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Zukunftsmärkte > Energiespar-Verordnungen

Der große Hebel liegt bei den Verbrauchern

Die Bundesregierung hat zahlreiche Maßnahmen entwickelt, um Energie zu sparen. Die beiden Verordnungen haben vor allem Unternehmen im Blick. Dabei zeigen exklusive Daten, dass Verbraucher den viel größeren Hebel haben.

Verbraucher haben den größeren Hebel: Die Bundesregierung hat zahlreiche Maßnahmen entwickelt, um Energie zu sparenBild: Shutterstock

In Deutschlands Büros bleibt die Küche kalt. Nun gut, die Mikrowelle darf noch ihre Runden drehen, damit der mitgebrachte Mittagslunch mit Kollegen auch warm genossen werden kann. Aber beheizt werden darf die Küche nicht mehr. Im Winter besser nicht lüften, egal was die anderen geruchswirksam mitbringen, lautet die Devise. Auch der Plausch auf dem Flur sorgt für kalte Füße, weil die ebenfalls nicht mehr beheizt werden dürfen.

Das sind zwei Beispiele für eine ganze Reihe, die im Rahmen der zwei Verordnungen nun in Kraft treten. Energiesparen ist die Devise der Stunde. Eine Verordnung wirkt kurzfristig ab 1. September bis Ende Februar und eine ab Oktober für zwei Jahre.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/08/20220824-habeck-treiben-energieeinsparung-weiter-voran-bundeskabinett-billigt-energieeinspar-verordnungen.html

Sie leisten laut Bundeswirtschaftsministerium einen „kleinen, aber unverzichtbaren Beitrag“, Gas einzusparen.  So lasse sich mit den Maßnahmen der Gasverbrauch nach ersten Schätzungen um ungefähr 20 Terrawattstunden (TWh) senken, das sind zwei Prozent des jährlichen Bedarfs. Zugleich rechne sich die Maßnahmen: „Werden sie umgesetzt, lässt sich in den kommenden beiden Jahren ein Einsparvolumen von gut 10,8 Mrd. Euro erreichen.“ Dazu kommen Einsparungen beim Stromverbrauch von mehr als zehn TWh.

Robert Harbeck sagt aber auch, dass weitere Maßnahmen nötig sind, um noch mehr Energie zu sparen: „Wir stehen vor einer nationalen Kraftanstrengung, und es braucht ein starkes Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“, so Habeck und fügt an: „Jeder Beitrag zählt.“ Kritiker sagen: Wenn es so wäre, wäre nicht zuletzt das Tempolimit längst da, anstatt dass man die Unternehmen drangsaliert. „Ein Tempolimit würde 13,2 TWh einsparen und bietet damit kaum weniger Reduktions-Potenzial als kurzfristig der gesamte Industriesektor“, sagt Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Zum Vergleich: Alle Maßnahmen von Habecks zwei Verordnungen addiert sparen 20 TWh.

Die zwei Grad Ersparnis können Bürger weit übertreffen

Neue Berechnungen von der Dena belegen, die Markt und Mittelstand exklusiv vorliegt, dass die Bürger vor allem im Gebäudesektor mehr als doppelt so viel Gas und eine erhebliche Menge Öl eingespart werden wie durch die zwei neuen Verordnungen, wenn die Bürger freiwillig mitmachen: „Im Sinne der Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Aufgabe, Energie zu sparen, sollte jeder und jede einzelne etwas tun. Darin liegt kurzfristig ein deutlich höheres Einsparpotential im Umsetzen von staatlichen Verordnungen“, sagt Christian Stolte.

Und das geht auch ohne nennenswerten Verzicht, Einschränkungen oder den Verlust von Lebensqualität. Ein Beispiel: Wer seine Wohnung oder einzelne Zimmer um einen Grad weniger beheizt, spart sechs Prozent der Heizenergie. Bei 20 statt 22 Grad im Wohnzimmer oder 18 statt 20 Grad im Schlafzimmer wären es also zwölf Prozent Ersparnis.

Wenn das alle Haushalte machen würden, wären allein dadurch 2,5 Prozent weniger Gas im Jahr nötig, wie auch die Internationale Energieagentur ausgerechnet hat. Ein oft unterschätzter Faktor sei zum Beispiel auch, was durch eine Digitalisierungsoffensive an Einsparungen möglich ist. Alles in allem schätzt Energie-Fachmann Stolte: „Durch unser Tag-tägliches Verhalten und die Nutzung der digitalen Helfer lassen sich allein in Gebäuden kurzfristig Einsparungen von zehn bis 15 Prozent erzielen.“

 

 

Da stellt sich die Frage, warum das Verhalten jedes einzelnen nicht viel stärker im Fokus ist. „So manche Information, wie man ohne Verlust an Lebensqualität nennenswert Energie im Alltag sparen kann, ist tatsächlich noch nicht bei den meisten Menschen angekommen. Hier würden Kampagnen sicher helfen“, sagt Christian Stolte von der Dena.

Und der Energieexperte spricht auch eine Wahrheit offen aus, nämlich dass das Subventionieren von Energie für die breite Masse eigenes Energiesparen verhindern könnte: „Es braucht auch ein gerütteltes Maß an Motivation, damit sich Verhalten ändert. Und hohe Preise wirken da offenbar stärker als die Aussicht, den Klimawandel zu bekämpfen“, sagt Stolte und ergänzt: „Die Menschen achten derzeit stark auf das, was der Staat vorschreibt oder finanziell für sie tut. Ein äußerst schneller und effektiver Weg aber ist, selbst Energie zu sparen durch Umsichtiges handeln.“

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