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Breuninger 2.0: Vom Stuttgarter Traditionshaus zum digitalen Logistik-Giganten

Wie der Einzelhändler Breuninger durch massive Investitionen in Logistik und IT seine digitale Transformation vorantreibt und neue Maßstäbe setzt.

Breuningers Flagshipstore in Stuttgart (Quelle Shutterstock)

In Sachsenheim entsteht ein Logistik-Koloss, der die Transformation des deutschen Einzelhandels symbolisiert. Breuninger, einst als schwäbisches Traditionshaus bekannt, investiert massiv in sein Warendienstleistungszentrum und setzt damit ein klares Zeichen: Die Zukunft des Handels ist digital, und wer nicht mitgeht, bleibt auf der Strecke. Doch was steckt hinter dieser Logistik-Offensive, und wie verändert sie das Unternehmen von Grund auf?

Logistik-Offensive: Breuninger rüstet sich für die Zukunft

Mit der Erweiterung des Warendienstleistungszentrums (WDZ) in Sachsenheim um 40.000 Quadratmeter auf eine Gesamtfläche von über 115.000 Quadratmetern setzt Breuninger ein deutliches Ausrufezeichen. Diese Expansion ist mehr als nur eine Vergrößerung der Lagerfläche – sie ist das Fundament für Breuningers ehrgeizige Wachstumsstrategie in einem sich rasant wandelnden Markt.

"Unser WDZ ist mit der umfangreichen Erweiterung eines der führenden Warendienstleistungszentren für Fashion in Europa und ein wichtiger Baustein unserer langfristig angelegten Wachstumsstrategie", erklärt Breuninger CEO Holger Blecker (Quelle: Stuttgarter Zeitung). Diese Aussage unterstreicht die Bedeutung der Logistik als Schlüsselfaktor im modernen Einzelhandel.

Das Herzstück der neuen Anlage ist ein hochmodernes AutoStore-System, eines der umfangreichsten in Europa. Diese Technologie ermöglicht nicht nur eine maximale Raumnutzung, sondern auch einen beschleunigten und präzisen Zugriff auf gelagerte Artikel. In einer Branche, in der Geschwindigkeit und Effizienz zunehmend über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, könnte dies der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein.

Die Erweiterung des WDZ ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Breuninger plant, die Belegschaft am Standort auf etwa 1700 Mitarbeiter aufzustocken – ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland und zur Bedeutung qualifizierter Arbeitskräfte in der digitalisierten Logistik.

Vom Warenhaus zum digitalen Vorreiter: Breuningers Metamorphose

Die Logistik-Offensive ist Teil einer umfassenden Transformation, die Breuninger in den letzten Jahren durchlaufen hat. Vom traditionellen Warenhaus hat sich das Unternehmen zu einem digitalen, international aufgestellten Multi-Channel-Händler entwickelt. Diese Entwicklung spiegelt sich in beeindruckenden Zahlen wider: Über 50 Prozent des Umsatzes werden mittlerweile online generiert, Tendenz steigend.

Breuningers Expansion in zehn europäische Länder und die Eröffnung neuer Stores in München, Luxemburg und demnächst Hamburg zeigen, dass das Unternehmen trotz des digitalen Fokus die Bedeutung physischer Präsenz nicht aus den Augen verliert. Diese Strategie des "Omnichannel Retail" könnte wegweisend für die gesamte Branche sein.

IT als Treiber der Veränderung: Technologie im Herzen des Wandels

Die treibende Kraft hinter Breuningers Wandel ist zweifellos die IT-Abteilung. Unter der Leitung von CTO Frank Postel, der mit seinem Team zudem im Finale des Wettbewerbs CIO des Jahres der Kategorie Mittelstand ist, hat sich die IT von einer reinen Support-Funktion zu einem strategischen Partner des Geschäfts entwickelt. Die Entscheidung, einen eigenen Cloud-nativen E-Shop zu entwickeln, anstatt auf externe Lösungen zurückzugreifen, unterstreicht den Innovationsgeist des Unternehmens.

Mit der Einführung von Cloud Computing auf Basis von AWS, Google und Oracle Cloud sowie dem Aufbau einer modernen Datenplattform hat sich Breuninger zu einer echten Data-driven Company entwickelt. Prognosemodelle für Kundenretouren oder Kunden-Wert-Entwicklung sind nur einige Beispiele für die fortschrittliche Datennutzung im Unternehmen.
 

Kulturelle Revolution: New Work bei Breuninger

Die technologische Transformation ging Hand in Hand mit einem tiefgreifenden kulturellen Wandel. Die Einführung von New Work-Konzepten, flexiblen Arbeitszeitmodellen und Goodies wie der Möglichkeit, im EU-Ausland zu arbeiten, markieren einen radikalen Bruch mit der traditionellen Unternehmenskultur.

Dieser Wandel war nicht immer einfach – die Gewöhnung an Kollegen in kurzen Hosen und Sandalen sowie Kühlschränke mit Grillgut und Bier stellte für manch einen eine Herausforderung dar.

Doch der Kulturwandel zahlt sich aus: Die IT-Abteilung, einst Außenseiter, ist heute integraler Bestandteil der Unternehmensleitung und nimmt maßgeblichen Einfluss auf strategische Entscheidungen. Diese Entwicklung unterstreicht die zentrale Rolle der Technologie in der modernen Einzelhandelslandschaft.

Wie Breuninger den Turnaround geschafft hat:

  • Massive Investitionen in Logistik und IT-Infrastruktur
  • Entwicklung einer eigenen Cloud-nativen E-Commerce-Plattform
  • Aufbau einer modernen Datenplattform für Analytics und Data Science
  • Transformation zur Data-driven Company mit Prognosemodellen
  • Implementierung von New Work-Konzepten und kultureller Wandel
  • Strategische Neuausrichtung der IT als Innovationstreiber
  • Expansion in neue Märkte bei gleichzeitiger Stärkung des stationären Geschäfts

Ausblick

Breuningers Transformation vom traditionellen Warenhaus zum digitalen Vorreiter im Einzelhandel ist beeindruckend. Die massive Investition in Logistik und IT, gepaart mit einem tiefgreifenden kulturellen Wandel, könnte als Blaupause für andere Unternehmen in der Branche dienen. Doch die Herausforderungen bleiben: In einem sich ständig wandelnden Markt muss Breuninger weiterhin innovativ bleiben und die Balance zwischen digitaler Effizienz und persönlichem Kundenservice finden. Die Erweiterung des Logistikzentrums in Sachsenheim ist dabei mehr als nur ein Ausbau der Kapazitäten – sie ist ein Symbol für den Wandel des Einzelhandels im digitalen Zeitalter.
 

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