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Der Tod kostet mehr als das Leben

Wegen des Ukraine-Krieges verteuern sich Bestattungen in Deutschland um bis zu 20 Prozent. Selbst Särge könnten knapp werden.

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Uwe Kunzler fürchtet nicht Tod und Teufel, aber weiter steigende Energiepreise. Deshalb warnt der saarländische Krematoriumsbetreiber: Wird das Gas noch teurer, müssten allein in seiner Heimat rund 1000 Feuerbestattungen im Monat ausfallen. Der Saarbrücker warnt: „Wohin dann mit den Toten? Die Kühlhäuser sind durch Corona bereits jetzt gefüllt“. Selbst Massengräber seien dann kein Tabu mehr. Kunzler ist auch Bundesvorsitzender der Krematorien in Deutschland. Und warnte in dieser Mission die Bundes-und Landeswirtschaftsminister. Mit Blick auf einen weiteren Corona-Winter und weiter steigende Gas- und Strompreise „wären binnen zwei Wochen sämtliche Kühlhäuser gefüllt.“
 
Das wäre dann ein weiteres Energie-Problem. Nicht nur die rund 160 Krematorien in Deutschland verbrauchten rund 20 Millionen Kubikmeter Gas im Jahr. Auch die Kühlung der Leichen zuvor verschlingt Strom. Tendenz steigend: Schon jetzt werden fast  800 000 der pro Jahr rund eine Million Tote in Deutschland eingeäschert. Vor allem Großstädter wollen nicht posthum zur Belastung für Angehörige werden oder wollen sich vom irdischen Leib endgültig trennen. Statt pflegeintensives Erdgrab sind handliche Urnen oder gleich verstreute Asche gefragt.

Das Holz fehlt

Auf trauernde Angehörige kommen womöglich noch weitere finanzielle Probleme zu. Auch das Holz der Särge wird immer teurer. So stieg der Preis für Fichtenholz schon um mehr als 50 Prozent in diesem Jahr. Experten befürchten: Wegen der sehr kurzen Vertragslaufzeiten beim Holzeinkauf und der generell volatilen Preise könnten diverse Holzarten noch knapper und teurer werden.
 
Das ist auch für die Freunde der Feuerbestattung keine gute Nachricht. Denn anders als in anderen Ländern herrscht in Deutschland Sargpflicht für die Toten auch im Krematorium. Gestattet für den letzten Gang sind aber günstige Holzarten wie Pappel, Kiefer oder Fichte. Hauptsache, sie erfüllen die VDI-Richtlinie 3891 zur Emissionsminderung in Anlagen zur Humankremation. Denn der Mensch brennt nicht gut und schadet selbst noch post mortem der Umwelt. Selbst bei einer Temperatur im Verbrennungsofen von bis zu 1.200 Grad dauert der Abschied von den sterblichen Überresten dort noch 50 und 90 Minuten. Bis zu 250.000 Tonnen CO2 produzieren die deutschen Krematorien jährlich.

Sorge vor Sargmangel

Eben erst verkündeten Deutschlands Bestatter, dass jeder zweite von ihnen noch 2022 die Preise um 10 bis 20 Prozent erhöhen will.  Als wichtigste Ursache für den erwarteten Preisanstieg nennen die Sarglieferanten gestiegene Kosten für Rohstoffe. Teurer geworden seien auch Vorprodukte wie die so genannten Rohsärge, die in großer Zahl vorwiegend aus Osteuropa importiert und dann in Deutschland aufgehübscht werden.
Jürgen Stahl, Chef des Bundesverbandes Bestattungsbedarf, begründete die Aufschläge vor allem mit dem Angriff auf die Ukraine. Nicht nur Energie und Holz hätten sich deshalb verteuert. Auch die ukrainischen Metallklammern und Garne für die Innenverkleidung fehlten. Einige Sarganbieter befürchten gar, dass ausbleibende Ersatzteile zu Produktionsausfällen führen könnten.

Lieferkettenprobleme bis zum Tod, sozusagen.
 

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