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Einkauf, Marketing und Marken > US-Produkte-Boykott

BuyFromEU: Boykott-Bewegung gegen US-Produkte gewinnt an Fahrt

Eine Welle der Entrüstung: Tesla-Verkäufe in Europa stürzen um 70 % ab! Verbraucher und Händler setzen auf europäische Alternativen.

Die Verkaufszahlen des US-Elektroautoherstellers Tesla sind in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 in Deutschland um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. Auch in anderen europäischen Ländern verzeichnet das Unternehmen deutliche Rückgänge: In Frankreich sanken die Verkäufe um 63 Prozent, in Schweden um 44 Prozent und in den Niederlanden um 42 Prozent. 

Diese Entwicklung steht im Kontext einer wachsenden Boykott-Bewegung gegen US-Produkte in Europa und Kanada, die als Reaktion auf die Politik von US-Präsident Donald Trump entstanden ist.

Trumps Politik als Auslöser für internationale Spannungen

Die jüngsten Äußerungen und Entscheidungen des US-Präsidenten haben zu erheblichen Verstimmungen im internationalen Handel geführt. Trump verhängte Strafzölle auf Produkte aus verschiedenen Ländern, darunter auch auf kanadische Exporte. 

Besonders brisant: Seine wiederholten Äußerungen, die Kontrolle über Grönland haben zu wollen und Kanada zum 51. Bundesstaat der USA machen zu wollen, sowie die öffentliche Bezeichnung des scheidenden kanadischen Premierministers Justin Trudeau als "Gouverneur Trudeau". Diese Provokationen haben in Kanada zu einer Welle des Patriotismus geführt und die Stimmung gegen US-Produkte angeheizt.

Kanadische Reaktionen: Von Bourbon-Boykott bis "Buy Beaver"

In Kanada zeigen sich die Auswirkungen des Boykotts besonders deutlich. Einzelhändler und sogar staatliche Institutionen ergreifen konkrete Maßnahmen: Die Alkoholkontrollbehörde der Provinz Ontario kündigte an, keine US-Produkte wie Bourbon und Wein mehr in ihren Geschäften anzubieten. Ähnliche Schritte wurden in British Columbia und New Brunswick unternommen. Darüber hinaus entstand eine App namens "Buy Beaver" (benannt nach dem kanadischen Nationaltier), die Verbrauchern hilft, kanadische Produkte zu identifizieren und US-Waren zu meiden.

Europäische Initiativen: "BuyFromEU" und Kennzeichnung europäischer Produkte

In Europa hat sich parallel dazu die "BuyFromEU"-Kampagne entwickelt. Diese über die Plattform Reddit organisierte Bewegung zählt bereits über 135.000 Mitglieder und zielt darauf ab, den Kauf europäischer Produkte zu fördern. Eine eigens eingerichtete Datenbank auf der Website GoEuropean.org listet europäische Alternativen zu bekannten US-Marken auf.

Auch der Einzelhandel reagiert: Dänemarks größter Einzelhändler, die Salling Group, hat angekündigt, europäische Produkte in seinen Filialen mit einem schwarzen Stern zu kennzeichnen. CEO Anders Hagh bezeichnet dies als "zusätzlichen Service für Kunden, die Waren europäischer Marken kaufen möchten".

Tesla als Hauptbetroffener: Elon Musks Verbindungen zu Trump belasten Absatz

Der drastische Einbruch der Tesla-Verkaufszahlen in Europa steht exemplarisch für die Auswirkungen der Boykott-Bewegung. Die enge Verbindung von Tesla-CEO Elon Musk zur Trump-Administration - Musk ist ein hochrangiger Berater des Präsidenten und leitet die neu gegründete Behörde für Regierungseffizienz (DOGE) - scheint sich negativ auf die Markenwahrnehmung auszuwirken. In einem Interview mit dem Trump-nahen TV-Sender Fox News gab Musk indirekt zu, dass die Führung seiner Unternehmen derzeit "mit großen Schwierigkeiten" verbunden sei.

Umfragen zeigen wachsende Bereitschaft zum Boykott

Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey im Auftrag des "Handelsblatts" unter 5.000 Erwachsenen in Deutschland ergab, dass fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten angaben, Produkte von US-Herstellern "auf jeden Fall" oder "eher" meiden zu wollen. Nur 24 Prozent erklärten, dies "auf keinen Fall" tun zu wollen. Diese Zahlen deuten auf ein erhebliches Potenzial für eine breitere Boykott-Bewegung hin, auch wenn sich die tatsächlichen Auswirkungen an der Ladenkasse noch nicht eindeutig nachweisen lassen.

Blick in die Geschichte

Boykottbewegungen sind nicht neu – seit Jahrhunderten nutzen Menschen den gezielten Verzicht auf bestimmte Produkte als politisches Druckmittel und Ausdruck des Protests.

Boston Tea Party (1773) – Boykott britischer Waren

  • Einer der frühesten und bekanntesten Boykotte fand in den amerikanischen Kolonien gegen Großbritannien statt. Die Boston Tea Party war ein Protest gegen die britische Steuerpolitik, insbesondere die Teesteuer. Kolonisten weigerten sich, britischen Tee zu kaufen, was letztlich zur Amerikanischen Revolution beitrug.

Boykott britischer Waren in Indien (1920er-1940er) – Mahatma Gandhis Bewegung

  • Während des indischen Unabhängigkeitskampfes rief Mahatma Gandhi zu einem Boykott britischer Waren auf, insbesondere von Textilien. Die „Swadeshi“-Bewegung förderte stattdessen heimische indische Produkte und war ein bedeutender Faktor für den Widerstand gegen die britische Herrschaft.

Boykott gegen deutsche Waren in den 1930ern – Reaktion auf den Nationalsozialismus

  • Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten riefen jüdische Organisationen in den USA und Großbritannien zum Boykott deutscher Produkte auf. Dies sollte ein Zeichen gegen die Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Menschen setzen. Die deutsche Regierung reagierte mit Gegensanktionen.

Montgomery Bus Boykott (1955-1956) – Kampf gegen Rassentrennung

  • In den USA führte der Busboykott in Montgomery, Alabama, nach der Verhaftung von Rosa Parks zu einem bedeutenden Protest gegen die Rassentrennung im öffentlichen Nahverkehr. Dieser Boykott dauerte über ein Jahr und führte schließlich zur Abschaffung der Rassentrennung in Bussen.

Boykott südafrikanischer Produkte (1960er-1980er) – Kampf gegen Apartheid

  • Im Zuge der weltweiten Proteste gegen das Apartheid-Regime in Südafrika boykottierten viele Länder südafrikanische Produkte. Dies führte zu wirtschaftlichem Druck, der schließlich zur Abschaffung der Apartheid beitrug.

Französischer Boykott amerikanischer Produkte (2003) – Irak-Krieg

  • Nach der Weigerung Frankreichs, den Irak-Krieg zu unterstützen, riefen einige Amerikaner zu einem Boykott französischer Produkte auf („Freedom Fries“ statt „French Fries“). In Frankreich gab es ebenfalls Boykottaufrufe gegen US-Produkte.

China-Boykotte gegen Japan und Südkorea (2010er Jahre)

  • In den letzten Jahrzehnten haben politische Spannungen zu verschiedenen Boykottbewegungen in China geführt, insbesondere gegen japanische und südkoreanische Unternehmen. Besonders betroffen waren Autohersteller und Einzelhändler.

Vergleich mit der aktuellen Boykott-Bewegung

  • Der aktuelle „BuyFromEU“-Boykott ähnelt in gewisser Weise den früheren Boykotten gegen britische oder südafrikanische Produkte, da er eine klare politische Botschaft mit wirtschaftlichem Druck verbindet.
  • Allerdings ist das Ausmaß des aktuellen Boykotts noch in Entwicklung. Während frühere Boykotte oft von Regierungen oder politischen Bewegungen gesteuert wurden, scheint die aktuelle Bewegung eher von Verbrauchern und Unternehmen auszugehen.
  • Die schnellen und drastischen Folgen für Tesla erinnern an die wirtschaftlichen Schäden, die frühere Boykotte für Unternehmen und Länder hatten.

    Es bleibt abzuwarten, ob der Boykott gegen US-Produkte langfristige Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben wird oder ob es sich um eine kurzfristige Protestbewegung handelt.

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