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China: Lage schwierig, Aussichten positiv

Deutsche Unternehmen in China stehen neuen Schwierigkeiten gegenüber: heimische Wettbewerber werden stärker bevorzugt, steigender Lokalisierungsdruck und Reiserestriktionen.

China Wirtschaftsprognose
Chinas Wirtschaft ist weiterhin attraktiv für deutsche Unternehmen – auch wenn lokale Unternehmen bevorzugt werden.

Wer als Unternehmer Herausforderungen sucht, geht nach China. Dem Markt mit 1,4 Milliarden Konsumenten und Heerscharen von Wanderarbeitern steht die Durchsetzungsfähigkeit der chinesischen Staatsinteressen gegenüber. Während deutsche Unternehmen 2020/21 noch Beschränkungen des Internetzugangs, die langsame grenzüberschreitende Internetgeschwindigkeit und Verwaltungshürden als die drei größten Probleme nannten, sind es nur ein Jahr später drei ganz andere Herausforderungen. Das zeigt die jährliche Geschäftsklima-Umfrage „Business Confidence Survey“ der deutschen Unternehmen in China, erhoben von der Deutschen Handelskammer in China. 596 Mitgliedsunternehmen haben daran teilgenommen.

Vor allem drei Trends setzen die deutschen Produzenten und Händler in China unter Druck. Die größte Herausforderung ist die Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber. Die Politik gibt vor, dass die chinesische Wirtschaft sich stärker auf sich selbst konzentriert. 34 Prozent der deutschen Unternehmen berichtet von nachteiliger Behandlung. Konkret heißt das: Lokale chinesische Wettbewerber werden vor allem bei Marktzugang, öffentlichen Aufträgen und im regulatorischen Umfeld bevorzugt. 42 Prozent der deutschen Anbieter, die sich an öffentlichen Beschaffungsausschreibungen beteiligten, erlebten, wie chinesischer Konkurrenten bevorzugt wurden. Die deutschen Firmen beklagen fehlende Transparenz, „buy-local“-Praktiken und eine besondere Behandlung für Staatsunternehmen. Deshalb fordert Clas Neumann, Präsident der Deutschen Handelskammer in China, Shanghai: „Für ein zukunftsfestes Engagement im chinesischen Markt benötigt die deutsche Wirtschaft in China ein Zeichen, dass Gleichberechtigung Teil des Wirtschaftssystems ist. Auch das Hinarbeiten auf die Zeichnung des Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen der Welthandelsorganisation wäre ein wichtiger Schritt.“

Das zweite große Problem ist der steigenden Lokalisierungsdruck auf deutsche Unternehmen, der sich seit zehn Jahren stetig verstärkt. Nach der ersten Welle getrieben von regulatorischen Vorgaben wie die Verpflichtung, ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem chinesischen Partner gründen zu müssen, rollt nun die zweite. Dieses Mal sind es aber das veränderte Kundenverhalten, Markterwartungen, Innovationsgeschwindigkeit und generelle Entkopplungstendenzen, die Druck ausüben. Deutsche Unternehmen in China steuern dem entgegen, in dem sie zunehmend mit lokalen Partnern zusammenarbeiten sowie lokal Vorprodukte beschaffen und Forschung & Entwicklung ausbauen.

Die anhaltenden Reisebeschränkungen beschleunigen zudem die Konzentration der Wirtschaft in China auf China: Rund ein Drittel der deutschen Unternehmen entwickeln technisches und betriebliches Know-how in China. Nur 17 Prozent planen nicht, Forschung & Entwicklung in China zu betreiben.
Auch steigende Reiserestriktionen erschweren Produktion und Handel in China. Die strengen Einreisebestimmungen stellen für deutsche Unternehmen eine kaum zumutbare Hürde im Geschäft mit China dar. Sie beeinträchtigen der Umfrage zufolge das gegenseitige Verständnis (72 Prozent), verhindern ausländische Investitionen (56 Prozent) und letztendlich auch das Wachstum des Landes (45 Prozent).
Auch wenn mancher Produzent die Faust in der Tasche macht: Am Ende bewertet die Mehrheit der Unternehmen die Geschäftsaussichten trotzdem als positiv. 2021 konnten fast 60 Prozent der Unternehmen in China bessere Geschäfte verzeichnen. Für 2022 erwarten mehr als die Hälfte, dass sich ihr Geschäftszweig in China besser entwickelt. Während die Umsätze steigen, senken höhere Rohstoff- und Energiepreise die Gewinne. 71 Prozent der Unternehmen wollen mehr in China investieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Produktionsanlagen (49 Prozent), dem Ausbau von Forschung und Entwicklung (47 Prozent) sowie die Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen (37 Prozent). Unternehmen, die mit Dekarbonisierungstechnologien, -produkten und -dienstleistungen im Markt aktiv sind, könnten besonders von Chinas ambitionierten Plänen profitieren: Rund die Hälfte (49 Prozent) der Befragten betrachten Chinas Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein, als Geschäftsmöglichkeit. Nur vier Prozent der Befragten Unternehmen denken über einen kompletten Rückzug nach.

 


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