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Immer etwas besser sein

Hausgerätehersteller Miele hat schon Autos, Mopeds und Milchzentrifugen gebaut. Es geht um Innovation und Qualität.

Als Waschmaschinen noch aus Holz waren: Miele ­begleitet den Haushalt seit mehr als 120 Jahren. Bildquelle: picture-alliance-dpa-Miele

„Immer besser“ hat sich der Hausgerätehersteller Miele auf die Fahnen geschrieben. Im umkämpften Markt von Waschmaschinen, Trocknern, Geschirrspülern oder Kühlschränken will man nicht mit dem niedrigsten Preis trumpfen. Man setzt auf Qualität, die eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren verspricht. Damit positioniert sich das Unternehmen nach eigener Definition als Premium-Hersteller, was den Kunden signalisieren soll: Qualität hat ihren Preis. Die Ausrichtung hat offenbar Erfolg, denn selbst im Corona-Jahr 2021 konnte das Familienunternehmen aus Gütersloh den Umsatz um 7,5 Prozent auf 4,84 Milliarden Euro steigern.

 

Bis eine Waschmaschine auf den Markt kommen kann, muss sie sich über 10.000 Stunden im Dauerbetrieb bewähren. So will man sicherstellen, dass das neue Modell auch wirklich 20 Jahre den Haushalt nicht im Stich lässt. Damit betreibe man einen höheren Aufwand als bei der Entwicklung von Automotoren, die einen Testzyklus von rund 3000 Stunden durchlaufen, heißt es bei Miele. Bei der neuen Generation von Küchengeräten, die über Internet mit dem Hersteller vernetzt werden können, will Miele per Update sogar die bereits verkauften nachbessern.

 

Die Marke kennt jeder, doch nur die Insider wissen, dass Carl Miele und Reinhard Zinkann das Unternehmen 1899 in der kleinen westfälischen Gemeinde Herzebrock gründeten. Es baute zu Beginn Milchzentrifugen. „Immer besser“ stand schon zu jener Zeit als Eigenanspruch auf den Produkten. Zwei Jahre später kam die erste Miele-Waschmaschine auf den Markt. Im Jahr 1907 wurde der Betrieb nach Gütersloh-Nordhorn in eine ehemalige Pumpenfabrik verlegt. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs war Miele die „größte Spezialfabrik Deutschlands für Milchzentrifugen, Buttermaschinen, Wasch-, Wring- und Mangelmaschinen“. Das Unternehmen baute Autos, Mopeds, Küchen, brachte 1929 Europas ­ersten Geschirrspüler auf den Markt.

 

Die Familien Miele und Zinkann prägen bis heute das Unternehmen. Knapp 100 Nachfolger der beiden Gründer halten heute die Anteile. Die Familie bleibt gern unter sich. Der Miele-Stamm besitzt zwar die Mehrheit, doch es gehört zu den Besonderheiten des Unternehmens, dass man immer mindestens 60 Prozent der Anteile hinter einer wichtigen Entscheidung vereinen muss. „Das bedingt manchmal viele Diskussionen, doch am Ende wird der Kurs dann von einer großen Mehrheit getragen, was wiederum sehr hilfreich ist“, erklärt Markus Miele, der als geschäftsführender Gesellschafter den Konzern führt. Der 53-Jährige verweist stolz darauf, dass das Unternehmen alle Aktivitäten aus eigener Kraft finanziert. „Das bedeutet aber auch, dass man eine große Verantwortung für das investierte Geld hat.“

 

„,Immer besser‘ treibt uns bis heute an“, betont Firmenchef Miele. Dabei geht man manchmal ungewöhnliche Wege. Von einem israelischen Hersteller für Medizinprodukte hat das Unternehmen eine Technologie übernommen, mit der für den Transport heruntergekühlte Organe behutsam wieder auf Körpertemperatur gebracht werden, bevor sie transplantiert werden. Übertragen auf einen speziellen Mikrowellenofen kann Miele einen in einem Eisblock gefrorenen Fisch zu garen. Das war 2017 die Sensation auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin.

 

Neben technischen Lösungen haben die Spezialisten von Miele auch eigene Waschmittel entwickelt, die als Kartusche in die Maschine eingesetzt werden. Das Gerät misst die Befüllung und bestimmt die wirklich benötigte Menge an Waschmittel und Weichspüler. „Damit kann eine Überdosierung vermieden werden“, erklärt der sehr technikaffine Firmenchef. „Immer besser“ kommt so der Umwelt zugute und Miele natürlich auch, denn mit den Waschmitteln wurde ein neues Geschäftsfeld erschlossen.