
Frühestens Mitte 2016 rechnen Firmen in Russland mit einem Ende der Krise. Deutsche Mittelständler, die vor Ort aktiv sind, müssen also weiterhin einen langen Atem beweisen. Das ergab eine Blitzumfrage der Unternehmensberatung Kienbaum unter 70 in Russland tätigen Unternehmen.
Mehr als die Hälfte der internationalen Firmen unter den Befragten gehen demnach davon aus, dass ihre Geschäfte noch länger als zwölf Monate lang von der Wirtschaftskrise betroffen sein werden. Ein weiteres Drittel der Firmen plant sogar für ein Anhalten der Krise bis Ende 2017.
Nur 12 Prozent der ausländischen Unternehmen erwartet, dass sich die Lage innerhalb der nächsten sechs Monate bessert. Knapp die Hälfte hält es sogar für möglich, dass die Wirtschaft in dieser Zeit noch zusätzliche Schläge einstecken muss.
Rubelverfall schwächt das Geschäft
Konkret äußert sich die Krise bei internationalen Firmen in Russland vor allem durch eine Abnahme des Verkaufsvolumens. Knapp 80 Prozent der Befragten gaben dies gegenüber Kienbaum an. Über die Hälfte berichtete, dass weniger Bestellungen eingehen. Das deckt sich auch mit Zahlen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), nach denen die deutschen Maschinenexporte nach Russland im ersten Quartal 2015 um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind.
Verantwortlich für den Orderstop ist nach Ansicht internationaler Firmen insbesondere die Abwertung des Rubel. 83 Prozent der Befragten berichten von direkten Auswirkungen durch den Währungsverfall. Insbesondere Firmen, die bei ausländischen Zulieferern einkaufen, beklagen einen enormen Kostenanstieg. Lediglich die Hälfte der befragten Firmen spürt die Wirtschaftssanktionen am eigenen Geschäft – bei ihnen handelt es sich hauptsächlich um lokale Unternehmen.
Robust durch die Krise
Immerhin erweisen sich internationale Firmen in Russland als ziemlich robust. Nur 7 Prozent von ihnen mussten die eigene Produktion stoppen – bei mehr als einem Fünftel der lokalen Unternehmen standen hingegen die Anlagen still. Auch das Personal konnte gehalten werden: Von 100 ausländischen Firmen mussten bislang nur sieben Mitarbeiter entlassen.