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Brose prüft Schließung des Würzburger Werks - 1.380 Arbeitsplätze in Gefahr

Der Automobilzulieferer Brose erwägt die Aufgabe seines Standorts in Würzburg. IG Metall und Stadtrat reagieren mit Sorge auf die Pläne.

Bei Brose stehen 1380 Arbeitsplätze auf dem Spiel. (Foto: picture alliance / Fotostand | Fotostand / K. Schmitt)

Der Automobilzulieferer Brose steht vor einschneidenden Veränderungen. Wie ein Unternehmenssprecher dem Bayerischen Rundfunk am Mittwoch bestätigte, prüft das Unternehmen eine mögliche Aufgabe des Standorts Würzburg. Grund dafür sei die anhaltende Krise in der Automobilindustrie. Die Nachricht sorgt für Unruhe bei den rund 1.380 Beschäftigten und stößt auf scharfe Kritik seitens der Gewerkschaft IG Metall.

Hintergründe zur Standortprüfung

Bereits im vergangenen Jahr hatte Brose angekündigt, die Personalkosten weltweit bis 2027 um etwa 20 Prozent zu reduzieren. Diese Maßnahme könnte nun auch den Standort Würzburg treffen. Das Unternehmen prüft derzeit eine Konzentration seiner drei fränkischen Standorte Coburg, Bamberg/Hallstadt und Würzburg auf möglicherweise nur zwei Werke.  Sollte es "wirtschaftlich notwendig sein", will Brose den Standort Würzburg aufgeben, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Als Grund nannte er, dass der Würzburger Standort "zunehmend defizitär" sei.

Reaktionen der Gewerkschaft und des Betriebsrats

Die IG Metall Würzburg reagierte mit Empörung auf die Pläne des Unternehmens. Eine mögliche Schließung wäre ein "Schlag ins Gesicht, sagte Norbert Zirnsak, erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft kritisiert, dass durch solche Überlegungen der geltende Tarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausschließt, in Frage gestellt werde.

Der Betriebsrat plant, die Belegschaft am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung umfassend zu informieren. Zudem organisiert die IG Metall für Samstag eine Demonstration durch die Würzburger Innenstadt mit anschließender Kundgebung, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

5 Gründe, warum die drohende Schließung mehr als nur Arbeitsplätze betrifft

Die mögliche Schließung des Brose-Standorts in Würzburg würde weit über den Verlust von knapp 1.400 Arbeitsplätzen hinausgehen. Im Folgenden sind die fünf wichtigsten Gründe aufgeführt, warum die Auswirkungen für die Region besonders gravierend wären:

  • Verlust von Fachkräften und Know-how: Brose beschäftigt in Würzburg hochqualifizierte Fachkräfte, deren Expertise für die Region von großer Bedeutung ist. Ein Weggang dieser Spezialisten könnte zu einem Brain-Drain führen und die Innovationskraft der Region schwächen. Zudem gingen jahrelang aufgebautes Wissen und Erfahrung verloren, was sich negativ auf die gesamte Wirtschaftsstruktur auswirken könnte.
  • Einbußen für lokale Zulieferer und Dienstleister: Viele kleinere Unternehmen in der Region sind als Zulieferer oder Dienstleister eng mit Brose verbunden. Eine Werksschließung würde auch diese Betriebe hart treffen und könnte zu einer Kettenreaktion von Entlassungen und Insolvenzen führen. Dies würde die wirtschaftliche Stabilität der gesamten Region gefährden.
  • Rückgang der Kaufkraft und Steuereinnahmen: Der Verlust von gut bezahlten Arbeitsplätzen würde die Kaufkraft in Würzburg und Umgebung deutlich schwächen. Dies hätte negative Auswirkungen auf den lokalen Einzelhandel, die Gastronomie und andere Dienstleistungsbereiche. Gleichzeitig würden die Steuereinnahmen der Stadt sinken, was wiederum Auswirkungen auf öffentliche Investitionen und Dienstleistungen haben könnte.
  • Imageschaden für den Wirtschaftsstandort: Würzburg hat sich als attraktiver Standort für Industrieunternehmen etabliert. Die Schließung eines so bedeutenden Werks könnte das Image der Stadt als Wirtschaftsstandort nachhaltig beschädigen und potenzielle Investoren abschrecken. Dies könnte langfristig die Ansiedlung neuer Unternehmen erschweren und die wirtschaftliche Entwicklung der Region bremsen.
  • Soziale Folgen für Familien und Gemeinschaft: Die Schließung des Werks würde nicht nur die direkt betroffenen Mitarbeiter, sondern auch deren Familien vor große Herausforderungen stellen. Finanzielle Unsicherheit, mögliche Abwanderung und psychische Belastungen könnten das soziale Gefüge in der Region belasten. Auch Vereine, Schulen und andere gesellschaftliche Institutionen könnten unter den Folgen leiden, wenn engagierte Mitglieder und Unterstützer wegfallen.

Diese fünf Punkte verdeutlichen, dass die mögliche Schließung des Brose-Werks in Würzburg weit mehr als nur den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten würde. Die Auswirkungen wären in der gesamten Region spürbar und könnten die wirtschaftliche und soziale Struktur nachhaltig verändern.

Stellungnahme der Stadt Würzburg

Auch die Stadt Würzburg zeigt sich besorgt über die mögliche Werksschließung. Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) versicherte: "Die Stadt Würzburg steht an der Seite der Brose-Belegschaft." Er betonte die Bedeutung des Unternehmens für die Region: "Der Verlust eines der größten gewerblichen Arbeitgeber Würzburgs mit annähernd 1.400 Arbeitsplätzen würde Würzburg hart treffen", so Schuchardt gegenüber lokalen Medien.

Der Oberbürgermeister appellierte zudem an Unternehmenschef Michael Stoschek, die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden und ihren Familien nicht aus den Augen zu verlieren. Die angekündigte Reduktion der Personalkosten könne "nicht das komplette Aus des Würzburger Standortes zur Folge haben", betonte Schuchardt.

Auswirkungen auf Mitarbeiter und Region

Die mögliche Schließung des Brose-Werks in Würzburg hätte weitreichende Folgen für die Region. Nicht nur die direkt betroffenen 1.380 Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, sondern auch indirekte Beschäftigungseffekte bei Zulieferern und Dienstleistern. Brose zählt zu den zehn größten Arbeitgebern in Würzburg und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region Unterfranken.

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