Mitarbeiter, unterhält Standorte in den USA, in Japan und China, und ihren Jahresumsatz beziffert sie auf rund 120 Millionen Euro.

Nachfolger werden groß

Michael Rampf fasst es so zusammen: „Mein Vater hatte viele Ideen, aber als Unternehmensgründer auch viele Schulden.“ Das muss auch die beiden Nachfolger geprägt haben. Sie sind schließlich mit dem Unternehmen groß geworden. Aber: „Wir waren nicht die Unternehmersöhne, die mit 18 den 3er-BMW hingestellt bekommen haben.“ Sie können sich einerseits grinsend daran erinnern, wie sie heimlich Gabelstaplertouren durch die Produktionshalle unternommen haben. Andererseits erzählen sie davon, wie sie Tankanlagen reinigen mussten, um in den Ferien Geld zu verdienen. „Als Junge vom Chef“ musste man genauso ran. Und der Nachfolger fügt hinzu: „Wir haben auch geschichtet. Wir wissen, was unsere Leute in der Produktion leisten.“

Mittlerweile sind sein Bruder und er die geschäftsführenden Gesellschafter der Gruppe. Zum Jahreswechsel 2010/2011 hat sich ihr Vater aus dem operativen Geschäft auf den Posten eines „Vorsitzenden der Geschäftsleitung“ zurückgezogen und den Nachfolgern jeweils 37 Prozent der Anteile am Unternehmen übergeben. Der nächste Schritt ist nun sein vollständiger Rückzug auf eine rein beratende Funktion als Vorsitzender eines Beirats. Weiterhin an der Seite der beiden Nachfolger steht der für Finanzen, Controlling und Einkauf zuständige Mit-Geschäftsführer Horst Bader, ein Endvierziger, der seit 1988 im Unternehmen arbeitet. Er sei ein „nüchterner Beobachter, der die Zahlen im Blick hat“, sagt Michael Rampf.

Aufgabenteilung der Nachfolger

Die beiden Nachfolger haben die übrigen Aufgaben klar aufgeteilt: Matthias Rampf kümmert sich um Forschung und Entwicklung, Technik und Produktion, Service sowie Immobilien, sein Bruder ums Marketing, Qualitätsmanagement, IT, Sicherheit, Personal – und er wird in Zukunft als Sprecher der Geschäftsleitung das Unternehmen nach außen hin repräsentieren. Die beiden Nachfolger verstehen sich gut. Sie fragen sich auch einmal gegenseitig um Rat. Ansonsten kümmert sich jeder von ihnen um sein Aufgabengebiet. „Wir machen auch viel zusammen, fahren gemeinsam in Urlaub“, erzählt Michael. Und ergänzt: „Wir sagen uns auch mal die Meinung.“

Überhaupt beschreiben die beiden Nachfolger den Generationenwechsel als von langer Hand geplanten, harmonisch und Schritt für Schritt vollzogenen Prozess. Beinahe jedenfalls. Ein paar Details waren zunächst schon anders gedacht. Michael Rampf hatte nach dem Studium erst einmal für ein anderes Unternehmen in den USA gearbeitet und hätte eigentlich auch noch eine Weile bleiben wollen – eben weil er dort nicht der „Sohn vom Chef“ war. Doch dann erreichte ihn im Jahr 2003 ein Anruf seines Vaters: „Kannst du nach Ohio kommen?“

Um was es ging, beschreibt Nachfolger Michael so: Sein Vater war dabei, einen Teil eines anderen Unternehmens zu. Sollte dieser US-Außenposten weiterbestehen? „Das musste schnell entschieden werden “, sagt der 37-Jährige. Er übernahm diese Aufgabe, gründete die RAMPF Group, Inc., und es funktionierte. Dass er der „Sohn vom Chef“ war, das habe im Ausland kaum eine Rolle gespielt. 

Bewährung der Nachfolger im Ausland

Zwei Jahre später hat sich die Geschichte bei dem jüngeren Bruder Matthias noch einmal ganz ähnlich abgespielt. Nur dass es jetzt nicht der Vater war, der anrief, sondern der ältere Bruder. Und dass es um ein Land ging, das aus europäischer Sicht viel fremdartiger wirkt als die USA: Japan. Die Rampf-Gruppe wollte diesmal gezielt auf dem japanischen Markt Fuß fassen.

Die Rampf-Niederlassung in Osaka habe mit ihm, einer Sekretärin und zwei Vertriebsmitarbeitern begonnen, berichtet Nachfolger Matthias. Mittlerweile zähle sie „mit 4,5 Millionen Euro Umsatz in Japan inzwischen zu den führenden Anbietern von Modellbauwerkstoffen“, vermeldete das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2010/2011.

Innovationen der Mittelständler

Der Standort des Unternehmens ist Grafenberg. Das Dorf gehört zur Metropolregion Stuttgart. Und wer in die Großstadt will, kann problemlos ins 30 Minuten entfernte Stuttgart ziehen. Trotzdem: „Fachkräftemangel ist für uns ein Thema“, sagt Michael Rampf. Neue Mitarbeiter suchen die beiden Nachfolger, indem sie bei Schülern aus der Umgebung für den Chemikanten- und Chemielaborantenberuf werben. Und zusammen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg bildet das Unternehmen Mechatroniker und Maschinenbauer aus.

Geforscht und entwickelt werden soll hier schließlich auch weiterhin. Denn die beiden jungen Nachfolger haben sich viel vorgenommen. Ihre Unternehmensgruppe ist mittlerweile sehr breit aufgestellt. Das rührt noch aus der Gründungszeit, als Rudolf Rampf entschied, verschiedene Geschäftsfelder rund um reaktive Kunstharze aufzubauen, um unabhängig von konjunkturellen Schwankungen zu sein. Zu den Modellbauplatten sind Niederdruck-, Misch- und Dosieranlagen hinzugekommen, Gießharze, Maschinengestelle aus Mineralguss, mechatronische Positionier- und Bewegungssysteme sowie die Wiederaufbereitung von Polyurethan-Reststoffen. So buntgemischt dieses Sortiment auch sein mag, beinahe überall wird Erdöl als Rohstoff gebraucht. Und weil dieser Rohstoff endlich ist, wird sich das eines Tages ändern müssen, meinen die beiden Nachfolger. Daran arbeitet das neu gegründete Labor für „Zukunft und Nachhaltigkeit“ mit Hochdruck.

Selbst nach Alternativen forschen können die beiden Nachfolger nicht. Matthias hat zwar nach dem Realschulabschluss eine Chemielaboranten-Ausbildung in der väterlichen Firma gemacht – „weil ich nicht mehr in die Schule wollte“, sagt er. Doch nach und nach wurde ihm klar: Wenn er tatsächlich in die Unternehmensleitung will, dann muss er studieren. Und so führte auch ihn der zweite Bildungsweg zum MBA-Studium in die USA. „Zu einem Chemiestudium muss man berufen sein“, meint er. Und zeigt sich überzeugt: Er war es nicht.

Zusammenarbeit der beiden Nachfolger

Ihr Vater fand das zwar schade, berichten die beiden Nachfolger, aber er akzeptierte ihre Entscheidung. Immerhin: Matthias kann dank seines etwas gewundeneren Ausbildungswegs etwas mehr Innenkenntnisse des eigenen Betriebs einbringen, wenn sich die Geschäftsführung zu ihren Besprechungen trifft. Bei den Monday Meetings, die jedoch meistens an beliebigen Wochentagen stattfinden, berichtet jeder dann, woran in seinem Aufgabenfeld gerade gearbeitet wird. Gemeinsam werden Themen der Unternehmensgruppe diskutiert und Entscheidungen getroffen.