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Zukunftsmärkte > Bosch goes green!

Bosch steigt mit Milliarden-Deal ins Klimageschäft ein

Bosch betritt mit der größten Übernahme in den 138 Jahren Firmengeschichte das globale Geschäft der Gebäudeklimatisierung.

Dr. Christian Fischer lächelt verschmitzt in die Kamera
Dr. Christian Fischer, der stellvertretende Vorsitzende von Bosch, erklärt, dass Bosch durch die 8-Milliarden-Dollar-Übernahme des globalen Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäfts von Johnson Controls und Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning nun in der Lage ist, globale Wettbewerbsvorteile im Bereich der Gebäudeklimatisierung zu erschließen und den Umsatz des Unternehmensbereichs nahezu zu verdoppeln. (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Der Stuttgarter Technologiekonzern übernimmt für acht Milliarden Dollar (7,4 Milliarden Euro) das weltweite Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft für Wohn- und kleine Gewerbegebäude vom US-Konzern Johnson Controls sowie das Gemeinschaftsunternehmen Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning (JCH). Damit wird sich der Umsatz des Bosch-Unternehmensbereichs Energy and Building Technology von fünf auf rund neun Milliarden Euro fast verdoppeln. Die Zahl der Beschäftigten steigt weltweit um 12.000 auf dann 26.000 Mitarbeiter.


Der Unternehmensbereich ist vor allem in Europa auf dem Markt für Heizungen, Wärmepumpen und Steuerung aktiv. Zu den bekanntesten Marken gehören Buderus, Junkers oder Vulcano. Das übernommene Geschäft mit Klimatechnik zur Kühlung und Heizung ist hingegen zu 90 Prozent in den USA und Asien aktiv. „Dieser Markt wächst bis 2030 um 40 Prozent“, betont Bosch-Vizechef Christian Fischer. In den USA soll das Geschäft mit Klimatechnik sogar um 50 Prozent bis Ende der Dekade zulegen. Langfristig will der Konzern vor allem die erfolgreiche Wärmepumpentechnologie mit den Klimaanlagen kombinieren und somit zusätzliche Wettbewerbsvorteile erschließen. Die Kombination soll dann auch den Märkten in Europa zu Gute kommen. Die neuen Bereiche passen gut zu uns, weil es unser Kerngeschäft ist“, betont Fischer.

 

Im Geschäft mit Klimatechnik war Bosch bisher so gut wie nicht vertreten, was schon lange als Schwäche des Unternehmensbereichs galt. Deshalb konnten die Stuttgarter bisher auch in Nordamerika und Asien wenig punkten, wo Gebäude schon wegen der anderen klimatischen Voraussetzungen traditionell mit Klima-Anlagen temperiert werden. In Asien werden vor allem sogenannte Ductless-Lösungen vertrieben, die jeden Raum individuell heizen oder kühlen können. Hinzu kommen Klimatisierungssysteme mit variablem Kältemittelfluss. „Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt“, umschreibt Fischer die Arbeit, diese Lücke im Konzern zu schließen.


„Wir sind jetzt global wettbewerbsfähig“, erklärt Jan Brockermann, der für den Bereich verantwortlich ist. Mit der Übernahme kann Bosch in den USA bereits etablierte Produkte unter den lokal bekannten Marken Coleman und York sowie in Asien unter Hitachi verkaufen. Der Sitz der nun deutlich wachsenden Bosch-Gesellschaft ist im hessischen Wetzlar, der Heimat von Buderus, ein Heizungsspezialist den Stuttgarter 2003 übernommen hatten. Daraus wurde die Heizungstechnik-Tochter „Home Comfort Group“ geformt.

Die Übernahme ist die mit Abstand größte Einzelinvestition von Bosch. Davon gehen 6,7 Milliarden Dollar an Johnson Controls, der Rest an Hitachi. Die Japaner halten 40 Prozent an dem 2015 gegründeten Klimaanlagen-Joint-Venture. Hitachi behält sein Geschäft mit Klimatechnik für Datencenter. Vor zehn Jahren hatten die Stuttgarter für drei Milliarden Euro 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen Bosch-Siemens-Hausgeräte übernommen. „Wir finanzieren es aus eigener Kraft“, versichert Bosch-Chef Stefan Hartung. Die historisch große Übernahme begrenze somit nicht den Spielraum des Unternehmens. Der Kauf gehe also nicht zu Lasten der anderen Geschäftsfelder, sondern auch die würden dadurch gestärkt, dass der Konzern insgesamt stabiler dastehe, so Hartung.


Bosch ist auch weltweit der größte Zulieferer der Autoindustrie, ein Bereich der seit Jahren an niedrigen Renditen und schleppendem Geschäft leidet. Anfang des Jahres waren deshalb der Abbau von mehr als 5000 Stellen angekündigt worden. Das hatte im Frühjahr heftige Proteste der Mitarbeiter ausgelöst. Daraufhin wurden die Pläne abgemildert. Die meisten Stellen sollen jetzt durch Fluktuation und Versetzungen wegfallen. Konzernchef Hartung die Abhängigkeit vom Autogeschäft verringern, das zuletzt noch 60 Prozent des Gesamtumsatzes getragen hat. Mit 429.000 Beschäftigten hat Bosch im vergangenen Jahr 91,6 Milliarden Euro erzielt.


Die Zustimmung der Kartellbehörden vorausgesetzt, soll die Übernahme innerhalb der nächsten zwölf Monate vollzogen werden.  Fischer rechnet allerdings damit, dass es „zwei bis drei Jahre“ dauern wird, bis der Zukauf vollständig im Konzern integriert ist. Durch die Übernahme kommen 16 Fabriken und zwölf Entwicklungsstandort hinzu. Welchen Beitrag der Zukauf zur Ertragsentwicklung beitragen wird, lässt die Bosch-Führung trotz Nachfrage offen. Er trage zur Zielrendite von sieben Prozent bei, hieß es.

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