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Das verdienen GmbH-Chefs in Deutschland

Die neue Statistik über Gehälter der Geschäftsführer deutscher GmbH offenbart eine Kluft: Während die Chefinnen und Chefs großer Mittelständler kräftig zulegten, blieben die meisten der kleineren Betriebe unter dem Plus ihrer Angestellten.

Das Plus von Geschäftsführern bei den kleineren Firmen liegt zwischen zwei und drei Prozent und damit knapp unter dem durchschnittlichen Zuwachs aller Angestellten.Bild: Shutterstock

Das Klischee geht bekanntlich so: Die Dax-CEO streichen sich Millionengehälter ein und verdienen das x-fache wie ihre Angestellten, während der mittelständische GmbH-Chef tendenziell genügsam ist. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Wahrheit anders liegt: Die Schere bei den Gehältern der Führungsriege ging 2021 beim Mittelstand enorm auseinander – mit einem klaren Bild: Während größere GmbH mit einem Umsatz von über 25 Millionen Euro ihren Geschäftsführern 2021 einen Zuschlag von 14 Prozent gönnten, lag das Plus bei den kleineren Firmen zwischen zwei und drei Prozent und damit knapp unter dem durchschnittlichen Zuwachs aller Angestellten. Das zeigt die Gehälterstudie der BBE Media und des deutschen Steuerverbandes, die für 60 Branchen die Bezahlung der Geschäftsführungen analysiert hat.

Im Durchschnitt arbeitete 2021 ein deutscher GmbH-Geschäftsführer 48 Stunden und bekam dafür 180.000 Euro. Das entspricht ener Steigerung von 2,5 Prozent im Vergleich zu den Werten von 2020. Bei Firmen über 25 Millionen Euro erhielten die Top-Führungskräfte durchschnittlich 332.000 Euro pro Jahr. Bei den kleinen Firmen war es halb so viel. Am besten wird weiterhin in der Pharma- und Chemieindustrie bezahlt. Generell gibt es in Industriebetrieben mehr zu verdienen als im Handel, Handwerk oder bei Dienstleistern. Am wenigsten bekommen Geschäftsführer von Dachdecker-Betrieben mit einem Medienwert von 136.000 Euro gefolgt vom Kfz-Händler mit 122.000 Euro.

Sehr auffällig ist das Bild bei den weiblichen Führungskräften in Deutschlands GmbH: Anders als bei Dax-Firmen, wo Frauen in den Vorstanden mehr kassieren, liegen sie im Mittelstand elf Prozent unter der Vergütung ihrer gleichrangigen männlichen Pendants. Doch hier gilt es die Statistik vorsichtig zu interpretieren: Frauen verdienen in börsennotierten Unternehmen nicht deshalb besser, weil sie Frauen sind – sondern weil proportional die Dax-Konzerne, die hohen Gewinn machen und generell höhere Gehälter zahlen, mehr Frauen in die Vorstände geholt haben."Betrachet man die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, müssen bei der Interpretation der Ergebnisse auch strukturelle Aspekte bei der Ertragslage und Unternehmensgröße berücktsichtigt werden", sagt Katharina Wauters, auf Vergütungsthemen spezialisierte Beraterin bei Kienbaum.

Welche Gründe das Gehaltsminus bei mittelständischen Firmen hat, ist nicht erforscht. Klar ist lediglich, dass die Quote von 8,3 Prozent Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 100 größten Familienunternehmen weiterhin sehr niedrig ist. Das belegt der jährliche Bericht der Allbright Stiftung. Die Erfahrung zeigt: Wo Frauen in der Führung sind, gehen auch weitere hin. Pionierarbeit auch im Hinblick auf die Kultur wollen sich relativ wenige Frauen zumuten, so die Analyse der Allbright Stiftung.

Unterm Strich und insbesondere angesichts der Prognosen für die Vergütung in 2022 und im kommenden Jahr entspricht das Klischee des raffgierigen Chefs nicht der Wahrheit. Die Prognosen für 2022 und 2023 sehen bei, höheren Management geringere Zuwächse als bei den sonstigen Angestellten. Laut der Gehaltsentwicklungsprognose der Beratung Kienbaum liegt das Gehaltsplus bei Fachkräften mit 5,6 Prozent spürbar über dem im höheren Management mit 4,4 Prozent. „Man sieht hier, dass die Knappheit bei Fachkräften besonders hoch ist. Das ist auch ein weltweites Phänomen“, sagt Michael Kind, Vergütungsexperte bei Kienbaum. Ein Grund ist, dass die Inflation Gutverdiener nicht so hart trifft wie alle anderen. Rund 80 Prozent der GmbH-Chef besitzen zum Beispiel einen Firmenwagen – die allermeisten inklusive Tankkarte. Da machen sie steigende Spritpreise nicht im eigenen Geldbeutel bemerkbar. 

Solche Durchschnittzahlen sind das eine, echte Transparenz in Unternehmen etwas ganz anderes. Hier kommen auch auf GmbH massive Veränderungen zu im Zuge der ESG-Regulatorik – viele werden sich öffnen müssen: „Transparenz ist seit rund zwei Jahren ein Riesenthema, zunehmend auch im Mittelstand. Wir sehen den Trend, dass es immer weniger Ausreißer gibt, also weniger über- oder stark unterbezahlte Personen. Im Durchschnitt heißt Transparenz aber nicht, dass die Gehälter steigen. Angesichts der nahenden EU-Richtlinien zu Fair Pay kann ich nur jedem Unternehmen raten, jetzt schonmal anzufangen, den Grad der fairen Bezahlung zu messen“, sagt Florian Frank von der Beratung WTW. Wenn jedes Unternehmen Einblick geben muss in seine Gehaltsstrukturen, kann gleiche Bezahlung ein wichtiges Kriterium sein, warum Leute kommen oder bleiben. Und die Märkte schätzen eine gute ESG-Bewertung ja ohnehin hoch ein.

 

Jahresfestgehalt von GmbH-Geschäftsführern 2021 Median in Euro (ohne Tantieme)


Industrie (Durchschnitt: 155.300)

Chemie/Pharma: 200.800

Fahrzeugbau: 174.500

Metall/Werkzeuge: 161.100

Maschinen-/Anlagenbau: 157.500

Kunststoff/Textil/Leder: 148.400

Elektro/Elektronik: 144.300

Energiewirtschaft: 141.300

Sonstige Industrie: 120.000

 

Handwerk (Gesamt: 111.000)

Gesundheit: 136:200

Elektroinstallation: 133.300

Nahrungs-/Genussmittel: 119.300

Metall/Maschinen: 118.700

Druckerei: 118.700

Bauunternehmung: 117.200

Sonstiges Handwerk: 11.800

Tischler/Ladenbau: 110.000

Baunebengewerbe: 109.200

Dachdecker: 105.500

Heizung/Sanitär/Klima: 98.900

Dentallabor: 97.700

 

Dienstleistungsbereich (Durchschnitt: 126.600)

Finanzen/Versicherungen: 144.600

Gesundheitswesen: 139.000

Zeitarbeit/Wachdienste: 138.300

EDV/Software: 129.600

Steuerberater/Wirtschaftsprüfer: 129.600

Architekten/Ingenieure: 128.600

Verlag: 128.600

Unternehmensberatung: 127.500

Unterhaltungs-/TV-Produktion: 127.400

Werbe-/Medienbranche: 126.000

Spedition: 125.900

Telekommunikation/Internet: 122.300

Ausbildung/Schulung: 115.000

Sonstige Dienstleister: 111.100

Immobilien: 103.300

 

Einzelhandel (Durchschnitt: 113.400)

Lebensmittel/Reformhäuser: 136.900

Bekleidung/Lederwaren: 128.100

Onlinehandel: 124:500

Schuhe: 117.100

Möbel/Küchen: 117.000

Elektro/UE/PC: 113.000

Sonstige Einzelhandel: 106.600

Heimwerker-/Gartencenter: 104.500

Kfz-Handel/-Handwerk: 100.500

 

Großhandel 2021 (Durchschnitt: 137.000)

Maschinen/Anlagen: 156.000

Technischer Großhandel: 148.400

Metall/Werkzeuge: 147.700

Chemische Produkte: 144.700

Textil-/Leder-/Sportwaren: 137.800

Gesundheitswesen: 136.200

Elektro/Sanitär/Heizung: 133.400

Import/Export: 130.200

Lebensmittel/Getränke: 127.700

Baustoffe/-bedarf: 127.700

Sonstiger Großhandel: 114.500

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