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Bosch dämpft Hoffnung auf schnelle europäische Chipfertigung

Die Entscheidung der EU-Kommission, die Fertigung von Halbleitern in Europa massiv zu stärken, stößt in der Wirtschaft grundsätzlich auf Zustimmung. Jetzt wird aber erwartet, dass die Pläne schnell umgesetzt werden.

Halbleiter Produktion
Die EU will mit dem „Chip-Act“ den Ausbau der Halbleiterfertigung mit 43 Milliarden Euro beflügeln.

„Die Kommission und die Bundesregierung müssen in diesem Jahr die angekündigten elf Milliarden Euro für das Design und die Produktion von Chips zur Verfügung stellen und den massiven Fachkräftemangel angehen.“, sagte Iris Plöger Mitglied der Hauptgeschäftsführung des deutschen Industrieverbands BDI. Auch die Wirtschaftsministerien in Stuttgart und München drängen auf rasche Umsetzung, damit interessierte Unternehmen schnell Förderanträge für die entsprechenden Projekte stellen können.

 

Der Chip-Act

Brüssel will mit dem "Chip-Act“ den Ausbau der Halbleiterfertigung mit 43 Milliarden Euro beflügeln. Damit würden Vorkehrungen getroffen, "zukünftige Schocks für unsere Wirtschaft zu vermeiden, wie wir sie mit den derzeitigen Versorgungsengpässen bei Chips sehen“, erklärte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton. Der Franzose hat sich damit gegen seine Kollegin Margarete Vestager durchgesetzt. Die für Wettbewerbskontrolle zuständige Dänin Vestager steht eher für weniger staatliche Einmischung in die Wirtschaft. Auch deutsche Wirtschaftsvertreter sehen den massiven Markteingriff aus Brüssel durchaus ambivalent. "Wir müssen uns auf die Entwicklung und flexible Produktion von Chips für Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz und die anwendungsbezogene Integration im Maschinenbau und in der Automobilindustrie fokussieren. Eingriffe in Marktmechanismen lehnen wir jedoch ab“ stellen die Unternehmer Baden-Württemberg klar.

 

Kurzfristig können vor allem die mittelständischen die Unternehmen aber nicht mit einer Entspannung am Markt für Microchips rechnen. "Die Lage wird frühestens im zweiten Halbjahr besser“, erklärt Bosch-Chef Stefan Hartung. Sein Unternehmen produziert selbst in Dresden und im schwäbischen Reutlingen Halbleiter für Maschinenbau, sowie Auto und Konsumgüter-Industrie. Vor allem mittelständische Betriebe leiden unter dem Lieferengpass. Ohne Marktmacht laufen viele Bestellungen ins Leere. Wer doch noch beliefert wird, wird mit Preissteigerungen von bis zu 1000 Prozent konfrontiert. "Von Margen könne man unter diesen Voraussetzungen keine Rede mehr sein“, klagte kürzlich der Verband Südwestmetall, der 2500 Betrieb vertritt.

 

Technologischer Wettkampf in der Halbleiterfertigung

Für Iris Plöger vom BDI verschärft sich mit zunehmenden geopolitischen Spannungen und hohen staatlichen Subventionen durch Staaten wie China und die USA verschärft sich der technologische Wettkampf in der Halbleiterfertigung.“ Für die Wirtschaft sei zentral, neben den Kleinen auch größere Halbleiter und neue Materialkompositionen mit hohem Innovationspotenzial zu fördern. Der Digitalverband Bitkom betonte, die europäische Halbleiter-Wertschöpfungskette müsse von Anfang bis Ende gestärkt werden. "Das beginnt bei Forschung und Innovation, reicht über den Aufbau von Design-Kompetenzen bis hin zum umfassenden Produktionsausbau und schließt auch die Herstellung von Materialien und Produktionsanlagen ein.“ Hier müsse es eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie geben. Das Wirtschaftsministerium hat bereits zugesichert 32 Projekte mit zehn Milliarden Euro fördern zu wollen.

 

Bosch-Chef Hartung begrüßt zwar grundsätzlich das Brüsseler Vorhaben. Allerdings sei es eine Illusion zu glauben, dass auf dem Kontinent alle Typen, von Mikrochips konkurrenzfähig gefertigt werden können. "Man muss vielmehr genau abwägen, was gut für Europa und was für den Weltmarkt ist.“. Die EU solle sich vielmehr auf Halbleiter konzentrieren, für die besondere Kompetenzen bestehen. So können die Hersteller auch eine wichtige Marktposition etablieren. Bosch will in den kommenden Jahren 400 Millionen Euro in den Ausbau der bestehenden Kapazitäten investieren. "Das alleine dauert etwa ein Jahr“, mach Hartung die Zeitdimensionen klar, die eine Chipfertigung in Anspruch nimmt. An den Bau einer zusätzlichen Fabrik denken die Stuttgarter trotz möglicher hoher Subventionen jedoch nicht.

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