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Zukunftsmärkte > Interview

Baywa-Chef: "Unabsehbare Folgen für die Weltwirtschaft"

Klaus Josef Lutz ist Vorstandschef des Bau- und Energieunternehmens Baywa. Im Gespräch mit "Markt und Mittelstand" erklärt er, wie die Pandemie internationale Lieferketten langfristig verändern wird.

Markt und Mittelstand: Herr Lutz, Baywa schaut ja auf ein erfolgreiches 2020 zurück - bleiben die Entwicklungen so gut oder womit rechnen Sie?

Klaus Josef Lutz: Stabilität in Krisenzeiten zieht sich durch unsere fast 100-jährige Geschichte. Als Grundversorger für die Land- und Bauwirtschaft, Kommunen und Privatpersonen vor allem im ländlichen Raum konnten wir auch während der Corona-Pandemie unser Geschäft quasi durchgehend weiterbetreiben. Viele, vor allem kleine und mittelständische Betriebe hatten dieses Privileg leider nicht. Den Erfolg der BayWa in 2020 allein daran zu knüpfen, wäre aber grundfalsch: Er ist vielmehr das Ergebnis unserer Strategie, an der wir die BayWa in den vergangenen Jahren ausgerichtet haben – nämlich internationaler, digitaler, nachhaltiger. Insofern gehe ich für die BayWa von einem weiter steigenden Umsatz und Ergebnis in den kommenden Jahren aus – auch wenn ich der weitere Verlauf der Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Weltwirtschaft natürlich nicht absehbar sind.

Welcher Bereich entwickelt sich derzeit am aussichtsreichsten?

Da wäre vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien zu nennen – ein Megatrend, an dem auch Corona nichts ändert. Als wir vor über zehn Jahren in dieses damals noch junge Geschäft eingestiegen sind, lief das nicht ohne interne Widerstände ab. Der Handel mit fossilen Brennstoffen spielte damals noch eine viel größere Rolle bei der BayWa und die Klimawende war weit weg. Heute sind wir weltweit führend beim Bau von Solar- und Windkraftwerken, die ganze Regionen mit grüner Energie versorgen – nicht nur hier bei uns in Europa, sondern auch in den USA, Australien und im asiatisch-pazifischen Raum. In der Regel verkaufen wir diese Kraftwerke als Anlageobjekt an Investoren, zum Beispiel Versicherungsgesellschaften, betreiben als sogenannter Independent Power Producer aber auch selbst Solar- und Windenergieanlagen.

Corona, aber auch die internationale Politik, fordern Lieferketten und Handelsströme seit Monaten heraus - sortieren sich Ihre Märkte auch neu?

Dass wir im internationalen Handel immer mal wieder mit unerwarteten Ereignissen konfrontiert werden, die uns größtmögliche Flexibilität abverlangen, ist nicht neu. Aber es stimmt, die Unwägbarkeiten haben zugenommen. Für die internationalen Lieferketten war die Corona-Pandemie gerade an ihrem Anfang ein Stresstest und es gab die ein oder andere Verzögerung. Doch unterm Strich haben die Lieferketten gehalten. Die Kritik an der Globalisierung und am internationalen Handel, die zeitweise aufkam, ist für mich daher absolut nicht nachvollziehbar. Kein Land der Welt kann allein die Fragen klären, die sich aus dem Klimawandel oder der Ernährungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung ergeben, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dafür brauchen wir stabile Handelsbeziehungen und multilaterale Partnerschaften.

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