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Milliardäre im Bunker-Wahn: Die Apokalypse als Luxusparty

Vom Silicon Valley bis zum deutschen Mittelstand: Wie die Angst vor dem Weltuntergang lukrative Geschäfte und fragwürdige Denkweisen fördert.

Douglas Rushkoff ist US-Bestseller-Autor. (Foto: Gisela Torres)

Ihr nächstes Firmenevent findet in einem luxuriösen Bunker statt – komplett mit Champagner und Netflix-Abo für die Apokalypse-Edition. Was wie der Plot eines dystopischen Films klingt, ist für einige Superreiche bereits Realität. Sie bereiten sich auf das Ende der Welt vor, nicht durch Rettung, sondern durch Rückzug in luxuriöse Bunker. Dieser Trend macht auch vor dem deutschen Mittelstand nicht Halt. Immer mehr Unternehmer investieren in Panikräume statt in zukunftsfähige Lösungen. Ein Phänomen, das nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Fragen aufwirft. 

Milliardäre im Bunker-Wahn: Die Apokalypse als Luxusparty

Douglas Rushkoff hat ein Buch geschrieben über die Vorbereitung der Superreichen auf das Ende der Welt. Das tun sie nicht, indem sie die Welt retten, das wäre ja zu einfach, sondern, indem sie sich in Luxusbunker zurückziehen, bis der Rauch verzogen ist. Mit Champagner und wahrscheinlich einem Netflix-Abo für die Apocalypse Edition.

Klingt wie ein Witz, aber Rushkoff wurde tatsächlich in die Wüste eingeladen, um mit einer Handvoll Milliardäre darüber zu sprechen, wie man seine Leibwächter davon abhält, ihren Arbeitgeber umzubringen, wenn die Welt untergeht. Eine berechtigte Frage, die viel über unsere Zeit verrät. Der Glaube, dass Geld jede Katastrophe übersteht, ist jenseits aller politischen Kontroversen der intellektuelle Kitt, der die Milliardäre des Silicon Valley verbindet.

Rushkoff nennt das „The Mindset" – ein Denken, das vor allem darin besteht, sich selbst für den Nabel der Welt zu halten und alle anderen als potenzielle Bedrohung. Die Lösung? Mauern bauen. Bunker bauen. Und vor allem: Sicherstellen, dass der Butler auch nach dem Untergang noch die Drinks mischt.

Silicon Valley's "Mindset": Die Welt als potenzielle Bedrohung

Was hat das mit uns zu tun? Mehr, als uns lieb sein dürfte. Auch in Deutschland boomen Panikräume. Unternehmen wie Bunker Shelters Systems Germany verzeichnen einen sprunghaften Anstieg der Anfragen, besonders seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts. Die Kunden reichen von wohlhabenden Tycoons bis hin zu durchschnittlichen Mittelstandsfamilien, die sich vor möglichen Krisen schützen wollen. Früher hatten wir Gästezimmer für die Schwiegermutter, heute haben wir Sicherheitsräume für den Atomkrieg. Der Bunker-Bestseller hierzulande: ein „unsichtbarer Panikraum". Unsichtbar für Eindringlinge, aber hoffentlich nicht für die eigenen Kinder. (Genervte Eltern mögen das zeitweise anders sehen.)

Vom Gästezimmer zum Atomschutzbunker: Warum Isolation keine Lösung ist

Rushkoffs Kritik an „The Mindset" ist eindeutig: Wer glaubt, er könne sich aus allem herauskaufen, hat den Ernst der Lage nicht verstanden: Der Kapitän springt vom sinkenden Schiff – mit einer Flasche Bordeaux und seinen Aktien – und lässt den Rest ertrinken.

Statt Mauern bräuchten wir Brücken. Statt Bunker bräuchten wir Pläne, wie man den Klimawandel und andere Katastrophen verhindern kann. Aber dazu müsste man raus aus dem eigenen Kopf und rein in die Welt. Und das ist genau das, was „The Mindset" Rushkoff zufolge verhindert.

Survival of the Richest" ist eine brillante Abrechnung mit einer Denkweise, die uns alle gefährdet. Und eine Erinnerung daran, dass wir die Probleme dieser Welt nicht überleben können, wenn wir sie nicht gemeinsam lösen. Ein unsichtbarer Panikraum ist kein Ersatz für ein gutes Gespräch mit den Nachbarn.

Fazit

Die "Bunker-Mentalität" einiger Superreicher wirft ein Schlaglicht auf tieferliegende gesellschaftliche Probleme. Die wahre Herausforderung liegt nicht darin, individuelle Fluchtwege zu schaffen, sondern gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten, in der niemand einen Bunker braucht. Denn am Ende des Tages ist der beste Schutz vor dem Weltuntergang nicht ein luxuriöser Bunker, sondern eine funktionierende Gesellschaft.

Zur Informationseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Zu unserem Artikel Panikräume und private Bunker sind in Deutschland der letzte Schrei

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