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Design-Trends 2025: Wie Politik die Werbewelt umkrempelt

Werbung und Grafikdesign entfernen sich von gesellschaftlichen Debatten. Mit der politischen Abkehr von Wokeness setzen Unternehmen wieder verstärkt auf Designs mit unklaren Konturen und weniger Ideologie.

Schemenhaft tanzende Frau mit Ohrstöpseln – Screenshot einer AirPod Werbung von Apple und ein Kontrast zum sonst sehr reduzierten und klaren Stil der Marke. Trotz politischem Druck hält der Tech-Gigant jedoch an seinen Diversitätsprogrammen fest und fordert Aktionäre auf, deren Abschaffung abzulehnen. (Bildquelle: apple.com)

Seit dem erneuten Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus erlebt die amerikanische Unternehmenslandschaft eine markante Wende in ihrer Haltung zur Diversitätspolitik und damit zur gesamten Außendarstellung von Unternehmen und iherer Werbebotschaften.

In den letzten Jahren hatten zahlreiche Unternehmen weltweit ihre Werbekampagnen verstärkt auf Diversität und Inklusion ausgerichtet. Etwa Google mit der Kampagne "Black-Owned Friday", Lego mit der Initiative "A-Z des Unglaublichen" oder L'Oréal mit der "Transformationsinitiative".

Doch nun erfährt der politische Diskurs um "Wokeness" und Gleichstellung eine drastische Rückabwicklung, insbesondere durch die präsidentielle Dekretpolitik Trumps, die auf die Abschaffung von Diversity-, Equity- und Inclusion-Programmen (DEI) sowohl in staatlichen als auch privatwirtschaftlichen Strukturen abzielt.

Diversity adé z.B. bei Aldi Süd, Meta, Amazon, McDonald's u.a.

Jüngst wurde bekannt, dass sich nun auch der deutsche Discounter Aldi Süd diesem Trend anzupassen scheint. Der Konzern hat offenbar maßgebliche Informationen zu seinen Diversitätsprogrammen von seiner US-Karriereseite entfernt. Noch vor wenigen Wochen präsentierte das Unternehmen seine Engagements unter dem Reiter "Aldinclusive" mit dem Slogan "Diversity Strengthens Us". Hier konnten Bewerber sich umfassend über unternehmensinterne Initiativen und Förderprogramme informieren, die den Wert der Inklusion betonen sollten. Nun jedoch verbleibt lediglich eine allgemeine Erklärung zur Chancengleichheit, die zwar den formalen Antidiskriminierungsrichtlinien entspricht, aber inhaltlich kaum noch ein klares Bekenntnis zu einer proaktiven Diversitätspolitik erkennen lässt.

Aldi Süd ist nicht das einzige Unternehmen, das seine DEI-Strategien überdenkt oder gar rückabwickelt. Der Druck konservativer Akteure und eine politisch geprägte gesellschaftliche Debatte um die Rolle von Diversitätsprogrammen haben bereits zahlreiche US-Konzerne veranlasst, ihre entsprechenden Strategien zu modifizieren oder ganz aufzugeben. 

Die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, Meta, hat etwa ihre Abteilung für Diversität und Inklusion aufgelöst. Während das Unternehmen weiterhin auf "faire und konsistente Praktiken" verweisen will, wurde der sogenannte "Diversity Slate"-Ansatz abgeschafft, der sicherstellte, dass bei Neueinstellungen eine breite Palette an Kandidaten berücksichtigt wird.

Amazon verfolgt eine ähnliche Strategie und plant die schrittweise Einstellung verschiedener DEI-Programme, ohne genau zu spezifizieren, welche davon betroffen sind. Auch McDonald's hat seine Diversitätspolitik zurückgefahren. Konkret wird das Unternehmen keine verbindlichen Ziele mehr für eine diversifizierte Unternehmensführung setzen und sein Programm zur Sensibilisierung der Zulieferer für Diversitätsfragen einstellen.

Eine vergleichbare Entwicklung zeigt sich in der Automobilbranche. Ford hat seine Teilnahme am Corporate Equality Index der Human Rights Campaign (HRC) beendet. Auch Harley-Davidson und John Deere scheinen ihre bisherigen Engagements für Inklusion und Diversität zu überdenken.

Apple als widerständige Ausnahme

Während viele Unternehmen dem politischen und gesellschaftlichen Druck nachgeben, positioniert sich Apple als eine der wenigen multinationalen Firmen, die aktiv an ihren Diversitätsprogrammen festhält. Der Konzern sieht sich mit einer Aktionärsforderung konfrontiert, die die Abschaffung der Diversitätsagenda fordert. Diese wurde mit dem Argument begründet, dass entsprechende Maßnahmen zu potenziellen Rechtsstreitigkeiten führen könnten. Apple konterte mit der Aussage, dass die Initiative einen unzulässigen Eingriff in die Unternehmensstrategie darstelle und das Unternehmen hinreichende Mechanismen besitze, um rechtliche Risiken zu minimieren. Apple hat seine Anteilseigner explizit dazu aufgerufen, gegen den Antrag zu stimmen, der auf der Hauptversammlung im Februar zur Abstimmung steht.

Die Entwicklung zeigt, wie tiefgreifend politische Umbrüche in den Vereinigten Staaten auf unternehmerische Strukturen einwirken. Während in der Ära Biden eine verstärkte Förderung von Diversität und Gleichstellung als ein zentrales Element wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformation galt, markiert der erneute Machtwechsel eine fundamentale Kehrtwende.

Die Frage bleibt, wie nachhaltig dieser Schritt sein wird. Sollte sich der politische Wind erneut drehen, könnten Unternehmen wiederum gezwungen sein, ihre Strategien anzupassen. Apple beweist, dass Widerstand möglich ist, doch es bleibt abzuwarten, ob dieser Standpunkt wirtschaftlich tragfähig bleibt.

Werbung 2025: Reflektierte Bruchlinien unserer Zeit und ein visuelles Manifest für eine Welt im Umbruch

Dieser tiefgreifende Wandel in der Unternehmenswelt bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sich Marken und Konzerne in der Öffentlichkeit präsentieren. Werbung und Design reflektieren stets gesellschaftliche Strömungen und politische Entwicklungen – sei es in der Bildsprache, den Slogans oder den Themen, die Kampagnen in den Mittelpunkt rücken. 

Während in den vergangenen Jahren Diversität, Inklusion und gesellschaftliche Verantwortung zunehmend als Kernbotschaften in der Markenkommunikation verankert wurden, zeichnet sich bereits  ein gegenläufiger Trend ab. Unternehmen, die sich zuvor mit diversitätsbewusster Werbung positionierten, überdenken ihre Strategie – teils aus wirtschaftlichen Überlegungen, teils aus Angst vor gesellschaftlicher und politischer Gegenreaktion. Was einst als Spielwiese kreativer Freiheit galt, wird mehr und mehr zu einem Spiegelbild des politischen und gesellschaftlichen Spannungsfelds. Die Ära pastellfarbener Harmlosigkeit ist vorbei – Design reflektiert die Bruchlinien unserer Zeit und wird zum visuellen Manifest für eine Welt im Umbruch.

Trend 2025: Aurora-Borealis-Motive

Inspiriert von den Nordlichtern besitzen die sanften, diffusen Farbverläufe der Aurora-Borealis-Motive eine starke metaphorische Kraft, die die aktuelle weltpolitische und gesellschaftliche Dynamik widerspiegelt. Das Jahr 2025 ist von Unsicherheiten, Spannungen und Umbrüchen geprägt – genau wie das faszinierende, aber unvorhersehbare Naturphänomen der Nordlichter.

  • Symbol für Hoffnung und Transformation: In Zeiten globaler Krisen sehnen sich viele Menschen nach Schönheit, Momenten der Ruhe, des Staunens, der Mystik und der Verbundenheit mit der Natur. Die Aurora Borealis erinnert daran, dass selbst in der Dunkelheit faszinierendes Licht existieren kann.

  • Reflexion über menschliche Machtlosigkeit: Das Polarlicht entsteht durch geladene Sonnenwindpartikel, die auf das Magnetfeld der Erde treffen – ein unkontrollierbares, mächtiges Naturphänomen. Dies spiegelt die Ohnmacht wider, die viele Menschen angesichts der aktuellen geopolitischen und klimatischen Entwicklungen empfinden.

Trend 2025: Anaglyphe Bilder

Der Begriff Anaglyph bezeichnet Bilder, die aus zwei leicht versetzten Farbkanälen – meist Rot und Cyan – bestehen und mit einer speziellen Brille räumlich wirken. Ohne diese Brille erscheinen sie jedoch verzerrt, doppelt und verschwommen. Diese visuelle Mehrdeutigkeit steht sinnbildlich für die gegenwärtige Zeit: eine Welt, in der nichts mehr eindeutig ist, in der Informationen und Wahrheiten oft gegensätzlich erscheinen und in der Unsicherheit das vorherrschende Gefühl ist.

  • Anspannung und Verwirrung als Designelement:  Anaglyphe Bilder erzeugen ein Gefühl der Verwirrung und fordern das Auge heraus, das Bild zu „entschlüsseln“.

  • Polarisierung als gestalterisches Mittel: Die optische Trennung in Rot und Cyan kann als Symbol für politische und gesellschaftliche Spaltung interpretiert werden.

Trend 2025: Protest-Design

Protest-Design findet in der Werbung auf vielfältige Weise Ausdruck. Besonders auffällig ist der Trend zu großer, markanter Typografie. Damit wird eine klare Botschaft vermittelt: Man möchte laut sein, Stellung beziehen und sich gegen politische Unsicherheit auflehnen. Die Schrift wird zum visuellen Protestmittel, das nicht nur gelesen, sondern fast schon gehört werden kann. Diese kraftvolle Gestaltung steht für Widerstand und Entschlossenheit. Diese Ästhetik ist nicht darauf ausgelegt, zu gefallen – sie will Aufmerksamkeit erzeugen und eine Reaktion hervorrufen.

 

Trend 2025: Dark Mode

Auch wenn Dark Mode bereits mehrfach als Designtrend in erscheinung trat – nun dient er in unserer Welt im Krisenmodus als Reduktion auf das Wesentliche, als Kontrolle im Chaos.

Schwarz steht für Macht, Klarheit und eine fast autoritäre Ästhetik – eine visuelle Entschlossenheit, die in unsicheren Zeiten besonders anziehend wirkt. In einer Ära, in der Fake News und postfaktische Debatten das Leben prägen, schafft Dark Mode eine Ästhetik der Verlässlichkeit. Das klare Kontrastverhältnis vermittelt Struktur, das Fehlen von grellen Farben signalisiert Ernsthaftigkeit.

Insbesondere Automobilkonzerne sowie Tech-Giganten setzen bewusst auf dunkle Werbung: Ein visuelles Signal für Kontrolle und Zukunftssicherheit. Kein Platz für Beliebigkeit, kein Raum für Unklarheit. Schwarz ist die Farbe der Entscheidung – ein Design, das sich der Launenhaftigkeit des Zeitgeists widersetzt.

Trend 2025: Neumorphism

Viele Marken setzen aktuell in ihrer Werbung auf visuelle Unschärfe, verschwommene Übergänge und ein gewisses Maß an Ambiguität. Diese Ästhetik reflektiert die Unsicherheit der Gegenwart, die Unberechenbarkeit globaler Entwicklungen und die zunehmende Schwierigkeit, zwischen Wahrheit und Manipulation zu unterscheiden.

Doch es gibt auch eine gegensätzliche Strömung: Während die Welt immer lauter, chaotischer und unübersichtlicher wird, wählen einige Unternehmen eine bewusst reduzierte, fast meditative Designsprache. Neumorphism ist ein markantes Beispiel für diesen Trend – ein minimalistischer Stil, der mit Licht und Schatten spielt und eine fast surreale Tiefe erzeugt. Die Ästhetik wirkt sanft, organisch und beruhigend, als ob sie den Nutzer aus der harschen Realität in eine taktile, fast greifbare digitale Welt entführen möchte. Während uns soziale Medien, Populismus und Dauerempörung in einen endlosen Strudel der Erregung ziehen, bietet Neumorphism eine optische Entschleunigung.

Apple ist ein perfektes Beispiel für diesen gestalterischen Dualismus. Der Tech-Gigant setzt seit Jahrzehnten auf Klarheit und Beständigkeit. In der Ankündigung des IPhone 16 gibt es keine verwischten Konturen oder absichtliche Unschärfe. Stattdessen bleibt das Unternehmen glasklar, geordnet, kompromisslos durchdacht. In einer Welt der Polarisierung wird diese Klarheit selbst zu einem politischen Statement – ein leises, aber entschlossenes Zeichen für Stabilität und Verlässlichkeit.

 

Was kommt, was bleibt?

Unternehmen reagieren auf gesellschaftliche Spannungen mit neuen visuellen Narrativen – sei es durch diffuse, anaglyphe Ästhetik oder durch unklare Konturen, verschwommene Übergänge und bewusst gesetzte Mehrdeutigkeiten. Was früher als Makel galt, wird nun als kreative Strategie genutzt. Schreiende Typografie, glitchartige Verzerrungen und visuelle Irritationen symbolisieren Widerstand gegen eine sich verändernde Welt. Gleichzeitig findet man auch klare, reduzierte Designs, die auf ihre Weise Sicherheit vermitteln wollen. KI-generierte Gestaltungselemente erschaffen zunehmend surreale Bildwelten, die sich zwischen Retro-Futurismus und digitaler Meditationsästhetik bewegen. Trotz all dieser Trends bleibt eine Konstante bestehen: Der Wandel selbst:

  • KI-generiertes Design ist nicht mehr nur Hype, sondern ein fester Bestandteil des Workflows – oft mit surrealen, verzerrten Ergebnissen.
  • Retro-Futurismus bleibt ein Favorit, aber mit mehr Ecken und Kanten.
  • Monumentale Typografie dominiert – denn 2025 hat keine Zeit für kleine Worte.
  • Clean und perfekt? Ist weiterhin zu sehen, jedoch seltener als zuvor.

2025 wird also wild, laut und voller Kontraste. Ob Aurora, Anarchie oder Neumorphism – Design ist nicht mehr neutral, sondern ein Statement.

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