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Einkauf, Marketing und Marken > E-Commerce Barrierefreiheit

Großteil der deutschen Online-Shops ist noch nicht auf die Barrierefreiheitspflichten vorbereitet.

Neue Studie offenbart massive Defizite bei der Barrierefreiheit deutscher E-Commerce-Anbieter. Gesetzliche Frist rückt näher.

Digitale Barrieren: Viele Online-Shops schließen Menschen ungewollt aus. (Foto: Shutterstock)

Stellen Sie sich vor, Sie würden täglich jeden zehnten Kunden vor verschlossener Ladentür stehen lassen. Undenkbar? Genau das passiert derzeit im digitalen Raum. Eine aktuelle Studie enthüllt: 99% der deutschen Online-Shops sind für Menschen mit Behinderungen kaum oder gar nicht nutzbar. Ein Skandal mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen.

BFSG: Der Countdown läuft für den E-Commerce

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) markiert einen Neustart: Ab dem 28. Juni 2025 müssen alle Online-Shops in Deutschland barrierefrei sein - ohne Wenn und Aber. Doch die Realität sieht düster aus: Eine Studie von Buzzmatic und DataPulse Research zeigt, dass nur 1% der analysierten 2.446 deutschen E-Commerce-Websites die Anforderungen vollständig erfüllen.

Für Raoul Schreck, Geschäftsführer von Buzzmatic, ist klar: "Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung - sie ist eine Chance, digitale Inhalte für alle zugänglich zu machen und damit Inklusion und Chancengleichheit zu fördern." Doch die Uhr tickt, und die meisten Unternehmen scheinen den Ernst der Lage zu unterschätzen.

Zur Studie

Digitale Stolpersteine: Wo Online-Shops scheitern

Die Studie deckt die häufigsten Barrieren auf:

  • Fehlende Seitenstruktur (Landmarks): Ein Labyrinth für Screenreader-Nutzer
  • Unzureichender Textkontrast: Ein Grauschleier für sehbehinderte Menschen
  • Unklare Linkbeschriftungen: Ein Ratespiel für alle Nutzer

Überraschend: Auch bekannte Marken wie etwa Tamaris, MyMuesli und KFZteile24 landen auf den hinteren Plätzen. Größe schützt offenbar nicht vor digitalen Barrieren.

Barrierefreiheit: Kostenfaktor oder Umsatztreiber?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 12% der Bevölkerung sind auf barrierefreie Webseiten angewiesen. Das entspricht Millionen potenzieller Kunden, die derzeit ausgeschlossen werden. Doch die Konsequenzen reichen weiter:

  • Bußgelder bis zu 100.000 Euro drohen bei Nichteinhaltung
  • Abmahnungen sowie Schadensersatzforderungen von Mitbewerbern
  • Imageschäden und Reputationsverluste

Andererseits: Wer jetzt handelt, kann sich einen Wettbewerbsvorteil sichern. Barrierefreie Shops sind nicht nur inklusiv, sondern oft auch benutzerfreundlicher für alle Kunden.

 

10 Erfolgskriterien für deutsche E-Commerce-Shops

  1. Klare Seitenstruktur mit Landmarks
  2. Hohe Kontrastwerte für Texte und Hintergründe
  3. Aussagekräftige Linkbeschreibungen
  4. Alternative Texte für Bilder und Grafiken
  5. Tastaturnavigierbarkeit
  6. Responsive Design für verschiedene Endgeräte
  7. Einfache und verständliche Sprache
  8. Untertitel für Videos
  9. Anpassbare Schriftgrößen
  10. Fehlertolerante Eingabefelder

Der Weg zur digitalen Inklusion: Best Practices und Herausforderungen

Einige Unternehmen machen es vor: Fielmann, DefShop und Starlink führen das Ranking an. Ihre Erfolgsrezepte:

  • Frühzeitige Integration von Barrierefreiheit in den Entwicklungsprozess
  • Regelmäßige Audits und Nutzertests mit betroffenen Personen
  • Schulung der Mitarbeiter in barrierefreiem Webdesign

Doch der Weg ist steinig. Viele mittelständische Unternehmen kämpfen mit begrenzten Ressourcen und fehlendem technischem Know-how. Die Herausforderung: Barrierefreiheit muss als Investition in die Zukunft verstanden werden, nicht als lästige Pflicht.

Fazit

Die Botschaft ist klar: Handeln ist Pflicht, nicht Kür. Die digitale Transformation muss inklusiv sein, oder sie wird scheitern. Unternehmen, die jetzt in Barrierefreiheit investieren, sichern sich nicht nur rechtlich ab, sondern erschließen neue Märkte und stärken ihre Marke. Der Countdown läuft. In weniger als zwei Jahren wird sich zeigen, wer die Zeichen der Zeit erkannt hat. Die digitale Zukunft gehört denen, die niemanden ausschließen.

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